Rheinische Wirtschaft stabilisiert sich
Auch in den einzelnen Branchen überwiegen zumeist die positiven Stimmen. Dabei bleiben aber merkliche Unterschiede zwischen eher inlands- beziehungsweise konsumorientierten und eher exportorientierten Branchen. Erstere sind weiterhin im Konjunkturhoch, letztere haben durchweg verhaltenere Einschätzungen. Denn die Exportaussichten sind weiter eingetrübt, wenn auch geringer als zuvor. Gründe für die skeptischen Exporteinschätzungen liegen nach wie vor in den bereits bestehenden und drohenden Handelsschranken, im noch nicht ausverhandelten Brexit, in den Russlandsanktionen sowie in den schwelenden Konflikten in Nahost und um den Persischen Golf. „Darüber hinaus macht der Automobilindustrie der grundlegende Strukturwandel aufgrund der Verkehrswende und Klimadebatte zu schaffen“, erläutert Berghausen weiter. Weitere Beeinträchtigungen erwarten die Unternehmen beispielsweise für den Wirtschafts- und Pendlerverkehr durch die marode Verkehrsinfrastruktur und durch den enormen Investitionsstau der Deutschen Bahn sowie für ihre unternehmerischen Aktivitäten insgesamt vom deutschen Klimapaket und dem Ausstieg aus der Kohleverstromung. „Angesichts dieser Vielzahl an belastenden Faktoren zeigt sich die Wirtschaft erstaunlich robust“, freut sich Berghausen. Da die Beschäftigung bis zuletzt zugenommen hat, sich die Einkommen ordentlich entwickelten und Sparen bei niedrigen Zinsen weiter nicht lohnt, ist die Konsumlaune ungebrochen.
In der Einschätzung möglicher Konjunkturrisiken hat sich seit Herbst 2019 bemerkenswert wenig getan. Trotz der belastenden außenwirtschaftlichen Faktoren nennen nur noch 21 Prozent der befragten Unternehmen (Herbst 2019: 24 Prozent) und 41 Prozent (Herbst 2019: 45 Prozent) aus der Industrie die Auslandsnachfrage als besonderes Risiko. Leicht zugenommen haben dagegen die Bedenken wegen steigender Arbeitskosten: nach 34 Prozent der Befragten im Herbst 2019 geben dies aktuell 37 Prozent an. Selbst die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verursachen der Wirtschaft derzeit keine besonderen Kopfzerbrechen, und das trotz des Wirbels um den Klimawandel, die bislang ungeregelte Energie- und Verkehrswende oder die immer wieder aufkommenden Diskussionen über den Fortbestand der Großen Koalition auf Bundesebene. Bleibt der Fachkräftemangel, der nahezu unverändert von jedem zweiten Unternehmen als Risiko eingeschätzt wird.
Die Wirtschaft hat ihre Planungen für Investitionen und Beschäftigung erstmals seit zwei Jahren nicht weiter zurückgenommen, sondern hier und da sogar leicht nach oben korrigiert. Die Pläne liegen jeweils knapp im positiven Bereich, wobei sich auch hier die eher inlands- und die eher auslandsorientierten Branchen unterscheiden: In der Industrie sind die Beschäftigungspläne zum zweiten Mal nacheinander negativ, und zwar mit einem Saldo von über zehn Punkten. Im Handel sind sie in etwa ausgeglichen. Unter den Dienstleistern überwiegen schon traditionell die expansionswilligen Betriebe. „Bei den Investitionen ist auch im Jahr 2020 kaum mit Dynamik zu rechnen. Ausgeglichenen Plänen in Industrie und Handel – wie schon letzten Herbst – stehen in etwas größerem Umfang Expansionsabsichten der Dienstleister gegenüber“, so Berghausen abschließend.
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