Gesundheit & Medizin

Das Immunsystem kann auch Corona: Prävention

Die Prävention gegen eine Ansteckung durch SARS-CoV-2 unterscheidet sich im Grunde nicht von einer generellen Prävention gegen Infektionskrankheiten. Wir haben dies nur verdrängt.

Wer sich auf der Homepage des RKI (Robert-Koch-Institut) z.B. zu Grippe oder Erkältungskrankheiten allgemein informiert, wird viele der folgenden Hinweise bereits finden.

Was kann jeder Einzelne tun?

Prävention – Schutz vor Ansteckung

Aktuelle Untersuchungen bestätigen die Vermutung, dass sich SARS-CoV-2 in erster Linie „aerogen“, also direkt von Mensch zu Mensch, verbreitet. Eine „Sekret-Aerosol-Wolke“, z.B. ausgelöst durch Nießen, kann bis zu 8 Meter weit reichen und relativ lange in der Luft „segeln“. Die Viren sind im „Sekret-Aerosol“ u.U. noch nach 2 Stunden infektiös. Ein Aerosol-Partikel kann dabei das Vielfache jener Virendosis enthalten, die für eine Infektion erforderlich ist.

Hat sich ein Aerosolpartikel auf der Schleimhaut des Empfängers abgesetzt, infizieren die eingebetteten Viren in weniger als einer Minute die Zielzellen. Schon nach 12 Stunden kann in den infizierten Zellen eine Virusvermehrung nachgewiesen werden. Sind die Ressourcen der Zellen erschöpft, sterben diese ab und setzen die neuen Viren frei. Diese Viren infizieren und zerstören weitere Zellen im Gewebe. Mit der wachsenden Größe des Gewebedefektes, treten zunehmend Symptome auf. Über den Speichel und / oder das Nasensekret scheidet der SARS-CoV-2-Infizierte aber bereits vor dem Auftreten der Symptome hohe Viruskonzentrationen mit seinem Speichel aus.

In diesem Zusammenhang ist auch die Kontaktinfektion (Schmierinfektion) als Verbreitungsweg zu nennen. Die Kontakt- bzw. Schmierinfektion ist nach den derzeitigen Erkenntnissen zwar von geringerer Bedeutung, sie findet aber statt. Je nach Umgebungsbedingungen können SARS-CoV-2-Viren, umgeben von Sekret, einige Tage lang auf Oberflächen infektiös bleiben. Über die Hand erreichen die Viren andere Gegenstände oder werden direkt auf die Schleimhäute (Nase, Mund, Augen) übertragen.

Nach wie vor bleibt es also wichtig, Berührungen im Gesicht zu vermeiden, bevor man sich die Hände gründlich gewaschen hat. Dafür reichen warmes Wasser und Seife aus. Die Seife greift die Fette und Eiweiße der Virushülle an und das Abspülen verringert deren Zahl auf der Haut.

Außerhalb seiner Wirtszelle, also außerhalb des Körpers, arbeitet die Zeit gegen das Virus. Wie jedes Eiweiß wird auch die Virenhülle z.B. durch UV-Strahlung, Licht, Wärme und Feuchtigkeit angegriffen und büßt zunehmend ihre Funktionalität ein. Die Menge intakter Viren nimmt ab.

Fraglich kontaminierte Oberflächen lassen sich mit üblichen Haushaltsreinigern, wie z.B. Geschirrspülmittel und Alkohol (70%), ausreichend reinigen. Diese Mittel greifen die Eiweiße und Fette der Virushülle an.

Abstand halten und Lüften

Im Zusammenleben zwischen Menschen ist kein 100%ige Schutz möglich. Es geht aber auch einfach darum, die Menge infektiöser Viren zu verringern. Ob sich eine Infektion entwickelt und wie schwer diese ggf. verläuft, hängt auch von der Virenmenge ab, die aufgenommen wird.

Dies kann erklären, warum ältere Menschen, die mit ihren Kindern und Enkeln in einem Haushalt zusammenleben, schwerer erkrankten. Dies kann auch erklären, warum Pflegekräfte und Ärzte, die enger mit COVID-19- Patienten Kontakt hatten, häufiger schwer erkrankten.

