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Corona: Not macht erfinderisch

Mit Humor und Kreativität kommt man besser durch die Krise. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) zeigt Handwerksbetriebe aus der Region, die der Krise trotzen. Und manch einem beschert sie sogar ein neues Geschäftsfeld.

„Unsere Handwerksbetriebe im Land lassen sich von der Coronakrise nicht unterkriegen. Ganz im Gegenteil: Sie krempeln die Ärmel hoch und gehen mit kreativen Geschäftsideen voran. Es ist toll zu sehen, wie sie selbst Initiative ergreifen und so der Krise trotzen. Auch wird einem nochmal vor Augen geführt, welch wichtigen Beitrag das Handwerk für unsere Gesellschaft leistet. Es trägt seinen Teil dazu bei, unser System am Laufen zu halten“, so Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.

Das Handwerk zeigt sich auch in der Coronakrise von seiner besten Seite und arbeitet – wo immer möglich – weiter. So auch Friseurmeisterin Anja Kern aus Waldkirch. Sie ist von der Friseurschere an die Nähmaschine gewechselt. Die Friseurmeisterin musste, wie alle in ihrem Gewerk, den Betrieb einstellen. Nun näht sie gemeinsam mit Kolleginnen und Bekannten Masken mit dem passenden badischen Namen „Maultäschle“. Die Friseurmeisterin organisiert die Produktion und auch den Verkauf der Masken. Ihr langjähriges Engagement für den „Essenstreff Freiburg“ hält sie auch jetzt aufrecht und stellt den Bedürftigen und Mitarbeitern ihre Masken kostenlos zur Verfügung.

Humorvoll geht die Bäckerfamilie Wörz aus Laichingen-Feldstetten vor. In der Albbäckerei wird Zitronenkuchen in Form einer Klopapierrolle gebacken. Der Mut wird belohnt: Die besondere Kuchenidee lockt die Kundschaft an und sorgt dafür, dass auch weitere Backwaren verkauft werden. So gibt es mittlerweile sogar Mundschutz-Amerikaner im Sortiment, die bei den Kunden ebenfalls für einen Lacher sorgen und gut ankommen.

Dagegen schrecken einige Kunden zurzeit davor zurück, Arbeiten im Innenbereich ausführen zu lassen. Doch gerade jetzt ist es wichtig, Aufträge zu vergeben. Das Klinikum Stuttgart, Krankenhaus Bad Canstatt, hat einen dieser wichtigen Aufträge an Stuckateur-Obermeister Hermann Blattner vergeben. Innerhalb von nur vier Tagen haben es seine Mitarbeiter geschafft, einen Tunnel, der Ärzte, Schwestern, Pfleger und Patienten auf dem Weg zwischen Operationssaal und Krankenstation vor dem Coronavirus schützt, fertigzustellen. „Für diesen großartigen Zusammenhalt und die Flexibilität meiner Kollegen bin ich unglaublich dankbar. Es erfüllt mich mit großem Stolz zu sehen, wie wir Handwerker die Dinge gemeinsam anpacken und zusammenstehen“, freute sich Blattner.

Manch einem hat die Krise sogar innerhalb kürzester Zeit ein neues Geschäftsfeld beschert: Schutzwände aus Acrylglas. Bruder Werbung aus Allensbach stellte bislang vor allem Leuchtbuchstaben und Leuchtstelen aus dem Material her, doch jetzt finden individuell gefertigte Schutzwände großen Absatz. Alles begann damit, dass ein Apotheker angefragt hat, ob sie nicht eine Wand für seine Verkaufstheke herstellen können. Drei Tage später stand der Prototyp und schon kurz nach dessen Auslieferung gingen immer mehr Bestellungen ein. Nur zwei Wochen nach Produktionsbeginn konnte das Familienunternehmen schon 20 neue Kunden verzeichnen.

Der handwerkliche Automobilzulieferer Wrapping Solutions benötigt inzwischen sogar zusätzliche Mitarbeiter. Bei dem Hersteller von hochwertigem Autointerieur, wurde innerhalb weniger Wochen die Produktion komplett neu ausgerichtet. Seit 23. März surren in der Werkhalle die Nähmaschinen, um Mund-/Nasenschutzmasken herzustellen. Die Voraussetzungen in seinem Betrieb waren dafür ideal. So verfügt das Unternehmen über einen CNC-Cutter, der pro Tag bis zu 40.000 hochwertige Masken zuschneiden kann. Inhaber Wolfgang Schaller setzt seither alle Hebel in Bewegung, um auch seine Mannschaft aufzustocken, denn der Bedarf an Masken sei nach wie vor riesig.

„Unser Handwerk hält zusammen und geht selbst in Krisenzeiten kreativ voran. Die überwiegende Zahl der Betriebe will ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten und plant keine Entlassungen. Das ist ein starkes Zeichen. Schon in den vergangenen Monaten und Jahren war es das Handwerk, das in Baden-Württemberg mit seinen mittelständischen Strukturen für eine neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität gesorgt hat. Und das wird uns auch wieder gelingen“, so Reichhold abschließend.

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