Energie- / Umwelttechnik

Gießereien leiden unter Auftragsmangel und Stornierungen / Krisenerwartung bis 2021

Knapp 90 % der deutschen Gießereien verzeichnen Auftragseinbußen bzw. Stornierungen durch die Coronakrise. Ein Drittel erwartet, dass die Krise mehr als ein Jahr lang andauern wird: Das sind zentrale Ergebnisse der dritten Umfrage vom Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG).

Der BDG hatte seine Mitglieder in der KW 20 zum dritten Mal nach März und April zu den Auswirkungen der Coronakrise befragt. Wesentliche Aussagen der Vorbefragungen haben sich in der aktuellen Befragung weiter zugespitzt: So hatten bei der Erstbefragung im März 76 % der befragten Unternehmen „Auswirkungen des Coronavirus auf den Betriebsablauf“ gespürt, 24 % hatten dies nicht. Bei der zweiten Befragung im April war die Verneiner-Quote auf 4 % geschrumpft, 96 % hatten Auswirkungen auf den Betriebsablauf festgestellt. Bei der aktuellen dritten Befragung ist der Wert weiter gestiegen. Im Mai stellen 99 % der Unternehmen „Auswirkungen auf den Betriebsablauf“ fest.

Ein gravierender Punkt ist Auftragsmangel. Die Frage nach „Auftragseinbußen bzw. Stornierungen“ bejahen knapp 90 % der Befragten, 54 % registrieren sogar „gravierende“ Einbußen, lediglich 12 % „geringe“. Die Frage nach „Kapazitätsanpassungen“ bejahen 81 % der befragten Betriebe. Als Instrumente aufgeführt werden „Kurzarbeit“ (77 %) sowie „Produktionsstopps“ (46 %). Immerhin 29 % der befragten Betriebe nennen auch „Personalabbau“ als aktuell in Prüfung befindliche Maßnahme. „Entscheidend für die Unternehmen der Gießerei-Branche ist die Planungssicherheit der abnehmenden Kunden“, sagt BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher. „Es muss zu partnerschaftlichen und transparenten Festlegungen kommen, das Abnahmeverhalten darf nicht auf Kosten der zuliefernden Gießereien gehen.“

Bei der Frage nach aktueller oder künftig zu erwartender Inanspruchnahme von Krediten im Falle von Liquiditätsengpässen ist das Branchenbild heterogen. Rund 52 % der befragten Unternehmen können die Coronakrise gut abfedern und sehen weder aktuell noch perspektivisch Liquiditätsbedarf durch Kredite. Eine knappe Minderheit von 44 % hat aktuell bereits Liquiditätsengpässe oder erwartet sie. „Darunter sind Betriebe, die sich einer ihre Existenz bedrohenden Krise ausgesetzt sehen“, sagt Schumacher. „Die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen müssen so umgesetzt werden, dass sie bei den Unternehmen zügig und unbürokratisch ankommen.“

Neu in der aktuellen Mitgliederbefragung war die Frage nach dem erwarteten Zeithorizont, um zur Normalauslastung zurückzukehren. Mit einem Zeithorizont von 1 bis 3 bzw. 3 bis 6 Monaten rechnet nur eine Minderheit von 5 % bzw. 8 % der

Befragten. Die Mehrheit der Betriebe von 82 % rechnet mit einer Krise von mindestens einem halben Jahr Dauer, darunter sind 32 %, die mit einer Dauer von mehr als einem Jahr rechnen. Die Branche erwartet für das laufende Jahr 2020 Umsatzrückgänge; relativ die meisten Unternehmen erwarten ein Umsatzminus im Bereich zwischen 20 und 30 %. Daher müssen neben der Vermeidung zusätzlicher Belastungen nun auch wirksame konjunkturelle Anreize gesetzt werden, die einen Neustart der deutschen mittelständischen Wirtschaft ermöglichen.

Ergänzende Information. Die Befragung erfolgte vom 08.05. – 14.05. (Kalenderwoche 20), teilgenommen haben 93 deutsche Gießereien.

Über BDG – Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie

Die deutsche Gießerei-Industrie in Zahlen: Der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) vertritt die Interessen von rund 600 Mitgliedern mit ca. 80 000 Mitarbeitern. Die Gießerei-Industrie ist überwiegend mittelständisch strukturiert. Der BDG arbeitet eng mit dem technisch-wissenschaftlichen Verein Deutscher Giessereifachleute (VDG), der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM) und der Forschungsvereinigung Gießereitechnik (FVG) zusammen.

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