Konsultationsfassung der S3-Leitlinie zum Peniskarzinom veröffentlicht
„Ziel dieser Leitlinie ist die Verbesserung und zentren-übergreifende Vereinheitlichung der Patientenversorgung, denn gerade bei einer seltenen Tumorentität wie dem Peniskarzinom gilt es, die Behandlungsexpertise in allen Bereichen zu stärken und aus der spärlichen Datenlage Empfehlungen für die klinische Praxis abzuleiten“, sagt DGU-Leitlinien-Koordinator Prof. Dr. Oliver Hakenberg, unter dessen Leitung die S3-Leitlinie zum Peniskarzinom initiiert und in Zusammenarbeit mit einer interdisziplinär zusammengesetzten Leitliniengruppe erstellt wurde. Deren Empfehlungen basieren auf einer Kombination aus aktueller evidenzbasierter wissenschaftlicher Information und klinischer Expertise und sollen eine Unter-, Über- und Fehlversorgung vermeiden. Insgesamt waren 22 medizinische Fachgesellschaften und Organisationen an der Leitlinienarbeit beteiligt, Organisation und wissenschaftliche Zuarbeit oblagen UroEvidence der DGU.
Das Robert-Koch-Institut hatte zuletzt für 2014 eine Zahl von 950 Neuerkrankungen an Peniskarzinomen in Deutschland erfasst. Mit höherem Lebensalter steigt das Risiko für diese Krebserkrankung. 2014 verstarben hierzulande 197 Männer an einem Peniskarzinom.
Zu den Risikofaktoren zählen laut der neuen Leitlinie u.a. eine Phimose, eine lange Vorhaut und eine mangelhafte Genitalhygiene. Etwa die Hälfte der Peniskarzinome steht mit Humanen Papillomviren (HPV) der Hochrisikogruppe HPV-Typ 16 und 18 in Verbindung. Deshalb hält die S3-Leitlinie fest: Zirkumzision im Kindesalter und Genitalhygiene senken das individuelle Risiko, an einem Peniskarzinom zu erkranken; eine HPV-Impfung von Jungen im Alter von 9-14 Jahren kann das Risiko reduzieren, an einem HPV-assoziierten Peniskarzinom zu erkranken.
Eine HPV-Impfung für Jungen wird von der DGU bereits seit 2016 empfohlen; die STIKO-Empfehlung gilt seit 2018.
Im Mittelpunkt der Peniskarzinom-Leitlinie stehen inhaltliche Handlungsempfehlungen zu Diagnostik und Stadiendiagnose sowie zur Therapie des Primärtumors, des Managements von regionären Lymphknoten und des Managements von metastasierten Stadien. Zudem wird die Nachsorge unter Aspekten wie Lebensqualität, Sexualität, Palliativpflege und Rehabilitation detailliert thematisiert. In das onkologische Behandlungsgesamtkonzept werden auch psychoonkologische Maßnahmen integriert. Diese reichen vom bedarfsorientierten Zugang zu adäquaten Informationen und aufklärenden Gesprächen bis hin zu einem Screening auf psychosoziale Belastungen im gesamten Verlauf der Erkrankung. „Angesichts der schweren psychosozialen Folgen der Erkrankung ist ein niederschwelliges und langfristiges Angebot einer gezielten Unterstützung bei der Bewältigung der Behandlung und den auftretenden Nebenwirkungen und Folgeproblemen von besonderer Bedeutung für die betroffenen Männer“, betont Prof. Hakenberg.
Mit der Leitlinie zum Peniskarzinom bringt die Deutsche Gesellschaft für Urologie erneut eine onkologische Leitlinie höchster Klassifikation an den Start. „Nachdem die DGU bereits S3-Leitlinien zu den häufigsten urologischen Tumoren, dem Prostatakarzinom, dem Nierenzellkarzinom, dem Harnblasenkarzinom und den Keimzelltumoren der Hoden, publiziert hat, war es der Fachgesellschaft ein wichtiges Anliegen, nun auch die Versorgung dieser eher seltenen Tumorentität auf höchstem Niveau zu fördern“, sagt DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Stephan Maurice Michel.
Die Konsultationsfassung der S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Peniskarzinoms steht auf der Internetseite des Leitlinienprogramms Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/peniskarzinom zum Download bereit. Das gilt ebenso für den Kommentierungsbogen, der für Verbesserungsvorschläge und Hinweise bis zum 31. Mai 2020 per Mail an peniskarzinom[at]leitlinienprogramm-onkologie.de oder per Fax an 030/322932955 gesendet werden kann. Der Leitlinienreport zum methodischen Vorgehen kann dort ebenfalls abgerufen werden. Nach Fertigstellung der finalen Fassung werden eine Kurzversion der Leitlinie sowie eine Patientenleitlinie erstellt.
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