Kunst & Kultur

„Der Boxer“ – Die Thalia-Inszenierung der polnischen Regisseurin Ewelina Marciniak ist eingeladen zum 16. Festival „Radikal jung“ in München

Auch in diesem Jahr ist wieder eine Produktion des Thalia Theaters zu  „Radikal jung. Das Festival der Jungen Regie“ am Münchner Volkstheater eingeladen, das als Seismograph für die aktuelle Avantgarde gilt. Ewelina Marciniaks Inszenierung „Der Boxer“, die am 14. September 2019 die Spielzeit in der Thalia Gauß Studiobühne eröffnete, wird am 2. Mai in München im Rahmen des Festivals gezeigt. Die mehrfach preisgekrönte polnische Regisseurin brachte den hochgelobten Roman von Szczepan Twardoch, Star der polnischen Gegenwartsliteratur, als Uraufführung auf die Bühne.

„Der Boxer“ erzählt die Geschichte des jüdischen Boxer Jakub Shapiro, der im Warschau der 30er Jahre mit der Kraft und Geschicklichkeit seines Körpers darum kämpft, dem Elend seiner Herkunft zu entkommen. Er erledigt die Drecksarbeit im Imperium des Großganoven Jan Kaplica, der die Bordelle kontrolliert, Schutzgeld eintreibt und das Leben in dicken Autos und dunklen Bars genießt. Bald werden die mafiösen Geschäfte und das süße Leben überschattet vom Kampf gegen die polnischen Nationalisten, die in der Stadt die Macht übernehmen wollen.

„Ewelina Marciniak erzählt den Roman aus der Perspektive der Frauen, die Shapiros Leben teilen. Diese Perspektive verleiht der Inszenierung einen zutiefst menschlichen Blick, der geleitet wird von der Sehnsucht nach Halt in unruhigen Zeiten, nach Orientierung im anschwellenden Chaos“, schrieb nachtkritik.de nach der Premiere. Und Newsweek Polska urteilte: „Hier ist Cinema Noir, hier ist ein Gangsterfilm und eine Liebesgeschichte. Da ist Rhythmus, Style und Chic. Gleichzeitig ziehen die dunklen Wolken der Geschichte auf – irgendwo über dieser jazzigen Leichtigkeit.“

Ewelina Marciniak, geboren 1984 in Polen, studierte European Studies und Theaterwissenschaft an der Jagiellonian Universität sowie Regie an der Theaterakademie in Krakau in Polen. Seit 2008 inszeniert sie an den wichtigsten polnischen Theatern und erhielt für ihre Arbeiten zahlreiche Preise, u.a. im Jahr 2016 den renommierten polnischen Kulturpreis „Paszport Polityki“ in der Kategorie „Theater“ für ihre epischen Bühnenvisionen sowie für die Erforschung von weiblichen Perspektiven in der männerdominierten Welt des Theaters.

Neben Stücken von zeitgenössischen Autoren wie Roland Schimmelpfennig, Nis-Momme Stockmann und Elfriede Jelinek, adaptierte Ewelina Marciniak auch Romane für die Bühne, u.a. Henry James‘ „Das Bildnis einer Dame“ , Michel Houellebecqs „Karte und Gebiet“ und Olga Tokarczuks „Jakobs Bücher“.

In ihren Inszenierungen sucht sie nach neuen Erzählformen politischer und historischer Themen in Verbindung mit Musik und Choreografie. In der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit polnischen Dramaturgen und Autoren wie Michał Buszewicz, Jarosław Murawski, Marcin Cecko, Magdalena Kupryjanowicz oder Jan Czapliński fokussiert sich die Regisseurin auf die Entwicklung eigener Bühnenwelten für Gegenwartstexte, die zum Teil direkt für sie geschrieben werden.

Im Januar 2018 debütierte Marciniak in Deutschland am Theater Freiburg mit „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare. „Der Boxer“ von Szeczepan Twardoch ist ihre erste Inszenierung am Thalia Theater, weitere Zusammenarbeit ist geplant.

Zum 16. Mal veranstaltet das Münchner Volkstheater vom 25. April bis 2. Mai 2020 Radikal jung Das Festival für junge Regie. Das Festival hat sich als eines der wichtigsten Theaterfestivals für junge Regisseurinnen und Regisseure im deutschsprachigen Raum etabliert und fördert junge Talente im Bereich der Theaterregie, die sich mit ihren Inszenierungen besonders hervorgetan haben.

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