„Thonet & Design“ geht in die Verlängerung
„Die Verlängerung von ‚Thonet & Design‘ lag uns besonders am Herzen, da hier zwei sehr außergewöhnliche Dinge zusammengekommen sind: Einmal die Geschichte des Unternehmens Thonet, die so ungewöhnlich wie auch bedeutend ist. Zum anderen beeindruckt die Ausstellung durch die Ausstellungsarchitektur des Münchner Designers Steffen Kehrle, der mit seinem Büro ASK eine kongeniale Gestaltung zu diesem Thema entwickelt hat“, so Dr. Josef Straßer, stellvertretender Direktor der Neuen Sammlung. „Das sind für uns Gründe genug, diese ästhetisch überzeugende, äußerst informative und anspruchsvolle Ausstellung weiterhin für die Besucher offen zu halten, so dass möglichst viele Menschen diese ungewöhnlichen Beispiele einer über 200-jährigen Designgeschichte genießen können“, ergänzt Straßer bezüglich der beschlossenen Verlängerung.
Steffen Kehrle inszenierte die einzigartige Geschichte des in Frankenberg ansässigen Unternehmens neu: „Angefangen mit Michael Thonet, der zwar nicht das Biegen von Holz erfunden, aber für die Entwicklung der Bugholzmöbel ganz entscheidende Impulse geliefert hat, nicht nur ästhetisch sondern auch technisch, der die Grundlagen dafür schuf, dass aus einem einfachen Handwerksbetrieb ein global agierendes Unternehmen wurde. In der Ausstellung lässt sich diese Entwicklung sehr schön nachvollziehen. Wir zeigen die allerersten Möbel aus gebogenem Holz, den Schritt zur industriellen Herstellung, aber auch die Entwicklung der Stahlrohmöbel Ende der 1920er-Jahre sowie die gestalterischen Innovationen der Nachkriegszeit bis hin zu den Entwürfen der Designer unserer Zeit“, ergänzt Dr. Straßer.
Der Münchner Designer Kehrle entwickelte eine helle und klare Raumstrukturierung für die Inszenierung, bei der Zweck und Sachlichkeit nach den Idealen von Gründer Michael Thonet im Fokus der Gestaltung stehen. Und so endet sie Ausstellung mit einer gänzlich neuen, eigens von Kehrle für diesen Anlass kreierten Stuhlserie, dem DNS Chair.
Ab dem 19. Mai 2020, wenn die Museen auch in Bayern nach der durch die Corona-Pandemie bedingten Schließung wieder ihre Türen öffnen dürfen, bis zum 6. Juni 2021 wird die Ausstellung zugänglich sein. Für den Besuch gelten bis auf Weiteres die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln. Außerdem wird um das Tragen eines Mund-Nasenschutzes während des gesamten Museumsaufenthaltes gebeten.
Mit rund 400 Objekten besitzt die Neue Sammlung eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen von Thonet-Möbeln, die damit nicht nur die Entwicklung von Sitzmöbeln spiegeln, sondern vor allem auch ein wichtiges Kapitel europäischer Unternehmensgeschichte repräsentieren.
"Thonet & Design" präsentiert die Thonetschen Pionierleistungen auf dem Gebiet der Bugholzmöbel und Stahlrohrmöbel. Wegbereiter dieser war Michael Thonet (1796-1871). Der aus dem rheinischen Boppard stammende, seit 1842 in Wien lebende Schreinermeister setzte bleibende Maßstäbe für die Formgebung des Maschinen- und Industriezeitalters. Den Durchbruch schaffte Michael Thonet 1859 mit dem Stuhl Nr. 14, dem sogenannten Wiener Kaffeehausstuhl: Durch die neuartige Technologie des Biegens von massivem Buchenholz konnte erstmals ein Stuhl industriell hergestellt werden. Das Revolutionäre am einstigen Nr. 14 und heutigen 214 bestand darin, dass er vollständig in seine wenigen Einzelbestandteile zerlegbar war und somit in arbeitsteiligen Prozessen hergestellt werden konnte. Der Stuhl Nr. 14 ebnete Thonet damals den Weg zum Weltunternehmen.
Das zweite wichtige Material im Thonet-Programm bildet Stahlrohr. In den 1930er-Jahren war das Unternehmen der weltweit größte Produzent der damals neuartigen Stahlrohrmöbel, die von berühmten Architekten wie Mart Stam, Ludwig Mies van der Rohe, Marcel Breuer, Le Corbusier, Charlotte Pérriand oder A. Guyot entworfen wurden. Heute gelten die frühen Stahlrohrmöbel als Meilensteine in der Designgeschichte.
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