Kunst & Kultur

10 Uraufführungen und viele Entdeckungen

Trotz der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise bleiben die Internationalen Schostako-witsch Tage optimistisch und veröffentlichen das Programm ihres 11. Jahrgangs. Das Festival findet in diesem Jahr vom 2. bis 5. Juli statt und wird damit wieder vier Tage dauern. Am Vorabend, dem 1. Juli 2020, läutet die Sächsische Staatskapelle Dresden – das Patenorchester der Schostakowitsch-Tage – das Festival mit einem Sonderkonzert im Dresdner Kulturpalast ein.

Schwerpunkt: Schostakowitsch und Beethoven

Im Beethoven-Jahr 2020 steht neben der Musik Dmitri Schostakowitschs auch die des Jubilars Ludwig van Beethoven im Fokus. Für Schostakowitsch war Beethoven zeitlebens ein prägendes Vorbild, bis zuletzt studier-te er dessen Klaviermusik und die späten Streichquartette. Der musikalische Humanismus in Beethovens Sym-phonien bot Schostakowitsch Orientierung für sein eigenes Schaffen, das häufig unter Repressalien und in Zei-ten großer Hoffnungslosigkeit entstand. In Gohrisch erklingen Werke wie die späten Streichquartette op. 131 und 132, ebenso die Klaviersonate „Pathétique“ und die „Kreutzersonate“ – allesamt Kompositionen, die Schostakowitsch außerordentlich schätzte und im Unterricht immer wieder als bedeutende Vorbilder heranzog. 1921/22, während seiner eigenen Studienzeit bei Maximilian Steinberg, orchestrierte er den langsamen Satz der „Pathétique“ für Streichorchester. Diese Fassung wird in Gohrisch zum ersten Mal öffentlich zu hören sein.

10 Uraufführungen von Schostakowitsch

Es ist nur eine von insgesamt zehn Uraufführungen von Werken Schostakowitschs, die beim diesjährigen Festi-val erklingen werden. Neben der Streichorchesterbearbeitung stehen acht kurze Klavierstücke auf dem Pro-gramm, die der Teenager Schostakowitsch zwischen 1918 und 1920 komponierte und die bislang nie öffentlich aufgeführt wurden. Außerdem hält das Programm eine Uraufführung aus Schostakowitschs Reifezeit bereit: ein Präludium, das ursprünglich für die Präludien und Fugen op. 87 (1950/51) entstand, das Schostakowitsch aber letztlich nicht in den Zyklus aufgenommen hat. Der Komponist und Schostakowitsch-Freund Krzysztof Meyer hat das Stück, bei dem einige Takte fehlten, im Auftrag von Schostakowitschs Witwe Irina zu Ende komponiert und um eine eigene Fuge ergänzt.

Für die Uraufführungen konnten zwei herausragende Pianisten gewonnen werden: Dmitry Masleev, der Ge-winner des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs 2015 (Klavierstücke aus den Jahren 1918-1920) und Yulianna Avdeeva (Präludium und Fuge cis-Moll o. op.), Gewinnerin des Warschauer Chopin-Wettbewerbs 2010. Der Internationale Schostakowitsch Preis Gohrisch wird deshalb 2020 an die russische Musikwissenschaftlerin Olga Digonskaya verliehen. Die leitende Archivarin des Moskauer Schostakowitsch-Archivs hat in den vergan-genen Jahren über 300 unbekannte Schostakowitsch-Manuskripte ausfindig gemacht und den Schostako-witsch-Tagen immer wieder Novitäten zur Uraufführung anvertraut. Sie nimmt den Preis im Rahmen eines der Klavierrezitals in Gohrisch persönlich entgegen.

Weitere Premieren und Erstaufführungen

Neben den Uraufführungen beinhaltet das Festivalprogramm weitere Premieren und Erstaufführungen. So wagen die Schostakowitsch-Tage erstmals den Schritt zum Tanz: An drei Tagen – dem Zeitraum, in dem Schostakowitsch in Gohrisch sein achtes Streichquartett komponierte – wird das Borodin Quartet gemeinsam mit der finnischen Raekallio Corp. eine Tanzversion des Werkes erarbeiten und zum Festivalabschluss in der Konzertscheune präsentieren. Das Besondere daran: Der Entstehungsprozess der Choreographie kann vom Publikum in der Elbresidenz Bad Schandau, wo die Proben stattfinden, mitverfolgt werden und wird für eine TV-Dokumentation aufgezeichnet.

