App-basierte Kontaktnachverfolgung auf freiwilliger Basis genießt breite Unterstützung in der bundesdeutschen Bevölkerung
Nachdem die Bundesregierung sich für eine freiwillige, dezentral arbeitende App zur Kontaktnachverfolgung entschieden hat, bezweifeln immer mehr Beobachter, ob ausreichend viele Bürgerinnen und Bürger diese App nutzen werden, sodass sie tatsächlich eine infektionsbegrenzende Wirkung hat. Diese Frage wurde in einer Studie der Universitäten Mannheim, Oxford und Maryland näher untersucht. In Deutschland nahm daran eine Gruppe von insgesamt 1033 Personen teil, deren Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung nach Altersgruppe, Geschlecht und Bundesland entspricht. Der Blog-Beitrag nennt als wichtigste Ergebnisse:
- Knapp drei Viertel der Befragten würden sich die App auf jeden Fall oder wahrscheinlich installieren – unabhängig von Alter oder Geschlecht. Nur diejenigen, die generell wenig Vertrauen in die Regierung haben, würden sich weigern.
- Die breite Mehrheit der Befragten würde der Aufforderung der App nachkommen, sich in häusliche Quarantäne zu begeben, sollten sie in Kontakt zu einer infizierten Person gekommen sein.
- Für die meisten würde die Bundesregierung in ihrem Ansehen steigen, sollte sie eine solche App einführen – unabhängig von der Sympathie für eine bestimmte Partei.
Weitere Ergebnisse sind in dem Beitrag im Corona-Blog des Forschungsverbunds „Forum-Privatheit“ dargestellt.
Insgesamt geben die Ergebnisse für Alexander Roßnagel, Professor an der Universität Kassel und Sprecher des „Forum Privatheit“, „Grund zur Hoffnung, dass eine App-basierte Kontaktnachverfolgung erfolgreich dazu beitragen könnte, die Epidemie einzudämmen und eine Lockerung des Lockdowns zu beschleunigen. Die Bereitschaft hierzu wird unterstützt, wenn das Design der App Vertrauen in den Datenschutz erzeugt und die Art und Weise, wie die App der Öffentlichkeit vorgestellt wird, Ängsten vor Überwachung und Einschränkungen der persönlichen Freiheit begegnet.“
Im Forum Privatheit setzen sich Expertinnen und Experten aus sieben wissenschaftlichen Institutionen interdisziplinär, kritisch und unabhängig mit Fragestellungen zum Schutz der Privatheit auseinander. Das Projekt wird vom Fraunhofer ISI koordiniert. Weitere Partner sind das Fraunhofer SIT, die Universität Duisburg-Essen, das Wissenschaftliche Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) der Universität Kassel, die Eberhard Karls Universität Tübingen, die Ludwig-Maximilians-Universität München sowie das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Forum Privatheit, um den öffentlichen Diskurs zu den Themen Privatheit und Datenschutz anzuregen.
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