„Nachhaltigkeit + Transparenz = Gemeinwohl-Ökonomie“
Das frühere landwirtschaftliche Mustergut der berühmten Industriellendynastie Borsig, steht seit 1866 für Erfindungs- und Fortschrittsgeist. Mehr als 150 Jahre Geschichte der Nachhaltigkeit in Ökologie (bereits damals wurde der Rinderstall mit Biomasse ‚air-conditioned‘), CSR (1840 weltweit erste Einführung eines Firmensozialsystems) und Wirtschaft (1918 Europas größter Eisenbahnproduzent in sozialer Partnerschaft mit seinen Arbeitern) atmet dieser Ort. Und diese Tradition führt der neue Eigentümer Michael Stober mit dem Kauf einer abrissreifen Ruine im Jahr 2000 mit viel Herzblut und Engagement fort.
Per se ist das familiengeführte Landgut STOBER ein Unternehmen, das nicht vorrangig auf die Erzielung von Gewinnen ausgerichtet ist. Das unternehmerische Nachhaltigkeitskonzept bildet mit seinen umfassenden Maßnahmen in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales die Basis für ein gemeinwohl-orientiertes Unternehmen. Die jetzt im Neubau umgesetzte Energieautarkie ist nur ein ergänzender Baustein für das bereits Erreichte: eigene Stromerzeugung durch Photovoltaik-Anlage, Holzhackschnitzelheizung mit 12,5 Hektar eigenem Wald, sowie alle 200 Toiletten-Spülungen mit Regenwasser. Dadurch 50% Frischwasserersparnis. Weitere 25% Frischwasserersparnis durch eigene Wasserdruckerhöhungsanlage und Perlatoren. Elektrosmogreduzierte Zimmer, Fairtrade Bettwäsche und -Textilien sowie -Kosmetik und der berühmte essbare Teppich (aus Mais), krumme Holzdielen mit 20% weniger Verschnittverlust oder metallfreie Betten von COCO-MAT aus Naturmaterialien runden das Gesamtkonzept ab. Eine kostenfreie PV-gespeiste E-Tankstelle oder ein 300 m² großer Kräuter-und Gemüsegarten sind längst Standard, wie die Verwendung fast ausschließlich regionaler, frischer Produkte von selbst geprüften lokalen Herstellern, die ihre Produkte lieben. Im Bereich CSR: aktuell einzigartige Jobkampagne als Beispiel innovativer Mitarbeiterfindung, bei der das Landgut STOBER die Hotelbranche und sich selbst ‚auf die Schippe nimmt‘. Außerdem: Modell zur Integration von Geflüchteten am Arbeitsplatz, freiwillige, betriebliche Altersvorsorge, Mitarbeiterweiterbildungskontingente, Mitarbeiterbeteiligung und Mitentscheidung sind nur Beispiele für die Wertschätzung, Respekt und Toleranz gegenüber den 55 festen Mitarbeitern und 150 Teilzeitkräften, Freelancern oder saisonalen Kräften.
Zudem hat das Landgut STOBER im November 2016 eine interessante Berechnung angestrengt. Da seit 2013 Klimabilanzen erstellt werden, lagen alle Verbrauchsdaten vor. Neben diesen wurden alle Werte notiert, die bei nicht nachhaltigem Verhalten entstehen. Das Ergebnis war erstaunlich: konsequent nachhaltiges Verhalten ist nicht teurer, sondern deutlich preiswerter als nicht nachhaltiges Verhalten mit 4,6% Preisvorteil! Und das noch ohne den Imagegewinn oder Marketingmehrwert bei Nachhaltigkeit. Wie das? Die zwei Holzhackschnitzelheizungen à 500 KW haben zwar 180T€ Mehrkosten verursacht, wurden aber mit 30% gefördert. Dazu sparen sie 60T€ Heizkosten jedes Jahr = Gewinnzone im 3. Jahr. Die PV-Anlage rechnet sich nach 4 Jahren, die Regenwassernutzung und Wasserregulierung hat ihren Break-even nach 7 Jahren, Nutzung von Großgebinden oder Mülltrennung, moderne Dosierungssysteme, Wärmerückgewinnungsanlagen, Recycling alter Baustoffe und Wiederverwendung oder manchmal auch nur der Verzicht auf etwas durch Bewusstmachung sind alles lohnende Maßnahmen. Natürlich hat nachhaltiges Verhalten auch weitere – nicht unmittelbar merkantil zu messende – Vorteile, wie ein gutes Gewissen, weil man durch sein Verhalten die Umwelt schont und auch nachfolgenden Generationen ein besseres Leben ermöglicht.
