Medien

Durch COVID-19 sind 50 Millionen Menschen in Westafrika vom Hunger bedroht

Acht regionale und internationale Hilfsorganisationen, darunter Aktion gegen den Hunger, CARE, Oxfam und Save the Children, warnen anlässlich des beginnenden Ramadans vor den Auswirkungen des Corona-Virus in Westafrika. Die Vorräte aus der vergangenen Ernte gehen langsam zu Neige, Konflikte dauern an und die Pandemie bedeutet für die westafrikanische Bevölkerung gerade in der Zeit des Fastens und Teilens eine zusätzliche Belastung. Laut der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) könnte die Zahl der Menschen, die von Ernährungsunsicherheit und Unterernährung bedroht sind, zwischen Juni und August 2020 von 17 Millionen auf 50 Millionen Menschen steigen. Die Hilfsorganisationen fordern Maßnahmen, um besonders gefährdete Personen zu schützen und die Nahrungsmittelproduktion in der Region sicherzustellen.

Die Corona-Krise verschärft die Instabilität der Märkte und trifft mit voller Wucht auf eine bereits sehr fragile Ernährungssituation. Der Zugang zu Lebensmitteln ist trotz Bemühungen der Regierungen sowohl in den Hauptstädten der Region wie auch in ländlichen Gebieten erschwert, denn die Preise steigen und viele Grundnahrungsmittel sind kaum verfügbar. Grund hierfür sind die restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus, wie Ausgangssperren und Grenzschließungen, sowie Unsicherheiten in bestimmten Gebieten. In Burkina Faso oder Niger deckt die humanitäre Hilfe nicht den Nahrungsmittelbedarf von Tausenden Binnenvertriebenen.

Amadou Hamadoun Dicko, Präsident der Vereinigung zur Förderung des Viehbestands in der Sahelzone und in der Savanne (APESS), beschreibt die Situation in Burkina Faso: „In wenigen Tagen ist der Preis für einen 100-Kilogramm-Sack Hirse von 16.000 auf 19.000 CFA gestiegen und die Kosten für einen Liter Speiseöl haben sich verdoppelt. Auch Viehzüchter*innen zahlen mehr für die Fütterung ihrer Tiere. Zusätzlich zu den ohnehin bestehenden Unsicherheiten kommt nun noch das Virus. Ich frage mich, wie dieses Jahr der Ramadan gelebt werden kann.“

Landwirtschaft sichert Dreiviertel der Bevölkerung die Lebensgrundlage

Die landwirtschaftliche Saison beginnt gerade erst. Doch Produzent*innen sowie Bäuer*innen sind bereits jetzt wirtschaftlich stark von der Krise betroffen und haben Schwierigkeiten, hochwertiges Saatgut und Düngemittel zu beschaffen. Die Landwirtschaft macht 30,5 Prozent der westafrikanischen Wirtschaft aus. Für 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung ist sie die größte Einkommens- und Lebensgrundlage, hauptsächlich für Frauen, die von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen sind. „Wir haben 75 Prozent unseres Marktes durch die Sperrung der Stadt Bobo Dioulasso verloren", sagt Toe Hazara, die in der Molkerei Café Rio in Burkina Faso arbeitet. „Die Situation ist unerträglich, denn wir können weder unsere 13 Mitarbeiter noch unsere Lieferanten bezahlen“, sagt sie.

Nomadische Viehzüchter*innen, die bereits stark mit den Auswirkungen der Klimakrise und anderen Unsicherheiten zu kämpfen haben, trifft die Corona-Krise ebenfalls hart, weil die Schließung von Grenzen und Regionen die Wanderung ihrer Herden unmöglich macht und Konflikte zwischen Hirten und Bauern verschärft. „Die Ausgangssperren schränken die Möglichkeit ein, den Tieren nachts Wasser zu geben, mit der Folge, dass die Wasserstellen tagsüber überfüllt sind", sagt Ismael Ag, Mitglied der Vereinigung Billital Maroobé Network (RBM).

Um diese Krise zu überwinden, bauen Bäuer*innen, Hirt*innen, Fischer*innen und Lebensmittelproduzent*innen auf die Unterstützung der regionalen Regierungen. Ibrahima Coulibaly, Präsident des Netzwerks der Bauern- und Erzeugerorganisationen Westafrikas (ROPPA), erklärt: „Wir hoffen, dass politische Entscheidungsträger und Bürger sich der Notwendigkeit bewusst werden, die lokale Produktion und den lokalen Verbrauch zu fördern. Das ist heute wichtiger denn je."

Corona-Krise verlangt internationale Solidarität

Die lokalen Bauernorganisationen und internationalen NGOs fordern alle Regierungen auf, die Preise stabil zu halten, die Versorgung mit Lebensmitteln von Familienbetrieben sicherzustellen und den grenzüberschreitenden Warenverkehr zu gewährleisten. Zudem sind dringend Maßnahmen zur sozialen Sicherung und zum Schutz besonders gefährdeter Menschen erforderlich.  

Diese globale Krise verlangt regionale und internationale Solidarität. Um sie zu bewältigen, brauchen  westafrikanische Staaten, Bauernorganisationen und die lokale Zivilgesellschaft dringend die Unterstützung von Gebern.

Unterzeichnende Organisationen:
Aktion gegen den Hunger
APESS
Care
Oxfam
RBM
ROPPA
Solidarités International
Save the Children

Über den Oxfam Deutschland e.V.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Oxfam Deutschland e.V.
Am Köllnischen Park 1
10179 Berlin
Telefon: +49 (30) 453069-0
Telefax: +49 (30) 453069-401
http://www.oxfam.de

Ansprechpartner:
Claudia Kepp
Save the Children
E-Mail: Claudia.kepp@savethechildren.de
Stefan Brand
CARE Deutschland
Telefon: +49 (228) 97563-42
E-Mail: brand@care.de
Vassilios Saroglou
Aktion gegen den Hunger
Telefon: +49 (30) 279099-776
E-Mail: vsaroglou@aktiongegendenhunger.de
Steffen Küßner
Leiter Pressestelle
Telefon: +49 (30) 453069710
E-Mail: skuessner@oxfam.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel