Sport

Virtuelle Pressekonferenz mit Cheftrainer Adi Hütter

Eintracht, Bundesliga, Weltgesellschaft. Adi Hütter lässt seiner Einschätzung, in Quarantäne viel nachgedacht zu haben, wohlbegründete Worte folgen – und erkennt physische Fortschritte.

„Ich möchte an dieser Stelle euch alle auf diese Weise herzlich begrüßen“, spricht Adi Hütter vom Podium zu einem wie leergefegten Pressekonferenzraum. „Es ist die erste Pressekonferenz, die ich so absolviere“, räumt der Cheftrainer vor Beginn der virtuellen per Videochat durchgeführten Fragerunde mit den Medienvertretern schmunzelnd ein. Los geht’s!

Adi Hütter über…

…die Trainingsvorbereitung: Einfach ist es nicht. Aber wir sind einfach glücklich, nach 14 Tagen Quarantäne wieder einigermaßen beisammen zu sein und seit Freitag in kleinen Gruppen zu arbeiten. Mannschaftstraining lässt sich dennoch nicht ersetzen. Es fehlen die Spielformen mit mehreren Personen und Zweikämpfen. Wir halten uns an die Vorschriften. Auf der anderen Seite bietet sich die Gelegenheit, sich individuell besser mit den Jungs zu beschäftigen und sie noch besser kennenzulernen. Das ist in den vergangenen eineinhalb Jahren aufgrund der Mehrfachbelastung vielleicht etwas auf der Strecke geblieben. Den Spielern macht es auf jeden Fall mehr Spaß, als zu Hause auf dem Ergometer zu sitzen oder Stabilisationsübungen zu absolvieren.

…Startschwierigkeiten: 10 bis 14 Tage könnten reichen, um wieder im Rhythmus zu sein. Doch dazu brauchen die Spieler auf dem Trainingsplatz körperlichen Kontakt. Es ist etwas anderes, in Zweiergruppen zu trainieren und dann im Spiel zehn gegen zehn zu stehen, wenn man gewisse Abstände nicht mehr gewohnt ist. Das ist möglicherweise eine Schwierigkeit, die aber alle betrifft. Körperlich sind wir in einem guten Zustand, haben nichts verloren, eher zugelegt. Die Jungs haben ja nicht nur 14 Tage auf der Couch gelegen und PlayStation gespielt, sondern ihr Programm zu 100 Prozent durchgezogen. Wir werden in guter Verfassung sein.

…regelmäßige Virustests: Auch in dieser Hinsicht fehlen mir die Erfahrungswerte. Wenn es einfach und schnell geht und sich der Aufwand in Grenzen hält, wären wir alle dazu bereit, um den Ligabetrieb zu gewährleisten.

…die uneinheitliche Regelung: Das hängt damit zusammen, dass in den Bundesländern unterschiedliche Regeln herrschen. Natürlich wäre es angenehmer, zu siebt oder acht zu trainieren. Daher wäre es sinnvoll, eine gemeinsame Regelung zu finden, damit alle Bundesligisten die gleichen Voraussetzungen haben. Fair ist der aktuelle Zustand nicht, aber dafür können die Vereine nichts.

…die mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Mai: Wir wünschen uns alle, dass es möglicherweise im Mai weitergeht. Das wäre für unsere Gesellschaft wertvoll und wichtig, Fußball im Fernsehen verfolgen zu können. Es wird ohne Zuschauer und Emotionen sicher gewöhnungsbedürftig werden. Wir freuen uns dennoch darauf, wenn wir wieder unseren Beruf ausüben dürfen. Aber wie es in Frankfurt so schön heißt: Bis dahin wird noch viel Wasser den Main hinablaufen…

…Spiele ohne Zuschauer: Keiner kann die Auswirkungen einstufen, weil wir in dieser Form noch nie Fußball gespielt haben. Vielleicht kommt uns das auf Dauer als Normalität vor. Nichtsdestotrotz ist das Thema sicher speziell, weil jeder Verein und Spieler die Emotionen, die uns begleiten, liebt – speziell in Frankfurt, wo wir mit dem Publikum im Rücken zu großen Leistungen imstande sind. Wir müssen uns darauf einstellen, mehrere Wochen und Monate ohne Zuschauer auszukommen. Dann wird es womöglich noch mehr auf die Qualität der Einzelspieler und als Mannschaft ankommen. Dem stellen wir uns.

…Solidaritätsgedanken: Die Diskussion betrifft nicht nur den Fußball, sondern die ganze Welt. Ich bin ein Befürworter von Gehaltsverzicht, es haben sich aber noch nicht viele Gelegenheiten ergeben, darüber zu sprechen. Unser Vorstand wird sich Gedanken dazu machen, die Eintracht dahingehend auszurichten, dass der Verein nicht an Stabilität verliert. Unsere Profis wären bereit, zu unterstützen.

…persönliche Erkenntnisse: Zum einen vermisse ich das Gefühl, die Mannschaft gemeinsam auf dem Platz zu versammeln sowie die Unterstützung unserer Fans. Zum anderen fehlt mir auch die Familie und generell der soziale Kontakt. Im Sport stecken viele Emotionen, schon Kleinigkeiten, wie sich die Hand zu geben oder zu umarmen, fallen weg. Sei es im Beruf oder bei Freunden, die ich länger nicht gesehen habe. Ich denke dabei auch an Kinder und Enkel, die ihre Eltern oder Großeltern nicht besuchen dürfen und gar nicht verstehen, weshalb. Das alles sind Probleme, die wir nicht kannten und mich berühren.

Gerne stellen wir Ihnen auch die virtuelle Pressekonferenz sowie die reine Audiospur zur Verfügung.

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