Angepackt: NABU-Tipps zur Artenvielfalt zuhause
„Wohl kaum jemand hat ihn nicht ins Herz geschlossen“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. „Der Zaunkönig, mit nur knapp zehn Gramm Gewicht einer der kleinsten Gefiederten in Europa, hat es allen angetan, sicherlich auch deshalb, weil er besonders melodisch und lange singt. Er ist gesanglich sogar fast während der gesamten Helligkeit zu vernehmen und zu genießen, gerade jetzt, von Sonnenaufgang bis -untergang.“
Und sein wissenschaftlicher Name Trogolodytes troglodytes ist Programm, fügt der NABU-Mitarbeiter an: „Der Begriff Troglodyt stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie Höhlenbewohner. Genau das trifft zu – Zaunkönige lieben jede Form von Höhlung, um darin ihr Nest aus Moos, feinen Blättchen, Federn und anderem Material einrichten zu können. Genau genommen ist es nicht nur eines, sondern es sind mehrere, aus denen sich das Weibchen das passende ‚aussuchen‘ wird“, umschreibt Wohlers die „Baumeisterzeit“ des Zaunkönigmännchens und liefert Beispiele, die ihm in seiner jahrzehntelange Naturschutzarbeit begegnet sind – auch kuriose: „Gern ist er in ausgefaulten oder ausgebrochenen Höhlungen zu finden, zum Beispiel von Baumwurzeln umgestürzter Bäume, in dichten Reisighaufen, in Halbhöhlennistkästen, die eigentlich für Rotschwanz, Grauschnäpper, Bachstelze und Co. vorgesehen waren – oder sogar an ganz anderen Orten!“ Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm zwei Bruten: Eine fand in einem alten Garten im Innern einer metallenen Gartenpumpe statt – der Gartenbesitzer bemerkte dies und fixierte den Schwengel, sodass ihn niemand bedienen konnte und die Brut erfolgreich aufgezogen werden konnte. Die andere Brut fand statt in einer Damenhandtasche! „Die Handtasche hing in der offenen Scheune eines Bauernhofs in der Wesermarsch an einem Nagel und war geöffnet. Der Zaunkönig nahm dies als Einladung an und baute sein Nest darin. Für die Hofkatze an dem Scheunenbalken unerreichbar, wuchsen sechs kleine Zaunkönige darin auf und machten ihre ersten Ausflüge in das überall liegende Stroh vor – ein Zaunkönigs-Paradies, denn dort fanden sich auch gleich allerlei kleine Spinnen und Insekten als leckere Nahrung“, erinnert sich der Naturschützer. „In den Folgejahren war die Bauernfamilie so begeistert vom Zaunkönig als Vogelart, dass sie im Garten ‚wilde Ecken‘ mit Brombeeren, Reisighaufen, Brennnesseln und Stauden stehen ließ, und – siehe da – es folgten weitere Brutpaare im großen Garten und am Rand der Weiden, eine auch hinter einem Holzstapel!“
Oft wird der NABU nach geeigneten Nistkästen für den Zaunkönig gefragt; der Zaunkönig, der in Wäldern, Parks, sehr gern entlang gehölzbestandenen Gewässern und Gärten vorkommt, gilt in seinem Bestand gesichert. „Aber warum soll ihm nicht trotzdem ein kleines ‚Schloss‘ angeboten werden?“, fragt Rüdiger Wohlers, „wir sollten nicht immer erst warten, bis eine Tierart in der Bredouille ist, bis wir ihr helfen!“ Deshalb empfiehlt der NABU-Mitarbeiter zuallererst, „wilde Ecken“ im Garten zuzulassen, in einem „Garten, in dem sich auch Insekten eingeladen fühlen“, denn: „Wenn Unterschlupf, Rückzugsmöglichkeiten und Nahrungsangebot stimmen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich mehr und mehr Vogelarten ansiedeln, auch der Zaunkönig; in einem staubsaugerartig ausgeräumten Garten voller Exoten und ohne Deckung wird sich nichts abspielen!“
Tatsächlich gibt es spezielle Nistkästen für den Zaunkönig, dem übrigens 2004 die besondere Ehre zuteilwurde, NABU Vogel des Jahres zu sein. Diese Kästen sind ebenso wie andere Spezial-Nistkästen „selbst passionierten Vogelfreunden zumeist unbekannt“, sagt Wohlers: „Es kann für den mit allerdings viel Geschick und Geduld ein besonderer Kasten aus Holz gebaut werden. Und es gibt im Fachhandel seit einigen Jahren die hervorragende ‚Zaunkönigkugel‘ aus dem besonders haltbaren Material Holzbeton, das jahrzehntelang hält und sehr leicht durch eine Metallaufhängung an geschützter Stelle aufgehängt werden kann. Besonders praktisch daran ist, dass die Kugel aus zwei ineinander fassenden Hälften gebildet wird, die sehr leicht zu öffnen ist, sodass das alte Nest ganz einfach entfernt werden kann. Dies sollte am besten im Oktober geschehen, dann werden Parasiten wie Vogelflöhe und Lausfliegen entfernt, die in der nächsten Brutsaison lästig werden könnten. Und zu dieser Zeit können sich noch keine anderen Tiere wie Waldmäuse darin für den Winter eingefunden haben.“ Auch wenn der Zaunkönig nur einmal jährlich brütet – Ende April, Anfang Mai ist Brutbeginn – können Nistkästen wie die Zaunkönigkugel ganzjährig aufgehängt werden: „Vielleicht brütet dann noch schnell eine Blaumeise darin oder es fliegt eine kleine Fledermaus ein, um dort ein Tagesquartier zu haben. Und in kalten Winternächten können Vögel dort ein willkommenes, geschütztes Schlafquartier finden“, zeigt der NABU-Mitarbeiter die Vorteile der Zaunkönigkugel auf.
Für alle, die sich weiter über vogelgerechte Gärten und den Zaunkönig informieren möchten und vielleicht sogar selbst einen Zaunkönig-Nistkasten aus Holzbeton bauen möchten, hält der NABU ein Info-Paket bereit. Dazu gehören die umfangreiche Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art und die Broschüre „Gartenlust“. Es kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vögel im Garten“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
Über das NABU-Gartentelefon „Ihr Draht zur Natur“ können zum Zaunkönig und zu anderen Themen aus Tier- und Pflanzenwelt auch Fragen unter Tel. 0511 91105-0 (montags bis freitags, jeweils von 9 bis 14 Uhr) gestellt werden.
NABU Landesverband Niedersachsen
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