Coronakrise in Indien: „COVID-19 oder verhungern?“
Denn 369 Millionen Menschen, über 80 Prozent der Beschäftigten, arbeiten im sogenannten informellen Sektor ohne soziale Absicherung. „Sie haben keine Vorräte, keine Ersparnisse und bekommen keine Unterstützung. Schon einen einzigen Tag zu Hause zu bleiben, bedeutet für arme Familien, dass sie ihren Kindern keine Mahlzeit machen können.“ Schon jetzt seien mehr als ein Drittel aller Kinder in Indien unterernährt. „Für sie kann die Situation schnell tödlich enden. Wir befürchten sogar, dass mehr Kinder durch Unterernährung sterben werden als durch das Virus“, sagt Andrews. Und nicht nur die Ernährungslage sei ein Problem.
Wassermangel: „Lieferanten fahren aus Sorge um ihre eigene Gesundheit die überfüllten Slums häufig nicht mehr an“, sagt Andrews. Und fragt: „Wenn es den Menschen schon an Trinkwasser mangelt, wie sollen sie sich dann die Hände waschen?“ Insgesamt habe nur ein Fünftel aller Haushalte in Indien Zugang zu fließendem Wasser. „Für alle anderen bedeutet es einen hohen Aufwand, zusätzliches Wasser zu besorgen. Händewaschen ist für sie schon an normalen Tagen ein Luxus.“ Eine Pandemie, wie sie Deutschland und viele Länder in Europa gerade erleben, würde laut Andrews das ohnehin fragile Gesundheitssystem kollabieren lassen.
Kontaktverbot: „Social Distancing ist für die Menschen in den Armenvierteln unmöglich“, sagt Andrews. In Dharavi zum Beispiel, einem der größten Slums Asiens, nahe Mumbai, lebten mehr als 270.000 Menschen auf einem Quadratkilometer. „Abstand halten ist da illusorisch, die Bedingungen sind perfekt für die Ausbreitung des Virus!“.
Die SOS-Kinderdörfer fordern die internationale Gemeinschaft auf, alles dafür zu tun, eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Das Virus könne nur dann weltweit besiegt werden, wen niemand vergessen werde. „Mehr denn je ist unsere Menschlichkeit gefragt,“ sagt Andrews.
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