In Kenntnis des Infektionsweges und der Tragweite der Virendosis wird deutlich, warum die Einhaltung der Abstandsregeln wichtig ist. Die Distanzangaben sind allerdings nur als grobe Vorgaben zu sehen. Sie muss jeweils der Situation angepasst werden.

Theoretisch könnte ein Rad fahrender Ausscheider nießen und einen nachfolgenden Radler infizieren. Dieses Szenario erfordert eine Verkettung „ungünstiger“ Umstände. In der Natur kann man einen hohen Verdünnungseffekt und – aus der Sicht des Virus – ungünstige Umgebungsbedingen annehmen.

Das Laufen in Gruppen in kurzer Distanz oder auch Sport in geschlossenen Räumen muss dagegen mit einem höheren Risiko bewertet werden. Der forcierten Atmung, verbunden mit der längeren Expositionszeit, sollten Läufer durch vergrößerte Distanzen (über 4 Meter) Rechnung tragen.

In geschlossenen Räumen steigt durch Aerosol-Wolken die Virenkonzentration in der Luft. Eine forcierte Atmung beim Sport verstärkt diesen Effekt. Eingebettet in Speichel sind die Viren geschützt und es sind dann schon 90°C für 30 Minuten aktuell laut BfArM und RKI notwendig, um diese sicher zu inaktivieren. Kleine Räume mit vielen Personen sind zu meiden.

Das regelmäßige Lüften von Räumen hat sowohl mit Blick auf Sport/Anstrengung als auch generell einen risikominimierenden Effekt.

Masken und Taschentücher

Mundnasenmasken werden mit unterschiedlichen Zielsetzungen getragen. Muss man mit Menschen in Kontakt treten, die erkältet sind oder aktuell positiv getestet wurden, sollte man neben einer dicht schließenden Schutzmaske (FFP-3 oder FFP-2) mit Filter auch eine Schutzbrille bzw. Gesichtsvisier sowie Handschuhe und Schutzkleidung tragen.

Diese Ausrüstung benötigen in der Regel Menschen, die ständig hohen Virenkonzentrationen ausgesetzt sind, also das medizinische Personal.

Selbstschutz

Ausreichend zuverlässig sind in Verbindung mit einem Augenschutz nur FFP-3 (oder FFP-2) Masken mit Filter, die um Mund und Nase dicht abschließen.

Andere Masken bieten gegen eine aerogene Ansteckung kaum Schutz. Dennoch ist auch das Tragen einer einfachen Mundnasenmaske sinnvoll. Die Zahl der Aerosolpartikel wird – wenn auch geringfügig – reduziert. Besser als nichts!

Fremdschutz

Wichtiger aber ist, dass Mundnasenmasken einen Teil des eigenen Speichels und Nasensekrets abfangen. So werden die Mitmenschen geschützt.

Eine aktuelle Untersuchung mit SARS-CoV-2-Ausscheidern zeigt, dass gut dimensionierte (Größe), aus dichtem Bauwollstoff gefertigte Mundnasenmasken mit Gummizug, die Umgebung sogar besser schützen können als gewöhnliche OP-Masken.

Die höchste SARS-CoV-2 Konzentration fand sich überraschenderweise an der Maskenaußenseite, was mit dem Strömungsverhalten der Ausatemluft erklärt werden kann. Diesem Umstand muss beim Handling der Masken Rechnung getragen werden: Nur am Gummizug anfassen!

Maske statt Abstand?

Einen kräftigen Husten- oder Nießanfall kann keine Maske auffangen! Die Abstandsregeln müssen beachtet werden, auch wenn eine Mundnasenmaske getragen wird.

Zusammenfassend

Wer unter schwereren Erkältungssymptomen leidet, sollte ohnehin zuhause bleiben. Putzt man die Nase, sollten die Taschentücher anschließend entsorgt und die Hände gründlich gewaschen werden.

