COVID-19-Pneumonie mit Lungenultraschall schnell erkennen und Klinikpersonal schützen
Derzeit bereiten sich Kliniken, Notaufnahmen und Intensivstationen in ganz Deutschland auf einen starken Anstieg der COVID-19-Patienten vor. „Ein Point-of Care-Ultraschall – PoCUS – der Lunge ist ein sehr wertvolles und effektives Instrument, um den Zustand der Lunge eines Patienten schnell und sicher einzuschätzen“, sagt Professor Dr. med. Josef Menzel, Direktor der Medizinischen Klinik II am Klinikum Ingolstadt und Neupräsident der DEGUM. Neben den überall verfügbaren Ultraschallsystemen eignen sich portable Geräte mit einem kabellosen Schallkopf hierfür besonders. So können die Anwender Ultraschall direkt am Krankenbett einsetzen, ohne den Patienten verlegen zu müssen. Auch die hygienischen Voraussetzungen bleiben gewahrt, da die kleinen tragbaren Geräte für die Untersuchung in Tüten verpackt werden können. „Der Vorteil an diesem Verfahren ist, dass der gleiche Arzt, der den Patienten aufgenommen hat, auch die Sonografie am Bett durchführen kann – das führt zu einer erheblichen Reduzierung weiterer Kontaktpersonen“, hebt Menzel hervor.
Der Standard sieht vor, dass Patienten mit Verdacht auf COVID-19-Pneumonie im Röntgen oder im CT untersucht werden. Zusammen mit dem klinischen Bild des Patienten könne der Ultraschall jedoch Weichen stellen, ob eine weitere bildgebende Untersuchung unverzüglich erfolgen muss oder erst im Verlauf der Behandlung eingesetzt werden kann, erklärt Menzel. „Bedenkt man, wie lange ein Patient in einer Notaufnahme auf eine Röntgen- oder CT-Untersuchung warten muss, so liegt auch der Zeitvorteil des Ultraschalls klar auf der Hand.“ Auch während der stationären Behandlung werden wiederholt Röntgen-Thorax-Aufnahmen durchgeführt. Hier könne die Lungensonografie morphologische Veränderungen in der Lunge einfach, schnell und sicher feststellen oder auch ausschließen – und so im Einzelfall die Frequenz der Röntgen-Untersuchungen reduzieren.
Zum Einsatz des PoCUS-Lungenultraschalls bei COVID-19-Patienten gibt es bereits erste Publikationen aus China und Italien. „Wir erhalten mit Hilfe der Thoraxsonografie zwar keinen abschließenden Beweis für eine COVID-19-Pneumonie, es gibt aber klar erkennbare Muster, die für eine Viruspneumonie sprechen. Diese typischen Veränderungen des Lungenbildes erlauben auch eine Verlaufsbeurteilung“, erläutert Dr. Alexander Heinzmann, Leitender Oberarzt am Klinikum am Steinenberg in Reutlingen und Leiter des Arbeitskreises Thoraxsonografie der DEGUM. „Die DEGUM plant gerade eine Sammlung typischer Bildbefunde, die die Kolleginnen und Kollegen demnächst auf der Homepage der DEGUM einsehen und als Orientierungshilfe nutzen können“, ergänzt Menzel.
„Bei Patienten mit respiratorischer Insuffizienz sowie dem Verdacht auf eine Lungenentzündung sollte immer sofort ein Lungenultraschall durchgeführt werden“, so das Fazit von Heinzmann. Ultraschall ist frei von Strahlung, schnell, günstig und sicher – und gehört in diesen Zeiten in jede Notaufnahme und auf jede Intensivstation, so die Experten abschließend.
Literatur:
- Buonsenso D et al. Point-of-Care Lung Ultrasound findings in novel coronavirus disease-19 pnemoniae: a case report and potential applications during COVID-19 outbreak. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2020 Mar; 24:2776-2780
- Cheung JCH eta al. Staff safety during emergency airway management for COVID-19 in Hong Kon Lancet Respir Med. 2020; 8: e19
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 11 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. Patienten finden DEGUM-zertifizierte Ärzte im Internet unter: www.degum.de
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