Beweidung durch Rinder, Esel und Ziegen am Wingertsberg in Gräfenhausen
Die Entwicklung des bestehenden Beweidungsprojekts sei sehr gut, waren sich die Beteiligten des Rundgangs einig. Die Schlehen und Brombeeren, die bei Untätigkeit sehr schnell das Regiment übernehmen, seien im oberen und hinteren Bereich des Geländes zurückgegangen. Sowohl in ihrem Höhenwachstum als den Deckungsgrad betreffend seien die Schlehen insbesondere durch den Verbiss der Tiere zugunsten von mehr Offenlandinseln deutlich gebremst worden. Offensichtlich hat auch der extrem heiße und trockene Sommer 2019 den Schlehen zugesetzt. Auch das Zufüttern vom oberen Weg des Geländes aus war hilfreich, hat es doch dazu beigetragen, dass sich die Tiere mehr in den Schlehenbereichen aufhalten. Die Zufütterung im Stallbereich hingegen sollte aufgrund der hohen Belastung der dortigen Grünflächen laut Oliver Röller von Natur Südwest aus Haßloch, der mit der Vegetations-Kartierung im Hirtenwege-Projekt betraut ist, deutlich reduziert werden. Er lobte das angestrebte Landschaftsmosaik aus Rohboden, Gebüschen und Bereichen von mittlerem Grünland sowie magerem Grünland, das etwa durch Arten wie dem Thymian angezeigt werde. Die Strukturvielfalt auf dem Gelände führe zu einem hohen Artenreichtum bei Insekten und Vögeln.
Im vorderen Bereich des Areals, das deutlich offener ist, stellten die Experten bei ihrem Rundgang eine gewisse Tendenz zur Überbeweidung fest. Dieser könne man allerdings durch einen sinnvoll eingebrachten Zwischenzaun entgegnen, erläuterte Ulrich Jäger vom Landesamt für Umwelt. Eine Abtrennung und Schonung dieses Bereichs solle baldmöglichst erfolgen. Dass durch entsprechenden Viehbesatz Druck auf die Gesamtfläche ausgeübt wurde, erweist sich bisher als richtig. Auf der Beweidungsfläche bei Gräfenhausen zeigt sich, dass sich in der gemischten und ganzjährigen Beweidung das unterschiedliche Fraßverhalten der Tiere ergänzt: Während sich die Heckrinder vor allem dem saftigen Gras widmen, aber auch junge Triebe von Hecken und Sträuchern naschen, grasen Ziegen sehr tief und gehen auch an struppige und dornige Büsche, im Winter fressen sie gerne Rinde von Gehölzen. Als gute Kletterer kommen sie gut mit den Steilhängen im Gelände zurecht. Esel wiederum mögen Kräuter und Gras, verschmähen auch Rinde nicht und kauen sogar auf Holz herum. Allerdings ist laut Oliver Röller das Verhältnis aus neun Kühen mit einem Bullen sowie zwei Eseln und einer Vielzahl von Ziegen eher ungünstig. Die Zahl der Rinder solle bestenfalls reduziert und die Anzahl der Ziegen erhöht werden, um den Fraßdruck auf die Schlehen und Brombeeren weiter zu verstärken.
Die Untersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil des Pflege- und Entwicklungsplans (PEPL), der im Zentrum von Projekt 1 des chance.natur Projekts „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ steht. Darin werden die Ziele und Maßnahmen auf den Projektflächen definiert. Anschließend wird das auf zehn Jahre ausgelegte Projekt II beim Bund beantragt, bei dem die Maßnahmen über das geplante, etwa 8.200 Hektar große Fördergebiet, das über die Grünlandgebiete vom Wasgau zum Haardtrand bis nach Grünstadt reicht, umgesetzt werden sollen. Ziel der Kartierungsarbeiten ist es, für das Projekt charakteristische Lebensräume repräsentativ zu erfassen sowie standorts- und nutzungsbezogene Besonderheiten zu ermitteln und hinsichtlich ihrer Bedeutung zu beurteilen. Das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ wird im Biosphärenreservat Pfälzerwald umgesetzt, Projektträger ist der Bezirksverband Pfalz. Die Förderung des Vorhabens erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie durch das Land Rheinland-Pfalz. Projekt I wird mit 1,8 Millionen Euro gefördert. Nach erfolgreichem Abschluss der Projektplanung in Projekt I würde sich für weitere zehn Jahre Projekt II anschließen, in dem die in Projekt I erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt werden sollen.
Dass das von den Tieren gestaltete Gelände bei Gräfenhausen nicht nur artenreich, sondern auch attraktiv ist, davon können sich Spaziergänger auf einem etwa drei Kilometer langen Rundweg überzeugen. Immer wieder eröffnen sich hier wunderbare Blicke auf die Burgen Trifels, Anebos und Münz, nebenbei kann man die weidenden Tiere beobachten. So fördert das Projekt auch den sanften Tourismus im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Informationen auch unter www.pfaelzerwald.de/….
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