Finanzen / Bilanzen

Ethenea: Die Pandemie und die Zinspolitik der Fed

Das Coronavirus trifft die Weltwirtschaft hart. Mit Blick auf die von der Pandemie ausgehenden Risiken für die US-Wirtschaft hat die Fed reagiert und die Leitzinsen zuletzt um 50 Basispunkte gesenkt. Nach Ansicht von Dr. Volker Schmidt, Portfolio Manager bei Ethenea, wird es nicht dabei bleiben: „Wir erwarten eine weitere Zinssenkung von 50 Basispunkten auf der kommenden, regulären Sitzung der Fed am 18. März. Die Zielrate der Fed Funds Rate sollte spätestens im Sommer die 0-Prozent-Marke erreichen“, so Schmidt. Die Zentralbank werde nun versuchen, mit Zinssenkungen die Auswirkungen der Pandemie abzumildern, ohne selbst in der Lage zu sein, die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.  

Aktienmärkte nehmen Konjunktureinbruch vorweg

Die Aktienmärkte hätten den erwarteten Konjunktureinbruch bereits durch starke Kursverluste vorweggenommen. Insbesondere die Reisebranche und der Energiesektor seien schon jetzt deutlich von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen. „Hotel- und Reisebuchungen bleiben aus oder werden storniert. Und der jüngste Einreisestopp wird diese Situation noch verschärfen“, sagt Schmidt. Der Ölpreis für die amerikanische Sorte WTI sei auch wegen dem Konflikt der Ölproduzenten um Marktanteile unter 35 US-Dollar pro Barrel gefallen. „Das setzt den Fracking-Unternehmen zu“, so Schmidt. 

Fed: Ankauf von Unternehmensanleihen und Aktien als effektives Gegenmittel?

Die Federal Reserve kaufe als Folge der vergangenen Verwerfungen am US-Geldmarkt sogenannte Treasury Bills mit einem monatlichen Volumen von 60 Milliarden US-Dollar. „Das aktuelle Programm soll noch bis in das zweite Quartal 2020 andauern, ohne dass ein exaktes Ende angegeben wurde“, sagt der Portfolio Manager. Zudem hat die Fed über Nacht eine Verlängerung und dramatische Ausweitung des aktuellen Kaufprogramms beschlossen. Bereits 2016 habe die damalige Vorsitzende der Fed Janet Yellen die Frage aufgeworfen, ob die Erweiterung des Anlageuniversums der Zentralbank um Unternehmensanleihen und Aktien helfen könne, einen zukünftigen Wirtschaftsabschwung effektiv zu bekämpfen. Vor kurzem habe der Notenbanker Eric Rosengren gefordert, dass der Fed genau das erlaubt werden solle. „Dafür wäre aber eine Änderung des der Zentralbankpolitik zugrundeliegenden Federal Reserve Act erforderlich. Auch wenn auf der kommenden Sitzung noch keine Änderung verkündet wird, so wird sich die Diskussion hierum sicherlich intensivieren“, prognostiziert Schmidt. „Eine Stabilisierung der amerikanischen Wirtschaft erwarten wir erst mit einem nachhaltigen Rückgang der Neuinfektionen und erst dann sollten sich auch die positiven Auswirkungen der Zinssenkungen zeigen“, schließt er.

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