Inventur von Rothirsch und Co. in den deutschen Nationalparks
Bereits beim Auftaktworkshop des Mammutprojektes im Frühjahr 2019 hatten sich die Nationalparks auf die Durchführung eines einheitlichen Populationsmonitorings mit Hilfe von Fotofallen – also automatischen Wildtierkameras – geeinigt und dafür einen einjährigen Probelauf beschlossen. „Seit Oktober 2019 sind bundesweit insgesamt 643 Fotofallen in zehn Großschutzgebieten im Einsatz“, erklärt Dr. Christian Fiderer, Projektkoordinator an der Universität Freiburg. „Allein in den ersten beiden Monaten des Testlaufs sind bereits weit mehr als 200.000 Fotofallenbilder bei uns eingegangen, die es jetzt wissenschaftlich auszuwerten gilt.“ Im Nationalpark Hainich wurden 69 Fotofallen aufgestellt, die bisher, d.h. in der Zeit von Oktober 2019 bis Februar 2020, ca. 80.000 Fotos aufgenommen haben.
„Ziel des Projekts ist es, Zusammenhänge zwischen der Populationsgröße einzelner Huftierarten und deren Wirkung auf das Ökosystem zu erforschen sowie ein langfristiges Wildtiermonitoring in den Nationalparks zu etablieren“, erklärt PD. Dr. Marco Heurich, wissenschaftlicher Leiter des Projekts und Abteilungsleiter des Nationalparks Bayerischer Wald. „Nur so kann letztendlich ein sinnvolles und nachhaltiges Management der Huftierbestände in den Nationalparks erfolgen.“ Bei Huftieren handelt es sich dabei um folgende Arten: Rothirsch, Damhirsch, Reh, Wildschwein, Gämse und Mufflon
Erstmals nationalparkübergreifender Ansatz mit standardisiertem Testlauf
Zusammen mit den Ergebnissen des Wildwirkungsmonitorings, welches im März dieses Jahres startet und u.a. die Aufnahme des Verbisses von jungen Bäumen beinhaltet, sollen die Auswertungen der Fotofallenbilder wichtige Informationen zum Einfluss der Huftiere auf die Waldentwicklung in den Nationalparks liefern. Doch damit nicht genug: An den aktuellen Probebetrieben nehmen neben dem Nationalpark Bayerischer Wald auch die Nationalparks Berchtesgaden, Schwarzwald, Hainich, Kellerwald-Edersee, Hunsrück-Hochwald, Eifel, Harz und Müritz sowie das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide teil. „In diesem Umfang stellt das Projekt somit zumindest in Europa ein bislang einzigartiges Unterfangen dar“, so Fiderer. „Bisher unterschieden sich die beim Wildtiermonitoring eingesetzten Methoden in den einzelnen Nationalparks zum Teil sehr, so dass sich Erkenntnisse über Wildtier-Umwelt-Beziehungen in der Regel lokal auf einzelne Schutzgebiete beschränkten.“ Die Teilnahme fast aller terrestrischen Nationalparks Deutschlands an einem streng standardisierten Testlauf erlaubt es nun erstmalig, diese Wechselbeziehungen in einem größeren Kontext nationalparkübergreifend und somit auch in Abhängigkeit zu verschiedenen Waldökosystemen zu untersuchen.
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