Besuche in Pflegeheimen
Aus Sicht der DAlzG gibt es nach der monatelangen Trennung von Pflegeheimbewohnern und ihren nächsten Angehörigen noch immer keine grundsätzlichen Verbesserungen, damit der Kontakt zwischen den Familienmitgliedern wieder überall möglich ist und zu mehr Wohlbefinden und Lebensqualität beitragen kann. „Schon der mangelnde Kontakt in den letzten Wochen hat bei vielen demenzerkrankten Pflegeheimbewohnern zu einer deutlichen Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes geführt. Mittlerweile zweifelt niemand mehr an den positiven Wirkungen und der Notwendigkeit von persönlichem Kontakt, körperlicher Nähe und Berührung. Daher müssen dringend grundsätzliche Regelungen getroffen werden, die von allen Pflegeeinrichtungen verbindlich umgesetzt werden müssen“, fordert Monika Kaus.
„So kann es auch gehen!“
Erste Verbesserungsmaßnahmen in einzelnen Bundesländern
Positive Beispiele für konkrete Verbesserungsmaßnahmen kommen aktuell aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein: In der vergangenen Woche hat die Landesregierung von NRW eine Dialogstelle für Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen eingerichtet. Aufgabe der Dialogstelle ist es, Streitigkeiten zu schlichten, die bei der Ausgestaltung der Besuchsmöglichkeiten in den stationären Pflegeeinrichtungen aufkommen können.
Die Landesregierung in Schleswig-Holstein hat „Handlungsempfehlungen als Mindestvorgaben für ein Besuchskonzept in Einrichtungen der Pflege“ veröffentlicht, die ab dem 15. Juni gelten. Demnach hat jede Einrichtung ein individuelles Besuchskonzept zu entwickeln, das eine fachliche und ethische Risikobewertung zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der pflegebedürftigen Menschen und den in stationären Einrichtungen notwendigen Maßnahmen des Infektionsschutzes vornimmt.
Verbindliche Regelungen für alle Einrichtungen nötig
„Solche Maßnahmen müssen sich in der nächsten Zeit bewähren. Es bleibt abzuwarten, wie die Umsetzung in den Einrichtungen dieser Bundesländer gelingt und wie sichergestellt werden kann, dass die Maßnahmen wirklich in jeder Einrichtung erfolgen“, sagt Monika Kaus. „Erst dann erleben die Bewohnerinnen und Bewohner in den Pflegeeinrichtungen und ihre Angehörigen die Besuche als die so dringend notwendige Erleichterung und Entlastung.“ Die DAlzG sieht in einigen Bundesländern eine erste positive Entwicklung.
Informationen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind oft schon in normalen Zeiten hoch belastet. Nun liegt die Verantwortung für eine gute Versorgung der Erkrankten meist ausschließlich auf ihren Schultern. Die DAlzG hat auf ihrer Internetseite Informationen für Angehörige von Menschen mit Demenz in der Corona-Zeit zusammengestellt. Dort finden Interessierte unter anderem einen kurzen Erklärfilm sowie ein Informationsblatt, das sich auch an Menschen mit beginnender Demenz richtet: www.deutsche-alzheimer.de/ueber-uns/presse/aktuelles-zur-corona-krise.html
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz.
Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.
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