Kindersicherheit in neuen Mobilitätsformen sicherstellen
Kindersitze haben in den vergangenen Jahren bedeutende Verbesserungen erfahren. Einfachere Handhabung und mit Isofix vorbereitete Autos führen dazu, dass die gefährlich falsche Anwendung („Misuse“) seltener wird. Bedeutende Verbesserungen brachte die nunmehr vollständig in Kraft getretene Zulassungsvorschrift ECE R 129 auch für ältere Kinder, die auf Sitzerhöhungen („Booster“) reisen.
„Wir müssen aber alles daransetzen, diesen hohen Standard zu halten“, mahnte Prof. Dr. Klaus Langwieder, langjähriger Vorsitzender der Konferenz. Dies gelte vor allem auch für gänzlich neue Fahrzeugtypen. Womöglich unterschätzten Eltern in Zukunft die Gefahren für ihre Kinder, wenn diese ohne ausreichenden Schutz in voll automatisierten Autos unterwegs sind. Auch wenn diese so genannten „People Mover“ oder „Robotaxis“ nur langsam führen, seien sie doch im Mischverkehr mit deutlich schnelleren konventionellen Autos dem gleichen Risiko ausgesetzt wie derzeit. Für zukünftige Innenraumkonzepte, bei denen eventuell die Insassen in variabler Richtung orientiert reisen können, gibt es heute noch keine Kindersitze. Es sind nach Ansicht etlicher Experten auch neue Möglichkeiten zur Fehlbedienung zu befürchten. Langwieder, den eine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit TÜV SÜD verbindet, ermunterte die Experten für Kindersicherheit deshalb, die Revolution der Mobilität von Anfang an zu begleiten.
Zufrieden zeigten sich die Fachleute mit den in hochentwickelten Ländern erzielten Fortschritten der vergangenen Jahre. Sitze und Sitzerhöhungen der neuen Norm ECE R 129 orientieren sich nunmehr an der Größe der Kinder und nicht mehr am Gewicht. Sie passen daher besser zur körperlichen Entwicklung. Zudem ist ein optimales Zusammenwirken mit inzwischen üblichen Sicherheitssystemen wie Seitenairbags gewährleistet. Weiterhin zeigten mehrere Vorträge eindrucksvoll auf, welches Sicherheitspotenzial im so genannten Stützbein bei vorwärts gerichteten, mit eigenen Gurten versehenen Isofix-Sitzen steckt. Die Belastung von Kopf und Halswirbelsäule reduziert sich bei einem Unfall um rund die Hälfte.
Ein Autohersteller präsentierte auf der Konferenz den Prototyp eines Sitzes, der sogar einen eigenen Gurtstraffer und verstärkten Seitenaufprallschutz hat. Darüber hinaus verfügte das Studienobjekt über ein Kamera-gestütztes System, das im Fall einer Fehlbedienung Alarm schlägt. Als internationale Konferenz befasste sich „Protection for Children in Cars“ aber nicht nur mit solchen hochentwickelten Lösungen, sondern auch mit der Situation auf anderen Kontinenten. Weltweit gesehen sind Verkehrsunfälle nämlich immer noch die häufigste Todesursache zwischen fünf und 29 Jahren. Referenten aus Lateinamerika berichteten von vielen nur eingeschränkt tauglichen Angeboten an Kinderrückhalte-Systemen in ihren Ländern.
Doch auch in Europa sind noch Fortschritte möglich. Dies verdeutlichte eine Zahl, die der Repräsentant der EU-Kommission für Verkehrssicherheit und nachhaltige Mobilität, Matthew Baldwin, vortrug. Danach ist das Risiko von Kindern, bei einem Verkehrsunfall im Auto zu Tode zu kommen, in Rumänien siebenmal höher als beim europäischen Primus Schweden. Umso mehr freuten es die Organisatoren und TÜV SÜD Akademie, dass erstmals ein Teilnehmer aus Rumänien an der Konferenz teilnahm.
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