In einem Aufführungsabend von kapelle 21 unter der Leitung von Petr Popelka wird eine Bearbeitung des Concertinos op. 94 von Schostakowitsch zur Deutschen Erstaufführung gelangen. Die Pianistin Julia Zilberquit hat das Werk, das im Original für zwei Klaviere geschrieben ist, 1996 für Klavier und Kammerorchester bearbeitet und u. a. in der New Yorker Carnegie Hall aufgeführt. In Gohrisch wird sie ihre Fassung persönlich als Solistin interpretieren.

Neu ist auch eine Biografie über den Komponisten und Schostakowitsch-Freund Mieczysław Weinberg der polnischen Musikwissenschaftlerin Danuta Gwizdalanka. Das Buch mit dem Titel „Der Passagier. Der Komponist Mieczysław Weinberg im Mahlstrom des zwanzigsten Jahrhunderts“ wird in Gohrisch im Gespräch mit der Autorin der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu musizieren der Pianist Dmitry Masleev und das Quatuor Danel das frühe Klavierquintett op. 18 von Weinberg.

Im Rahmenprogramm des Festivals werden darüber hinaus zwei Filme zum Komponistenschwerpunkt Beethoven und Schostakowitsch gezeigt: „Beethoven Reloaded“, eine 90-minütige Filmdokumentation zum Beethoven-Jahr von Andy Sommer (2020) in einer exklusiven Voraufführung; außerdem „A Journey of Dmitry Shostakovich“, ein Film von Oksana Dvornichenko und Helga Landauer (2006) über Schostakowitschs neuntägige Ozeanreise von Moskau nach New York 1973, der vielfach prämiert wurde, aber bislang nie in Deutschland zu sehen war.

Ebenfalls zu entdecken: Boris Tishchenko und Boris Tschaikowsky

Außer von Schostakowitsch und Beethoven steht auf den Programmen der sieben Konzerte auch Musik weiterer Komponisten aus Schostakowitschs Umfeld – seien es Mieczysław Weinberg, Alfred Schnittke, Nikolai Myaskovsky oder die Schostakowitsch-Schüler Boris Tishchenko und Boris Tschaikowsky. Von Tishchenko (1939- 2010) erklingt im Eröffnungskonzert das erste Streichquartett, von Boris Tschaikowsky (1925-1996, nicht verwandt mit dem berühmten Komponisten) die Sinfonietta für Streichorchester, über die sich Schostakowitsch vielfach lobend äußerte.

Borodin Quartet und Quatuor Danel gemeinsam auf einer Bühne

An den musikalischen Entdeckungsreisen beteiligten sich wieder zahlreiche renommierte Künstler, die auch 2020 in Gohrisch auf ein Honorar verzichten. Das Eröffnungskonzert gestaltet das belgische Quatuor Danel, zu dem sich für Schostakowitschs Streichoktett op. 11 die Musiker des legendären Borodin Quartet gesellen. Damit musizieren zwei weltweit führende Schostakowitsch-Ensembles gemeinsam auf einer Bühne! Neben den schon genannten Künstlern gastieren außerdem Baiba und Lauma Skride (Violine und Klavier), die im Duo und als Solistinnen weltweit gefragt sind, mit einem Rezital in der Konzertscheune.

Zu guter Letzt

Das Festivalprogramm weist erneut zahlreiche Angebote bei freiem Eintritt auf. So kreiert der Dresdner Fotograf Matthias Creutziger, der die Schostakowitsch-Tage von Beginn an dokumentiert, eine Fotoausstellung über die ersten zehn Festivaljahre (2010-2019). Zudem werden geführte Wanderungen und Schostakowitsch- Rundgänge sowie Konzerteinführungen angeboten.

Auch das offizielle Festivalhotel, die Elbresidenz in Bad Schandau, ist wieder in das Programm eingebunden. Hier finden die beiden Filmvorführungen statt ebenso wie zwei Schostakowitsch-Lounges nach den Abendkonzerten am 3. und 4. Juli 2020: ein Format mit Künstlergesprächen, das bereits im Jubiläumsjahr 2019 auf großen Zuspruch stieß.

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