Aufruf zur Solidarität mit Menschen auf der Flucht
In diesen sogenannten Hotspots seien Inhaftierungen von Schutzsuchenden, mangelnde Gewährleistung der Identifikation besonders Schutzbedürftiger, unzureichender Zugang zu medizinischer Versorgung und schulischer Bildung sowie die Aushebelung des Rechtsschutzes im Asylverfahren Alltag. „Dieser Hotspot-Ansatz untergräbt systematisch die Menschenrechte von Schutzsuchenden und gehört daher sofort beendet“ fordert Dieter Kaufmann.
Auch auf dem griechischen Festland ist nach Ansicht der württembergischen Diakonie die Situation geflüchteter Menschen wegen fehlendem Schutz- und Versorgungssystem höchst prekär. Dabei hätte eine Vielzahl von Personen das Recht, durch Familienzusammenführungen in andere EU-Staaten umzusiedeln und mit ihren Familienangehörigen vereint zu werden. „Die Familieneinheit ist ein hohes Gut und die Aufnahme von Familienangehörigen kein behördlicher Gnadenakt, sondern beruht auf einem Rechtsanspruch“, so Kaufmann. Laut einer Bundestagsanfrage wurden allein 2019 rund 75 Prozent aller Gesuche zur Familienzusammenführung aus Griechenland von Deutschland abgelehnt.
Die Diakonie Württemberg kooperiert mit ihrer Partnerorganisation NAOMI im griechischen Thessaloniki. NAOMI begleitet in vielfältiger Weise Menschen auf der Flucht und sieht ihre Aufgabe als eine doppelte Mission: Notfallhilfen für besonders Schutzbedürftige zu geben und Integrationsmaßnahmen zu fördern.
Hintergrund:
Mit 70,8 Millionen Menschen waren laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNCHR) noch nie so viele Menschen auf der Flucht wie bisher. Die Tendenz ist weiter steigend. Die Folgen der Abschottungspolitik Deutschlands und anderer mittel- und westeuropäischer Staaten werden besonders in Griechenland deutlich: Für diejenigen, die trotz der Schließung der sogenannten Balkan-Route und dem EU-Türkei-Deal ankommen, wird Griechenland in der Regel zur Endstation. Folglich ist das unzureichende Schutzsystem in Griechenland überfordert und ein Leben in Sicherheit und Würde kaum möglich.
Die Diskrepanz zwischen weltweit steigenden Flüchtlingszahlen und der Meldung aus Deutschland, dass die Zahl der Asylerstanträge im Jahr 2019 laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erneut zurückgegangen ist, erklärt sich dadurch, dass die Europäische Union als Ganzes ihre Außengrenzen rigoros gegenüber Menschen auf der Flucht abschottet. Zudem wird die Verantwortung über neu ankommende Geflüchtete durch die Dublin-Verordnung und weitere Abkommen auf einzelne EU-Staaten an den EU-Außengrenzen abgewälzt.
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.
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