Zusätzliche Transparenz des unternehmerischen Handelns, das Offenlegen der Liefer- und Wertschöpfungsketten, führen automatisch zu aktiv gelebtem, an gemeinwohl-ausgerichtetem Unternehmertum. Hier orientiert sich das Landgut STOBER am Modell der Gemeinwohl-Ökonomie nach Christian Felber, welche sich in Theorie und Praxis weitestgehend von bisher bestehenden Wirtschafts-Systemen wie Kapitalismus und Sozialismus löst und für ‚ethische Marktwirtschaft‘ steht. Dieses Denkmodell stützt sich auf private Unternehmen, NGOs und Stiftungen, welche im gemeinsamen Verfügungsrahmen den eigenen wirtschaftlichen Erfolg der Zielerreichung des größtmöglichen Gemeinwohls unterordnen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass sich der Unternehmenserfolg des Einzelnen und der eigentliche Zweck des Wirtschaftens anhand gemeinwohl-orientierter Werte definieren. Soziale Gerechtigkeit, Achtung der Menschenwürde, Solidarität, demokratische Mitbestimmung und ökologische Nachhaltigkeit sind dabei die zentralen Werte. Die Gemeinwohlökonomie ist auf gesellschaftspolitischer Ebene als Initiative der Bewusstseinsbildung anzusehen und beruht auf gemeinsamem, wertschätzendem Tun möglichst vieler Menschen.
Soweit die Theorie. In der Praxis ging es anfänglich darum, das Tagungs- & Hotel-Geschäft auf dem Landgut STOBER ‚zum Laufen zu bringen‘. Sieben magere Jahre erwirtschaftete das Landgut eine rote Null oder ein Minus, dann zwei Jahre ein kleines Plus – aber nur weil die Geschäftsführung seit 18 Jahren auf ein Geschäftsführergehalt zugunsten der Mitarbeiter/innen und des Unternehmens verzichtet – und dann endlich in 2017 ein klares Plus. Die anfallenden Gewinne werden zu 20% an gemeinnützige Institutionen oder für humanitäre Zwecke gespendet, zu mittlerweile 20% den Mitarbeitern/innen durch verbesserte Sozialleistungen oder höhere Gehälter zurückgeführt, zu 40% reinvestiert und 10% für Sonderdarlehenstilgungen verwendet. Nur 10% fließen an die Eigentümer. Der heutige Erfolg zeigt inzwischen glücklicherweise, dass es im Endergebnis funktioniert.
Die Umsetzung war aber mit extrem viel Lebenszeit, Lebensenergie und Herzblut verbunden, wobei nachhaltiges und gemeinwohl-orientiertes Handeln eben immer eine ‚Reise‘ und nie ‚Stillstand‘ bedeutet. Daher ist auch die Hotelerweiterung auf insgesamt 300 Zimmer ein lang geplantes Projekt, welches in seiner Originalität und in seinem Innovationsgrad einzigartig in Europa ist. In Zusammenarbeit mit vielen Experten wird eine echte Energieautarkie realisiert. Die echte Energieautarkie bedeutet, dass man ohne Einspeisung ins Netz oder Abnahme aus dem Netz auskommt. Daraus ergibt sich, dass das Landgut STOBER selbst produzierte Energie speichert und bald komplett ohne Zufuhr von fremden Netzbetreibern agiert. Eine 2.300 m2 große Photovoltaik-Anlage und zwei Kaskaden-Blockheizkraftwerke auf Biogasbasis produzieren die erforderliche Energie, welche durch Lithium-Batterien mit einer Kapazität von 1 MWh gespeichert werden. Hinzu kommt ein riesiger unterirdischer Pufferspeicher von 3000 m3. Leider gibt es zur Speicherung im Havelland keine Stauseen aber im eigenen Wald wachsen 50% der benötigten Biomasse. Energieautarkie im Normalbetrieb auf 15.000 m2 Nutzfläche, ohne Zufuhr neuer Produktionsenergie. Die Höhe der anstehenden 2 Mio. € Investitionskosten amortisiert sich nach 5 Jahren. Der Break-even errechnet sich durch die Einsparung von Stromkosten sowie einem Fördermittelzuschuss des Landes Brandenburg und der EU für dieses Pilotprojekt.
Weil Nachhaltigkeit plus Transparenz eben Gemeinwohlökonomie ergibt, ist das Landgut seit 2018 gemeinwohlbilanziert – mit einem sehr guten Audit-Ergebnis. Als erstes Bio-Hotel in Berlin/Brandenburg wurde das Landgut STOBER im Jahr 2017 zudem mit dem Green Hotelier Award (UK) – also grünstes Hotel Europas – sowie Michael Stober mit dem Certified-Star Award ‚Hotelpersönlichkeit des Jahres 2015‘ ausgezeichnet. Außerdem ist das Landgut STOBER Gewinner des Meeting Experts Green Award (GCB & EVVC) in den Jahren 2015 und 2019.
Das Landgut STOBER ist in Europa einzigartig und nimmt als Leuchtturmprojekt eine Vorreiterrolle im Thema Nachhaltigkeit ein. Hinzu kommt ein Mehrwert, den man dem Kunden/Gast durch eigenes Verhalten weitergeben kann und als Synergieeffekt den Kunden/Gast animiert, sein eigenes Leben zu überdenken – und auch das ist Gemeinwohlökonomie.
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