Intensiver Einblick in das FRISCH AUF!-Nachwuchscenter
In einer kleinen Serie gibt FRISCH AUF! einen intensiven Einblick in das Nachwuchscenter und stellt die verantwortlichen und handelnden Akteure näher vor. Seit vielen Jahren ist Gerd Römer, der die A-Lizenz des DHB besitzt, Trainer der erfolgreichen U19 im FRISCH AUF!-Nachwuchscenter. Er gibt einen Einblick in seine Arbeit und berichtet auch von seiner Gestaltung des Jahrgangswechsels in der aktuellen Corona-Krise.
Die Saison der Jugendbundesliga wurde, ebenso wie die Handball-Bundesligasaison der Männer, abgebrochen. Zum Zeitpunkt des Abbruchs war FRISCH AUF! Tabellenführer der Pokalrunde, in der ersten Saisonhälfte hattet ihr jedoch mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen. Wie fällt dein Saisonfazit aus?
Gerd Römer: Grundsätzlich hatten wir diese Saison ein sehr talentiertes Team im Jahrgang 2001/2002. Mit den German Internation Youth Championships in Düsseldorf, wo wir das Viertelfinale erreichten und dem 3. Platz beim Gradmesser schlechthin, dem Füchse-Turnier in Berlin, waren wir uns schon sicher, hinter der Ausnahmemannschaft in diesem Jahrgang Füchse Berlin ein gewichtiges Wort um die weiteren Plätze in Deutschland mitreden zu können. Allerdings hatten diese extrem intensiven Turniere mit wirklich bemerkenswerten Resultaten für uns bittere Konsequenzen. Mit Kai Schäffner, Isaiah Klein und Oskar Neudeck fielen hochtalentierte Spieler für die neugeschaffene einfache Runde in der Bundesliga Süd praktisch komplett aus. Das war natürlich ein schwerer Rückschlag. Aber wenn man dann gesehen hat, was die übrigen Jungs anschließend teilweise geleistet haben, wie beispielsweise beim Sieg in Bittenfeld, und wir bis zum letzten Spieltag in Pforzheim noch die Qualifikation für die Meisterrunde in eigener Hand hatten, war das auch ein sehr schöner Erfolg. Im Jahr 2020 liefen die Dinge personell gesehen wieder in ruhigerem Fahrwasser und wir konnten bis zum Lockdown Mitte März ungeschlagen durch die Pokalrunde marschieren. Da war schon Feuer zu spüren mit den Topteams aus Hannover-Burgdorf, Kiel oder Essen um den Titel des Deutschen Pokalsiegers zu kämpfen. Da war es natürlich schon ein Schock, dass wir nach der wirklich schweren Saison nicht die Chance hatten, unser Ziel zu verwirklichen. Aber Süddeutscher Pokalsieger ist ja auch ein kleines Trostpflaster.
Aufgrund der guten Platzierung in der Pokalrunde seid ihr bereits wieder für die kommende Jugendbundesligasaison qualifiziert und das bereits im 9. Jahr in Folge. Wie wichtig ist diese Tatsache für die Saisonplanung?
Gerd Römer: Das bedeutet für die Jahrgänge 2002/2003 natürlich erstmal Planungssicherheit, was in diesen ungewissen Zeiten sicher mehr wiegt als sonst. In der Jugendbundesliga seit der Saison 2012/2013 ununterbrochen präsent zu sein, ist eine Leistung, auf die ich sehr stolz bin. Andererseits hat man manchmal das Gefühl, dass es dadurch viele als normal ansehen. Aber es ist wirklich für die Spieler, die sich der Sache A-Jugendbundesliga verschreiben, mit sehr großem Aufwand verbunden und die Wettkampfsituation ist knallharter Leistungssport. Dadurch ist es natürlich auch wichtig, sobald die Pandemie unter Kontrolle ist, wieder in handballspezifische Trainingsformen zurückzukehren. Da hilft die Tatsache, dass man sicher nächste Saison Bundesliga, spielt auch enorm.
Stichwort Saisonplanung. Der Startzeitpunkt für die kommende Saison ist aufgrund der Corona-Krise noch nicht sicher. Wie gehst du und die Mannschaft mit dieser Situation um.