Selbst bei leichtesten Erkältungssymptomen muss aber der Mundnasenschutz in der Öffentlichkeit Pflicht sein. Wer weiß schon, ob das Halskratzen, die laufende Nase oder der Husten nicht durch SARS-CoV-2 verursacht wird. Können dichte Menschenansammlungen nicht umgangen werden, ist es ebenfalls ratsam, nicht auf einen Mundnasenschutz zu verzichten.

Das Husten oder Nießen in die Ellenbeuge ist nur eine Notfallalternative.

Ist der Mundnasenschutz durchfeuchtet, muss er gewechselt werden. Beim Hantieren mit den Masken ist darauf zu achten, die eigenen Finger nicht zu kontaminieren.

Auch das Tragen einer Maske, entbindet nicht davon, Berührungen im Gesicht zu vermeiden, solange man sich nicht die Hände gründlich gewaschen hat.

Können Masken wiederverwendet werden?

Grundsätzlich kann man diese Frage mit ja beantworten, was eine wesentliche Entlastung für die Umwelt darstellt. Die Masken dürfen dazu nicht luftdicht verpackt werden.

Masken mit Filter sollte man an der Luft (außerhalb der Wohnung, an der frischen Luft) mindestens 3 Tage trocknen lassen. Der Filter ist empfindlich und kann ggf. durch Waschen beschädigt werden.

Bei anderen Masken, deren Material dies aushält, sollten zur sicheren Inaktivierung der Viren im Sekret für 30 Minuten 90°C erreicht werden (aktuell laut BfArM und RKI). Bei einem üblichen Maschinenwaschprogramm (1 ½ Stunden) reichen unter Zugabe von Waschmittel auch 60°C aus. Auch 90°C für 40 Minuten (10 min aufheizen, 30 min Temperatur halten) im Backofen reichen aus.

Dagegen sind weder das kurze Bügeln mit dem Dampfbügeleisen noch die Mikrowelle eine sichere Methode. Beide erreichen keine sichere und ausreichend lange „Durchhitzung“. Der Kühlschrank und Dunkelheit sind keinesfalls zu empfehlen.

Handschuhe

Immer mehr Menschen tragen Einweg- oder Gummihandschuhe, um sich vor Kontaktinfektionen zu schützen. Ärzte klären darüber auf, dass diese Handschuhe porös sind und keinen Schutz gegen Viren bieten. Im medizinischen Alltag werden sie nur für grobe Verschmutzungen eingesetzt.

Besonders problematisch ist, dass die Keimübertragung durch Latex- oder Vinylhandschuhe generell um ein Vielfaches höher ist als über die gesunde Haut, die eine antimikrobielle Funktion hat. Über die Handschuhe verbreiten sich Bakterien, Pilze und Viren daher besonders leicht. Zudem verhindern Handschuhe nicht, den unabsichtlichen Griff ins Gesicht.

Will man auf diese Vinyl-Handschuhe nicht verzichten, raten die Fachleute dringend dazu, jeweils vorher und nachher ein Handdesinfektionsmittel nach Vorschrift zu verwenden. Das „feucht-warme Klima“ in den Handschuhen stört die Barrierefunktion der Haut und fördert das Keimwachstum.

Einen Ausweg können Baumwollhandschuhe für Allergiker bieten. Sie „verhindern“ nicht, reduzieren aber die Keimübertragung auf die Haut und sind verträglicher für die natürliche, antimikrobielle Schutzfunktion der Haut. Nach dem einmaligen Gebrauch werden sie bei mindestens 60°C in der Maschine gewaschen.

Laut Experten ist es besser, im Alltag ganz auf Handschuhe zu verzichten. Lieber öfter die Hände gründlich waschen und z.B. beim Einkaufen überlegt handeln und nicht alles „begrabschen“. Bevor man den Einkauf im Haus verstaut, sollte man sich die Hände waschen und ebenfalls danach.

Händewaschen

Die präventiven Maßnahmen im Alltag dienen dazu, die Zahl infektiöser Viren zu reduzieren, denen man ausgesetzt ist. In der Regel reicht es dazu aus, die Hände anlassbezogen und auch mehrmals zwischendurch sorgfältig zu waschen.

