Finanzen / Bilanzen

Wachstumsprognosen für China sinken erneut – Effekte der Corona-Krise ungebrochen

Die Coronavirus-Pandemie hinterlässt weiterhin tiefe Spuren in den Wachstumsprognosen für China für die Jahre 2020 und 2021. Nach einem erheblichen Rückgang bereits im Vormonat werden die Wachstumsprognosen für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) erneut deutlich nach unten korrigiert. Dies ist ein zentrales Ergebnis der März-Umfrage (09.03. – 18.03.2020) unter internationalen Finanzmarktexperten/-innen für China. Die Erhebung führen das ZEW Mannheim und die Fudan Universität (Shanghai) regelmäßig auf Basis des China Economic Panel (CEP) durch.

Im März nehmen die befragten Experten/-innen ihre Prognosen für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr auf nur noch 4,3 Prozent zurück, nachdem im Vormonat noch 5,4 Prozent und im Januar noch 5,9 Prozent erwartetet wurden. 

Im ersten Quartal 2020 soll das reale BIP Chinas nach den aktuellen Prognosen zufolge um 2,1 Prozent und im zweiten Quartal um 4,2 Prozent zunehmen, jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal. „Für China wäre das ein extremer Rückgang des Wirtschaftswachstums“, sagt Dr.  Michael Schröder, Senior Researcher im Forschungsbereich „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“ am ZEW Mannheim und Projektleiter der CEP-Erhebung. 

Eine Besserung der Lage wird nach Ansicht der Finanzmarktexperten/-innen erst in der zweiten Jahreshälfte 2020 allmählich eintreten. Für das Jahr 2021 erwarten die Umfrageeilnehmer/innen dann eine Rückkehr zu fast „normalen“ Wachstumsraten von 5,5 Prozent.

Bessere Konjunktur in China erst für Anfang 2021 erwartet
Der CEP-Indikator, der auf Basis des CEP erhoben wird und die Konjunkturerwartungen der internationalen Finanzmarktexperten/-innen für China wiedergibt, steigt, anders als die Wachstumsprognosen, im März 2020 auf einen Wert von 11,1 Punkten an und liegt damit um 6,7 Punkte höher als im Vormonat (Februar 2020: 4,4 Punkte). „Bei der Interpretation dieses Anstiegs muss allerdings beachtet werden, dass der Prognosehorizont des CEP-Indikators zwölf Monate beträgt und die Lageeinschätzung inzwischen auf einen sehr niedrigen Wert von minus 26,4 Punkten gesunken ist“, erklärt Michael Schröder. 

Die befragten Experten/-innen erwarten somit eine merkliche Besserung der chinesischen Konjunktur erst für Anfang 2021, ausgehend von einer derzeit sehr schwachen Lage. Deutlich aussagekräftiger für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas in den kommenden Monaten sind daher die oben genannten aktuellen Punktprognosen für die Entwicklung des realen chinesischen BIP. 

„Die Schwäche der konjunkturellen Lage Chinas zeigt sich unter anderem daran, dass in allen wichtigen Wirtschaftsregionen die Immobilienpreise sinken. Damit zeichnet sich ein vorläufiges Ende des jahrelangen Immobilienbooms ab“, so Schröder.

Die Umfrageteilnehmer/-innen erwarten zudem einen erheblichen Anstieg der Staatsausgaben in China und – damit verbunden – eine starke Zunahme der Inlands- und Auslandsverschuldung. Die Beschäftigung soll aufgrund des schwachen Wachstums zurückgehen.  

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

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