Die (R)Evolution von industriellen Geschäftsmodellen durch Digitalisierung und IoT
Der WRO-Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Achern, Klaus Muttach, begrüßte die zahlreichgekommenen Gäste aus Industrie und Verwaltung und bedankte sich recht herzlich für die Gastfreundschaft bei der Familie Fischer und der gesamten Fischer Group. Beim beeindruckenden Betriebsrundgang und der Präsentation der Firma Fischer durch den geschäftsführenden Gesellschafter Hans-Peter Fischer konnten sich die Gäste auf das Thema Digitalisierung in der Industrie einstimmen. Als Weltmarktführer in der Fertigung von Edelstahlrohren und-bauteilen legt das Familienunternehmen schon seit Jahren besonderen Wert auf die Optimierung und Automatisierung von Prozessen sowie auf die Forschung und Entwicklung neuer Produkte.
Der Digitalisierungsspezialist Wagner benennt die Möglichkeiten und Fallstricke bei der Evolution und der Revolution industrieller Geschäftsmodelle anhand zahlreicher praktischer Beispiele.
„Das Internet der Dinge (IoT) ist einer der Trends, der zunehmend an Bedeutung gewinnt und immer mehr Wertschöpfungspotenzial für die Industrie darstellt“, beschreibt Wagner die aktuelle Situation für Unternehmen. „IoT verändert mit seiner Dynamik immer mehr Branchen und treibt eine ganz neue Ära des Wettbewerbs an. Davon wird das Kern-Geschäftsmodell jedes Unternehmens betroffen sein“, so Siemens Chef. Den Kern von IoT beschreibt Wagner mit einigen bekannten Beispielen aus unserem Alltag. Beispielgebend nennt er die drei Unternehmen Amazon, Spotify und Uber. Amazon hat bei der traditionellen Buchhandlung digitale Technologie eingesetzt und daraus entstand ein komplett neues Geschäftsmodell. Das schwedische Start-Up Spotify verwandelt durch Digitalisierung den klassischen Plattenladen in einen Streaming-Dienst. Ähnlich wirkt Uber in der Taxi-Branche –beim Aussteigen erfolgt automatisch die digitale Bezahlung. „Alle diese neuen Produkte und deren Geschäftsmodelle krönen die Bequemlichkeit des Kunden, indem man ihm einen Teil des Entscheidungsprozesses abnimmt und ihm das vereinfachte Geschäftsmodell „Abo“ anbietet. Diese Unternehmen gehen den Weg vom Produkt bis zum kundenzentrierten Denken“, erklärt Dr. Ralf Wagner.
„Die Digitalisierung hat signifikante Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette. Sie führt die neuen Geschäftsmodelle von einer produktorientierten zu einer benutzerzentrierten Denkweise. Das ist IoT – nämlich der Weg von Digitalisierung zu Digitaler Transformation“, erläutert Dr. Wagner. Als Beispiel benennt er Rolls Royce – ein Unternehmen, das schon in den 80er Jahren sein gesamtes Geschäftsmodell durchdachte und ein komplett neues entwickelte. Rolls Roys hat einen Total-Care-Service Ansatz eingesetzt – das „Power-by-the-Hour-Modell”. Dabei wird nicht die Flugzeugturbine verkauft, sondern jede Stunde Leistung des Motors und die Wartung dazu.
Solche geschäftlichen und technischen Treiber beschleunigen die Digitalisierung der Industrie. Mit der Entwicklung der Technologien wie Digitalisierung, Sensoren, Konnektivität, Bandbreite, Datenerfassung steigern Unternehmen den Geschäftswert für Lieferanten und Betreiber. Beispielsweise können Hersteller mittels Fernüberwachung einer Maschine ihren Service optimieren und somit zusätzliche Verfügbarkeit verkaufen. Für den Kunden ist eine Optimierung der Stillstandzeiten ein großer Mehrwert, da zusätzliche Produktionszeit gewonnen wird.
Wie kann der Mittelstand von diesen Entwicklungen profitieren? Auf dem Weg zur kompletten Digitalen Transformation definiert der Siemens-Chef drei „Stufen“– Verbinden und Überwachen, Analysieren und Vorhersagen sowie Digitalisieren und Transformieren. Nach diesem Leitfaden begleitet Siemens erfolgreich Unternehmen in die Digitale Transformation. „Ein Unternehmen muss gemäß dem Zustand seiner Digitalisierung die entsprechende Einstiegsstufe wählen, um sich zur digitalen Transformation hin zu entwickeln “, empfehlt der Siemens-Profi. Jede Etappe ist Basis für die nächste.
Die komplette digitale Transformation bringt ein Industrieunternehmen auf ein neues Produktivitätsniveau. „Das ist möglich durch die Nutzung des digitalen Zwillings. Ein digitaler Zwilling ist ein virtuelles Produkt, das mittels Simulationen einerseits Optimierung in der Produktionsphase erlaubt, andererseits Verbesserungen des Produkts ermöglicht. Der Gesamtprozess muss cybergeschützt sein. Siemens verfügt über eine eigene Hackerabteilung, die regelmäßig Hackerattacken auf die IoT-Operationssystemen des Konzerns richtet“, verrät Dr. Wagner. Damit erreiche man höchstmögliche Sicherheit.
In der abschließenden Diskussionsrunde gab Dr. Wagner den Ortenauer Unternehmern aus dem WRO-Wirtschaftsbeirat konkrete Vorschläge für die Optimierung von Produktionsprozessen, um in der Digitalisierung voran zu kommen.
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