Gerd Römer: Das wird sicher die größte Herausforderung für alle Trainer im Leistungssport werden, da diese Situation in dieser heftigen Form noch nie vorkam. Natürlich nutze ich die Zeit, um neue Eckpunkte und Parameter für einen kontinuierlichen Aufbau des neuen Teams zu entwickeln und ich bin fest überzeugt, dass wir die Freude nutzen werden, aufs Spielfeld zurückkehren zu dürfen. Denn diese Selbstverständlichkeit, seinen Sport ausüben zu können, ist ja wirklich weg und das kann natürlich schon eine noch höhere Motivation bedeuten, wieder Handball spielen zu können.
Mit Daniel Rebmann steht ein Spieler im FRISCH AUF!-Bundesligakader, den du bereits in der A-Jugend von FRISCH AUF! trainiert hast. In der aktuellen Saison kam aus der A-Jugend mit Isaiah Klein im DHB-Pokal ein weiterer Spieler zum ersten Einsatz bei den Profis, Oskar Neudeck feierte sogar sein Bundesligadebut, inklusive Torerfolgen. Wie siehst du die Entwicklung im Anschlussbereich von der A-Jugend hin zu den Profis?
Gerd Römer: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass die Jugendbundesliga für 95 Prozent aller deutschen Talente eine unumgängliche Zwischenstufe ist, um überhaupt die Chance zu haben, im Erwachsenenalter professionell Handball zu spielen. Wie schon erwähnt, gewährleisten wir als NC diese Möglichkeit der Spitzensportförderung für die Region Göppingen permanent und zuverlässig. Im speziellen ist es eine große Freude für mich zu sehen, dass Daniel Rebmann einen so fantastischen Weg gehen konnte und das auch noch bei FRISCH AUF!. Man darf nicht vergessen, dass die Zusage von Daniel für FRISCH AUF! in der A-Jugend zu spielen, eigentlich alles verändert hat. Ab diesem Zeitpunkt schlossen sich sehr viele talentierte Spieler unserer Sache an und so konnte schon im ersten Bundesligajahr mit Daniel im Tor das DM-Viertelfinale erreicht werden.
Bei Oskar verhält es sich ein bisschen anders. Er ist wie sein Bruder Felix sowie Magnus Riegel und in den Generationen davor Michael Kartmann und Tobias Gehrke, ein echtes Kind der FRISCH AUF!-Jugendarbeit von den Minis an. Alle sind sehr talentierte Handballer. Oskar sticht da mit seinen Erfolgen in der Jugendnationalmannschaft und mit seinen enormen physischen Voraussetzungen natürlich noch heraus. Da können alle Trainer von den Minis bis zu Hartmut Mayerhoffer und Christian Schöne im Männerbereich großen Anteil verbuchen und das beweist auch die neue Qualität und Kompetenz, die wir jetzt im NC haben. Die Verzahnung mit der Männerbundesliga ist inzwischen, wenn man die Entwicklung sieht, schon atemberaubend. Das zeigt aber auch auf, dass wir in Zukunft immer wieder solche Spieler selbst entwickeln müssen und dazu noch mehr Anstrengung von Nöten sein wird.
Isaiah Klein oder Tim Kaulitz sind aktuell gute Beispiele, wie sich der Weg im NC für einen talentierten Spieler derzeit darstellt. Man wagt den Schritt ins NC mit 14 oder 15, manche auch ein bisschen früher, entwickelt sich in guten Teams unter erfahrenen Trainern in den höchsten Jugendspielklassen und bei internationalen Turnieren. Dadurch bekommt man die Chance, nachzuweisen, dass man zu den besten seiner Altersklasse gehört und bekommt Trainingszeit bei der Männerbundesliga und extreme Hilfestellung in der physischen Entwicklung. Später entstehen Möglichkeiten von hochwertigen Doppelspielrechten und im besten Fall endet der Weg wie bei Daniel Rebmann, Jona Schoch oder Max Häfner in der ersten Liga als gestandener Profi. Aber auch Karrieren wie von Joschi Braun in Konstanz in Liga 2. oder Tobias Gehrke als echte Spielerpersönlichkeit in der 3. Liga, die beide ein hochwertiges Universitätsstudium bestreiten, erfüllen uns als Nachwuchscenter mit Stolz.
Schlussendlich bin ich auch gespannt, wie Felix Zeiler, Julian Mühlhäuser und Yannik Leichs, die ja auch in der FRISCH AUF!-Anschlussförderung sind und Großes fürs FRISCH AUF!-Nachwuchscenter geleistet haben, ihren handballerischen Weg weiter gehen werden.
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