Frauen haben in Dax-Vorständen weiter wenig zu sagen
Frauen werden etwas früher Vorstand (im Schnitt mit 48,5 Jahren) und sind durchschnittlich drei Jahre jünger (51 Jahre) als ihre männlichen Kollegen. Allerdings bleiben sie 20% oder 1,2 Jahre kürzer im Amt als Männer. Im Durchschnitt der in den letzten 16 Monaten ausgeschiedenen Vorstände betrug die Verweildauer bei Frauen 5,8 Jahre, bei Männern 7 Jahre. International liegt der Dax beim Frauenanteil auf Vorstandsebene weit zurück. In Norwegen ist der Anteil fast doppelt so hoch. Auch in Schweden, Großbritannien, den USA, Finnland, Frankreich, Dänemark, Spanien und den Niederlanden liegt er höher.
„Die vor fünf Jahren durch das Gesetz zur Gleichberechtigung in Führungspositionen ausgelöste Diskussion hat die Ernennung von weiblichen Vorständen einige Zeit beschleunigt. Diese Dynamik ist jetzt aber schon seit drei Jahren zum Erliegen gekommen. Eine ähnliche Entwicklung sehen wir auch beim Frauenanteil in Dax-Aufsichtsräten. Seitdem die gesetzlich vorgeschriebenen 30% erreicht sind, verharrt der Frauenanteil bei einem Drittel“, so Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board & CEO Praxisgruppe bei Russell Reynolds Associates.
Sechs Vorstände mit einem Viertel Frauen – sieben ohne Frau
Unter den Dax-Unternehmen gibt es beim Frauenanteil auf Vorstandsebene große Unterschiede. Sechs Unternehmen haben einen Frauenanteil im Vorstand von 25% (Covestro, Daimler, Deutsche Telekom, Fresenius Medical Care, Vonovia, Wirecard), zwei kommen auf 20% (Allianz, Merck), während sieben Dax-Unternehmen keine einzige Frau im Vorstand haben (Bayer, E.ON, HeidelbergCement, Infineon, MTU Aero Engines, RWE, Siemens).
83% der Dax-CEOs sind Deutsche
Weibliche Dax-Vorstände sind internationaler: 44% stammen aus dem Ausland, bei den Männern sind es rund 30%. Insgesamt kommen zwei Drittel aller Vorstände aus Deutschland, ein Drittel aus dem Ausland, unter ihnen rund 20% aus dem europäischen Ausland. 83% der CEOs sind Deutsche. Auch wenn der Anteil von Einheimischen an der Spitze der Vorstände weiterhin hoch ist, hat die Internationalisierung der Dax-Vorstände insgesamt zuletzt stark zugenommen. So wurden in den letzten zwei Jahren fast genauso viele Ausländer wie Deutsche zu Dax-Vorständen ernannt.
Als Finanzchef größere Chancen auf Einstieg von außen
Rund 17% aller aktuellen Vorstandsvorsitzenden wurden direkt von extern berufen, 83% intern zum Vorsitzenden entwickelt. Finanzchefs (CFOs) werden eher außerhalb des Unternehmens gesucht; von den aktuellen CFOs wurden nur 50% aus den eigenen Reihen rekrutiert, 50% von außen ins Unternehmen geholt. „Für Finanzchefs ist es leichter, in gleicher Position zu anderen Unternehmen zu wechseln als für CEOs“, sagt Dr. Thomas Tomkos, Leiter der deutschen Board & CEO Praxisgruppe bei Russell Reynolds Associates.
18 Jahre lang Vorstand
Eine Analyse der Verweildauer im Unternehmen und des Alters zum Zeitpunkt der Ernennung zum Vorstand zeigt ein gemischtes Bild: sieben Vorstände sind bereits 35 Jahre im Unternehmen, neun sind seit mindestens 15 Jahren Vorstand, weitere sieben Vorstände waren bei ihrer Berufung zwischen 30 und 40 Jahre alt. Joe Kaeser von Siemens ist am längsten dabei, er bringt es auf 40 Jahre Betriebszugehörigkeit. Frank Appel von der Deutschen Post ist am längsten Vorstand, er leitet das Unternehmen bereits seit 18 Jahren.
Linde zahlt fünfeinhalb Mal mehr als MTU
Auch bei der Vergütung gibt es eine große Bandbreite. Am besten haben zuletzt (2019) die Vorstände von Linde (8,9 Mio. Euro), Deutsche Bank (6,6 Mio.) und SAP (6,3 Mio.) verdient. Bei MTU (1,6 Mio. Euro) und Infineon (1,8 Mio.) gab es im Schnitt die niedrigsten Zuwendungen.
„Auch wenn bei der Frauenquote großer Nachholbedarf besteht, insgesamt zeigt sich, dass die Zugänge zum Vorstand vielfältiger werden. Man kann sich im Unternehmen hocharbeiten und ein Leben lang beim gleichen Unternehmen bleiben, oder von außen als Vorstand dazustoßen, zunehmend auch aus dem Ausland. Man kann mit 30 Jahren Dax-Vorstand werden oder 18 Jahre lang Vorstandsvorsitzender bleiben. Der Trend zu mehr Diversität ist unaufhaltsam“, so Thomas Tomkos.
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