Corona in Sachsen: 1.700 weniger gemeldete Ausbildungsplätze als vor einem Jahr
- Corona-Krise hat erste Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt.
Das Ausbildungsjahr beginnt immer im Oktober eines Jahres. Seit Oktober 2019 haben sich in Sachsen insgesamt 16.776 Mädchen und Jungen in den Agenturen für Arbeit gemeldet und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten lassen. Das sind 475 oder 2,8 Prozent weniger als im letzten Jahr. Im gleichen Zeitraum wurden den sächsischen Arbeitsagenturen 16.453 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 1.681 oder 9,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
- Trotzdem mehr freie Lehrstellen als noch suchende Bewerber.
Aktuell sind noch 9.606 Schüler auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Dem gegenüber stehen 11.073 freie Ausbildungsstellen. Damit gibt es rein rechnerisch mehr als eine freie Ausbildungsstelle für jeden gemeldeten noch suchenden Bewerber. Die meisten freien Lehrstellen gibt es bei Betrieben, die der IHK zugehörig sind (7.352). Aber auch bei den Handwerksbetrieben sind von den bisher 3.476 gemeldeten Ausbildungsstellen noch 2.479 unbesetzt.
- Wunschberufe bleiben weiter unverändert.
Die Wunschberufe der Jugendlichen sind seit vielen Jahren unverändert. Jeder dritte Jugendliche entscheidet sich für einen TOP-Ten-Beruf. Dazu gehören die Berufe:
- Verkäufer/in
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel
- KfZ-Mechatroniker/in
- Kaufmann/-frau – Büromanagement
- Fachlagerist/in
- Tischler/in
- Koch/Köchin
- Fachinformatiker/in
- Friseur/in
- Verwaltungsfachangestellte/r
Berufswahlverhalten nach Geschlecht:
Es zeigt sich, das Mädchen die Berufe im Umgang mit Menschen bevorzugen (Verkäuferin, Einzelhandelskauffrau, Medizinische Fachangestellte oder Friseurin – alles TOP 10 Berufe der Mädchen). Hingegen möchten Jungs eher technische Berufe erlernen (Kfz-mechatroniker, Mechatroniker, Fachinformatiker, Industriemechaniker, Tischler – auch alles TOP 10 Berufe). Bei ihnen stehen aber auch die Berufe im Handel und die Ausbildung zum Koch hoch im Kurs.
Die häufigsten Einflussfaktoren auf die Berufswünsche sind die Eltern, das persönliches Umfeld der Jugendlichen, spezifische Erfahrungen aus Praktika und auch die Medien.
- Apps und neue Online-Tools helfen bei der Berufswahl.
Kein Schulbesuch und eingeschränkte Kontakte zu Altersgenossen in Zeiten der Corona-Krise: Jugendliche, die aufgrund der aktuell geltenden Sicherheitsvorkehrungen zuhause bleiben müssen, sollten die Zeit nutzen und sich mit den wichtigen Fragen der Berufswahl auseinandersetzen. Die BA bietet genau dafür ein breites Portfolio an Online-Angeboten, die jungen Menschen dabei helfen, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden.
Zur Berufsorientierung dient das neue Selbsterkundungstool „Check-U“, bei dem Ausbildungssuchende ihr ganz persönliches Kompetenzprofil erstellen können. Auch die AzubiWelt-App gehört zum umfangreichen Angebot der BA. Sie ist in den gängigen App-Stores kostenlos verfügbar und ermöglicht die komfortable und personalisierte Suche nach freien Ausbildungsstellen direkt am Smartphone.
Weitere Informationen, Kontaktwege zur Berufsberatung und Online-Angebote sind zu finden unter: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-sachsen/bo
- Berufsberater der Jugendberufsagenturen sind weiter da und unterstützen.
Zudem sollten die Jugendlichen die Berufsberatung bei der Suche nach einer Ausbildung einbinden. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater kennen den regionalen Arbeitsmarkt, aktuelle Trends, Berufe und deren Zukunftschancen. Erreichbar ist die Berufsberatung derzeit per E-Mail oder telefonisch über die Service-Hotline (0800 4 5555 00).
Zitate:
„Die sächsische Wirtschaft hat sich bewusst in großem Umfang für Kurzarbeit entschieden und damit ein Statement abgegeben, dass sie an ihren Fachkräften und eingespielten Teams auch in schwierigen Zeiten festhalten will. Darüber bin ich sehr froh. Viele Unternehmen verlieren die Zukunft nicht aus den Augen. Denn bereits vor Corona haben viele über Fachkräftemangel gesprochen. Eine Lösung und die Quelle für Fachkräfte ist die betriebliche Ausbildung. Deshalb sollten die Betriebe auch in der Corona-Krise an ihren Auszubildenden festhalten und spätestens jetzt freie Ausbildungsstellen melden. Wir unterstützen mit unseren Jugendberufsagenturen und vermitteln freie Lehrstellen“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
„Der Erfolg der sächsischen Wirtschaft ist maßgeblich auch auf die eigene Ausbildung der Unternehmen zurückzuführen. Deshalb haben wir bereits in einem ersten Schritt den ausbildenden Unternehmen finanzielle Unterstützung zur Aufrechterhaltung bestehender Ausbildungsverhältnisse zugesichert. Nun müssen wir alles daran setzen, dass unsere sächsischen Unternehmen trotz der schwierigen Situation auch zukünftig ausbilden und jungen Menschen eine berufliche Perspektive bieten. Der Lernort Betrieb lässt sich nicht ersetzen. Wenn die Unternehmen nicht mehr selbst ausbilden, wird sich dies massiv auf die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Sachsen auswirken. Dem werden wir entgegenwirken“, sagte Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
„Auch die Beruflichen Schulzentren werden ihren Beitrag leisten, um die Auswirkungen der aktuellen Krise abzumildern. Vollzeitschulische Angebote können nur eine Brücke in betriebliche Ausbildung sein, diese aber nicht ersetzen. Deshalb ist es auch wichtig, dass Unternehmen für Ausbildungskooperationen zur Verfügung stehen“, sagte Christian Piwarz, Sächsischer Staatsminister für Kultus.
„Die meisten Unternehmen hatten die letzten Wochen mit folgenschweren Problemen zu kämpfen. Da blieb für die Planung des neuen Ausbildungsjahres kaum Zeit. Doch bei allen Herausforderungen, die es derzeit zu nehmen gilt, halten unsere Unternehmen auch weiterhin daran fest, auszubilden, um Fachkräfte für die Zeit nach der Krise zu sichern und jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten“, sagte Hans-Joachim Wunderlich, Hauptgeschäftsführer IHK Chemnitz.
"Die Auszubildenden von heute werden die Fachkräfte von morgen sein. Umso wichtiger ist es, gerade auch in schwierigen Situationen wie der Corona-Krise, an die Zukunft zu denken. Denn all diejenigen, die im Herbst nicht in einer Ausbildung sind, werden mittelfristig als Gesellen fehlen und auch langfristig als Meister, die einen Betrieb führen können", betont Jörg Dittrich, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der sächsischen Handwerkskammern.
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