B2 Gruppe Vorsitzender wirbt für europaweite Jobvermittlung

Christian Bodenbinder, 33 Jahre alt, ist Vorsitzender der Thüringer Unternehmensgruppe B2, einem Messebau-, Eventtechnik- und Logistikdienstleister. Robert Hilsch (51) Abgeordneter des Europäischen Parlaments und zuständig für die Arbeitsmarktentwicklung. Der Thüringer Unternehmer und der Politiker mit der Gesamtperspektive Europa sind vorgestern in Erfurt zusammengekommen. Sie führen ein Zwiegespräch über den deutschen Mittelstand im Spannungsfeld europäischer Politik; auch wollen sie Wege der Kooperation ausloten.

Wie es zu dem Treffen kam? Das AHK Wirtschafts-Magazin interviewte sowohl Bodenbinder als auch Hilsch unlängst für die Titelgeschichte: „Wir brauchen Europa“. Die beiden beschlossen danach, sich einmal persönlich an einen Tisch zu setzen.

Hilsch hat zunächst wenig Ermutigendes aus dem Parlament zu berichten, was die „KMUs“ angeht, wie er die kleinen und mittelgroßen Unternehmen abkürzt. „Sie sind zwar ein Thema. Aber 60 Prozent der Abgeordneten beten es nach, ohne zu wissen, wovon sie reden.“ Der Grund sei einfach, dass es eine mittelständische Struktur wie in Deutschland und vor allem in Thüringen in weiten Teilen der Europäischen Union gar nicht gebe.

Dann werden die Gesprächspartner konkreter, packen Schwerpunkte an. Christian Bodenbinder treibt vor allem der Arbeitsmarkt um. Er wünsche sich, so der Unternehmer, dass es EU-weite Möglichkeiten der Arbeitsvermittlung gebe. „In südeuropäischen Ländern gibt es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, hier aber fehlen die Leute“, betont Bodenbinder. „Warum also keine europaweite Ausschreibung als Pilotprojekt?“, fragt er Hilsch. Und ergänzt: „Schon jetzt haben wir übrigens Mitarbeiter aus 7 Nationen bei der B2 Gruppe. Das ist gelebte Integration.“

Der Parlaments-Abgeordnete schimpft erst einmal ein bisschen. „Das Problem ist bei uns nicht vom Himmel gefallen“, sagt er. „Aber vor zwei, drei Jahren habe ich von solchen Lösungsansätzen aus dem Mittelstand noch nichts gehört, als es noch mehr Bewerber auf Stellen gab.“ Auch sehe er bei europaweiter Arbeitsvermittlung noch weitere Probleme: Sprache, Mentalität. „Die Leute haben einfach manchmal Heimweh, sie müssen sich umgewöhnen wollen.“ Zudem sei natürlich immer die Frage, so Hilsch weiter, wo die Zuständigkeit des europäischen Parlaments beginne – und wo sie aufhöre.

Die Zuständigkeitsdebatte gibt es auch bei einem anderen Punkt: den Banken. Sie geben, so kritisiert Bodenbinder, mittelständischen Firmen oft keine dringend benötigten Kredite – was die Unternehmen in die Arme von Investoren mit wenig edlen Zielen treibt. Das Problem kennt auch Hilsch. Aber: „Das ist eine Baustelle der Sparkassen und Landesbanken.“ Zum Ende des Gesprächs einigen sich Hilsch und Bodenbinder auf ein gemeinsames Projekt: Sie wollen versuchen, Ausbilder in bestimmten Berufen fit zu machen für europaweite Einsätze. Auch wollen sie europaweite Standards für Ausbildungsberufe einführen.