VKD: Schrittweise Lockerung ist ein wichtiges Signal für die Kliniken
Die Prognosen vom März hinsichtlich deutlich höherer Zahlen von Intensivpatienten durch die Corona-Pandemie seien zum Glück so nicht eingetroffen. Die Krankenhäuser hätten die Lage gut beherrschen können. Das sei zwar, wie auch die Infektionszahlen bis heute zeigten, von Region zu Region unterschiedlich, doch es habe keine wirklich extremen Überforderungen gegeben, da auch bei erheblicher Belegung im Einzelfall weitere Kapazitäten in jedem Bundesland zur Verfügung gestanden hätten.
Sicherstellen werden die Kliniken auch im Mai, dass Corona-Patienten und solche mit Verdacht auf Corona-Infektion nach wie vor streng abgeschirmt von den anderen Patienten aufgenommen und behandelt werden. Das betreffe Notaufnahmen, Intensivbereiche, aber auch die Behandlungsteams. Damit sei ein Vollbetrieb nach wie vor aber nicht möglich.
Der eingeschränkte Betrieb der Akutkliniken werde dann mit leichter Verzögerung auch den Rehabilitationskliniken wieder ermöglichen, Patienten aufzunehmen. „Fast unter dem Radar der Öffentlichkeit ist durch die Verschiebung planbarer Operationen in den Rehabilitationseinrichtungen eine Situation entstanden, die sich für viele gefährlich in Richtung Insolvenz entwickelt hat. Hier steht durch die Vollbremsung in den Krankenhäusern inzwischen eine wesentliche Säule unseres Gesundheitssystems auf der Kippe. Zumal über die finanzielle Unterstützung derzeit noch verhandelt wird“, so Dr. Josef Düllings.
Durch den Gesetzgeber verordnete erhebliche Belegungsabsenkungen machen den Kliniken natürlich Sorgen. Vor allem die Sicherstellung der regulären Patientenversorgung kommt zunehmend zu kurz. Auch Notfallpatienten suchen das Krankenhaus häufiger zu spät auf.
Zudem verweist der VKD darauf, dass die Geschäftsführungen derzeit nicht einschätzen können, wie die finanzielle Belastung in diesem Jahr für ihre Häuser aussieht. Die Verhandlung der Budgets nach altem Fallpauschalen-Muster, der kleinteilig und bürokratisch ausgestaltete Schutzschirm, die Tatsache, dass bis zu 30 Prozent der Intensivbetten weiterhin für Corona-Patienten freigehalten werden sowie, bei einer regional vielleicht erneut aufflammenden Erkrankungswelle, schnell wieder weiter aufgestockt werden müssten – das wird die Verhandlungen mit den Krankenkassen nicht leichter machen.
„Hier ist tatsächlich neu zu überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, die Finanzierungssysteme sowohl der Krankenhäuser als auch der Rehakliniken und Pflegeheime für dieses und nächstes Jahr auszusetzen und für diese Übergangszeit zur Selbstkostenfinanzierung zurückzukehren. So könnten unkalkulierbare Ausfälle im Gesundheitssystem vermieden werden. Es wäre damit auch genug Zeit gewonnen, an einem Neustart des Finanzierungssystems zu arbeiten, das schon vor der Pandemie massiv in die Kritik geraten war“, so der VKD-Präsident.
„Wir erleben gerade, wie wichtig Krankenhäuser, Rehakliniken und Pflegeheime als Anker der Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung sind. Eine weitere massive Ökonomisierung dieser systemrelevanten Letztversorger sollte als No-Go eine der Lehren aus der Corona-Krise sein. Die in vielen Ländern Europas zu beobachtende Überökonomisierung hat zu existenziellen Schwächungen dieser wichtigen Infrastruktur geführt und auch Menschenleben gekostet. Die Folgen sind weitreichend und sollten für zukünftig nicht mehr auszuschließende Großkrisen sorgfältig abgewogen werden. Die Erkenntnis ist: Wir haben uns in trügerischer Sicherheit gewähnt.“
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