Nach umfassender Restaurierung wieder ausgestellt: Bildnis der Fanny Janauschek im Städel
Die umfassende Restaurierung des Gemäldes konnte in den letzten vier Jahren überraschende Details im Kleid der Schauspielerin freilegen und macht die vom Maler beabsichtigte Farbwirkung des Porträts wieder erlebbar. Es wurden hierfür Maßnahmen vorangegangener Restaurierungen sowie alterungsbedingt nachgedunkelte Firnisschichten restauratorisch bearbeitet: Übermalungen und Retuschen wurden von der Gemäldeoberfläche abgetragen, da sie die originale Farbwirkung des Gemäldes nicht länger wiedergaben. Gefördert wurde die aufwendige Restaurierung durch die Damengesellschaft des Städelschen Museums-Vereins. Das besondere Engagement umfasste nicht nur die Restaurierung und Konservierung des Werks, sondern auch den Ankauf eines Architekturrahmens, der wie das Gemälde auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert werden kann und der Schauspielerin in Zukunft zu einem würdigen Auftritt verhilft.
„Diese nun erfolgreich abgeschlossene Restaurierung zeigt einmal mehr, wie lebendig das bürgerschaftliche Engagement am Städel Museum ist, ganz im Sinne unseres Gründers. Erst die großzügige Unterstützung der Damengesellschaft des Städelschen Museums-Vereins machte das Projekt möglich – und dieser Einsatz bleibt sichtbar: Nicht nur durch die umfassende und äußerst behutsame Restaurierung, die das ‚Bildnis der Schauspielerin Fanny Janauschek‘ wieder strahlen lässt, sondern auch durch den neuen Rahmen, der dem Porträt die Bühne gibt, die es verdient“, so Städel Direktor Philipp Demandt.
„Auf dem Gemälde lagen alte Firnisschichten, die stark nachgedunkelt waren und viele Details darunter im Verborgenen ließen. Die Restaurierung lüftet den Schleier, der lange auf dem Porträt lag. Wo vorher nur noch ein dumpfes schwarzes Kleid zu sehen war, liegt nun der ursprüngliche zarte Faltenwurf des Kleides wieder frei und bringt uns so Böcklins Malweise und Vorgehen, aber auch Fanny selbst wieder viel näher“, erklärt Stephan Knobloch, Leiter der Restaurierung für Gemälde und moderne Skulpturen am Städel Museum.
Zur Restaurierung
Bei einer früheren Restaurierung, die sich aufgrund der verwendeten Materialien schätzungsweise in die 1950er-Jahre einordnen lässt, wurde die Leinwand doubliert. Bei der Doublierung wurde eine zweite Leinwand hinter dem originalen Träger angebracht. Dies sollte die Leinwand des Porträts stützen und dabei helfen, Fehlstellen auszugleichen – in diesem Fall fügte die Doublierung dem Werk aber erhebliche Schäden zu: Durch zu hohen Druck und zu viel Hitze drückte sich die Struktur der Leinwand durch die Malerei. Diese deutlich hervortretende Leinwandstruktur veränderte und verfälschte den Ausdruck des Gemäldes.
Nicht nur die Doublierung des Werks machte eine Restaurierung notwendig, sondern vor allem der Firnis auf der Vorderseite. Dieser bestand vor der jetzigen Restaurierung aus unregelmäßigen Schichten, die über die Jahre stark nachgedunkelt waren. Dieser Prozess hatte den von Böcklin intendierten Eindruck und die Farbigkeit des Porträts verfälscht. Die Freilegung der Malschicht zeigte, dass diese durch teils aggressive, heute nicht mehr verwendete Methoden bei der Entfernung alter Firnisschichten verletzt worden war. Dies ist bei Gemälden aus dem 19. Jahrhundert häufig der Fall, da Pigmente damals nicht länger nur mit Öl, sondern auch mit Harzen gebunden wurden, sogenannten Harzlasuren. Aus Naturharz sind traditionell aber auch die Firnisse, die über der Malerei zum Schutz aufgetragen wurden. Beim Bildnis der Schauspielerin Fanny Janauschek führten diese Methoden zu zahllosen hellen Stellen in der Leinwand. An vielen Partien waren diese Schäden so tief, dass sie die beige Grundierung durchschimmern ließen. Diese Lücken sind nun wieder geschlossen. Darüber hinaus besserte Stephan Knobloch, Leiter der Restaurierung für Gemälde und moderne Skulpturen am Städel Museum, auch einige dunkle Übermalungen aus oder nahm diese vorsichtig wieder ab – immer mit dem Ziel, dem ursprünglichen Eindruck des Porträts so nahe zu kommen, wie es nach mehr als 150 Jahren möglich ist. Dabei stellte sich der delikate Faltenwurf des Kleides als besonders detailreiche Überraschung heraus – wie fein dieser von Böcklin ausgearbeitet war, hatten weder die Untersuchungen mit Röntgen- noch die mit Infrarotstrahlen vor der Restaurierung offenbart. Nach Abschluss der Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten tritt die vom Maler beabsichtigte ursprüngliche nuancenreiche Farbigkeit wieder hervor. Abschließend wurde das Gemälde erneut mit einer dünnen Firnisschicht versehen und in dem neu angekauften Architekturrahmen wieder in die Galerieräume des Städel gehängt.
Zum Gemälde
Das lebensgroße Bildnis der Schauspielerin Fanny Janauschek von Arnold Böcklin befindet sich seit 1934 im Besitz des Städelschen Museums-Vereins. Der ehemalige Städel Direktor Georg Swarzenski (1876–1957) – zu diesem Zeitpunkt wegen seiner jüdischen Herkunft aus den städtischen Ämtern entlassen – widmete dem Ankauf eine eigene Publikation, in der er auf die malerische Auffassung dieses monumentalen Porträts einging. Die Dargestellte war eine der berühmtesten Schauspielerinnen des 19. Jahrhunderts, die ihren Durchbruch in jungen Jahren in Frankfurt erlebt hatte. Der Maler Arnold Böcklin lernte die Frankfurter Schauspielerin 1861 bei einem Gastspiel in Weimar kennen. Dort entstand auch dieses lebensgroße Porträt. Es betont weder die legendäre Schönheit der gefeierten Tragödin, noch ist es ein dramatisches Rollenporträt. Eher reserviert als theatralisch wirkt die geheimnisvolle Mimin. Böcklin verstand es, die besondere Qualität der Schauspielerin hervorzuheben: Als Tragödin ist sie auf perfekte Weise eine Verkörperung des Leides.
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