Als Timmendorfer Strand sich neu erfand
Sie sind bis heute legendenumwoben, die sogenannten Wirtschaftswunderjahre im Westen Deutschlands, in der jungen Bundesrepublik. Die Währungsreform von 1948 mit der Einführung der Deutschen Mark machte sie möglich, brachte einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung, der Arbeitsplätze schuf und die Preise stabilisierte. Die große Not der ersten Nachkriegsjahre war vorbei, die Menschen konnten sich wieder etwas leisten.
Auch Timmendorfer Strand profitierte von diesem Wirtschaftswunder. Die Gäste kamen wieder, Urlaub an der See war angesagt. Zwar war man besetzt, durch die britische Armee. Aber irgendwie hatte man sich aneinander gewöhnt. Und Dank der Besatzungsoffiziere war aus dem kleinen Ostseebad von einst eine eigenständige Gemeinde geworden, mit den vier Ortsteilen Niendorf, Hemmelsdorf, Groß und Klein Timmendorf. Wobei sich durch den Flüchtlingsstrom aus dem Osten die Einwohnerzahl schlicht verdreifacht hatte. Anfang der 1950er Jahre endete die Besatzungszeit, die Gemeinde war wieder Herr im eigenen Haus. Und zum Bürgermeister wurde ein Flüchtling gekürt.
Als sich die Kreditlage mehr und mehr verbesserte, für die öffentliche Hand wie für Unternehmen. Timmendorfer Strand nutzte seine Chance, unterzog sich quasi einer Generalüberholung und erfand sich neu. Schulen und Turnhallen wurden neu gebaut oder renoviert, Straßen erneuert, Niendorf und Timmendorfer Strand bekamen Trinkurhallen am Strand und auch noch eine Umgehungsstraße, Hotels und Pensionen wurden neu gebaut oder renoviert, Timmendorfer Strand wie Niendorf wurden mit neuen Seebrücken beglückt. Und als schließlich das Timmendorfer Ortszentrum umgestaltet wurde mit Fußgängerzone, Kurmittelhaus mit Schwimmbad, neugestaltetem Kurpark und einem Großhotel mit angeschlossenem Kongresszentrum war Timmendorfer Strand kaum noch wiederzuerkennen, hatte sich quasi neu erfunden.
Die Auswahl der Fotos besorgte Heiner Herde. Sie stammen aus seinem im Sutton-Verlag erschienenen Buch: „Timmendorfer Strand. Bilder aus den Wirtschaftswunden“. Es sind nur wenige Fotos, die die Ausstellung präsentiert. Aber sie sind eine hübsche und kostbare Erinnerung an eine Vergangenheit, die in der nunmehr 75-jährigen Gemeindegeschichte eine herausragende Rolle gespielt hat.
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