Entsprechende Anlässe sind z.B. die Rückkehr in die Wohnung, nach dem Sport oder nach einer Autofahrt, vor und nach dem Aufräumen der Einkäufe oder der Hausarbeit, nach dem Leeren des Briefkastens, nach dem Toilettengang und vor dem Essen etc.

Für das Händewaschen reichen warmes Wasser und Seife aus. Die Seife greift die Eiweiß- und Fettmoleküle der Virushülle an, das gründliche Abspülen reduziert die Anzahl der Viren.

Zunächst wird der grobe Schutz entfernt. Dann folgt der zweite „Waschgang“, der besonders auf die Hautbereiche zwischen den Fingen und um die Nägel abzielt. 20 – 30 Sekunden sollte man für jeden der Waschgänge aufwenden.

Manche Hygieniker empfehlen, vor dem zweiten Waschen die Hände abzutrocknen und dafür ein eigenes, „schmutziges“ Handtuch zu verwenden. Es reicht aus, benutzte Handtücher bei mindesten 60°C in der Maschine zu waschen.

Lebensmittel und Oberflächen

Wenn keine Virusausscheider im Haushalt leben, ist die Gefahr der Kontaktinfektion über Lebensmittel und Oberflächen gering. Außerhalb des Körpers wird die Virushülle durch UV-Strahlung, Licht, Wärme und Feuchtigkeit angegriffen und verliert zunehmend an Infektiösität.

Obst, Salat und Gemüse (auch verpacktes) sollte man unabhängig von SARS-CoV-2 immer gründlich waschen. Ein Salat, den man gleich verzehren will, lässt sich zur Not mit heißem Wasser waschen.
Dunkle und kühle Orte helfen dem SARS-CoV-2, länger infektiös zu bleiben. Es macht daher Sinn zu prüfen, welches Obst und Gemüse überhaupt im Kühlschrank gelagert werden soll.

Eine weitere Regel – unabhängig von SARS-CoV-2 – ist das Händewaschen vor dem Kochen.

Menschen mit Risiken oder Ausscheider

Neben den bereits genannten Maßnahmen empfehlen die Infektionsexperten weitere Schritte, wenn ein infizierter Mensch oder Mensch mit Risikofaktoren im Haushalt lebt.

Ein Familienmitglied, das Symptome entwickelt, sollte sich in einen separaten Raum „isolieren“. Die Tür sollte geschlossen sein und zum Betreten sind eigene Schuhe und „Schutzkleidung“ angeraten. Vor dem Betreten und nach dem Betreten sollte man die Hände desinfizieren.

Wie schon erklärt, ist häufiges Lüften eine gute Maßnahme, um die Virenkonzentration in der Raumluft zu reduzieren. Luftfilter können ebenfalls dazu eingesetzt werden. Zu beachten ist aber, dass nicht jedes Gerät geeignet ist, Viren abzufangen. Ggf. muss man sich dies vom Hersteller bestätigen lassen.

Für die Abwehrfunktion der Schleimhäute der oberen Luftwege ist die Feuchtigkeit der Atemluft wichtig. Sie sollte bei 40-60% relativer Luftfeuchte gehalten werden. Die feuchtere Luft setzt darüber hinaus auch dem SARS-CoV-2 auf den Oberflächen zu.

Oberflächen bzw. Geräte oder Haltegriffe, die häufig berührt werden müssen mehrmals täglich gereinigt werden. Dafür ist in der Regel kein Desinfektionsmittel erforderlich. Befürchtet man eine hohe Belastung, reicht 70%iger Alkohol (Einwirkzeit 1 Minute) zur Desinfektion aus.

Unklar ist, wie hoch das Risiko einer Ansteckung durch SARS-CoV-2-Viren im Stuhl einzuschätzen ist. Das Virengenom konnte im Stuhl infizierter Menschen verschiedentlich nachgewiesen werden. Es wird daher empfohlen, den Toilettendeckel vor dem Spülen zu schließen, um eine Ausbreitung von Partikeln zu minimieren. Das gründliche Händewaschen danach und das Lüften müssen nicht extra erwähnt werden.

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