BUND Thüringen stellt Jahresbericht 2019 vor – Chance für sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft nach Corona nutzen
„Das Jahr 2019 war umweltpolitisch ein Jahr der Extreme“, zog Ron Hoffmann, Vorsitzender des BUND Thüringen Bilanz. „Zum ersten Mal sind in Thüringen Tausende gemeinsam mit dem BUND und Fridays for Future für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. Weltweit waren es sogar mehrere Millionen. Zudem hat Thüringen das beste Naturschutzgesetz bekommen, das es je hatte. Die gesetzliche Verankerung der Natura 2000-Stationen und das Verbot von Pestiziden in Schutzgebieten ist auch bundesweit vorbildlich. Erstmals wurde aber auch bekannt, dass weltweit rund eine Million Arten akut vom Aussterben bedroht sind. Der heißeste Sommer seit der Wetteraufzeichnung hat darüber hinaus ein Waldsterben nie gekannten Ausmaßes mit rund vier Millionen Festmetern Schadholz, allein in Thüringen, offenbart.“
Nach Angaben von Hoffmann hat sich der BUND Thüringen im vergangenen Jahr mit zahlreichen Projekten für den Schutz von Tieren und Pflanzen sowie bedrohter Lebensräume eingesetzt. Der Umbau ökologischer Waldränder zur Stabilisierung der Wälder gegen Trockenheit, die Pflege von halboffenen Streuobstwiesen im Umfeld des Nationalpark Hainich oder die Anlage von Tümpeln für den Laubfrosch sind Modellprojekte für eine naturschutzgerechte Landnutzung.
Im Südharz hat der Verband mit seiner Kampagne zum Erhalt einzigartigen Gipskarstlandschaft ein klares Zeichen gegen die unersättliche Gier der Gipsindustrie gesetzt. Dass sich auch bei der europäischen Agrarpolitik etwas ändern muss, machte der BUND Thüringen gemeinsam mit Thüringer Bäuerinnen und Bauern und der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL) bei einer Demonstration in Erfurt deutlich.
„Mit der Corona-Krise sind die Herausforderungen für den Umwelt- und Naturschutz aber nicht kleiner, sondern größer geworden“, betonte Hoffmann. „Wer jetzt eine Abwrack-Prämie für Verbrenner fordert, heizt das Klima auf, nicht die Konjunktur. Denn: nach Corona ist die Klimakrise nicht vorbei. Daher fordert der BUND Thüringen einen neuen Gesellschaftsvertrag, der mit der Einrichtung eines ‚Transformationsfonds Thüringen‘ untersetzt ist.“ Zentrale Idee eines solchen Gesellschaftsvertrages sei, laut Hoffmann, der „gestaltende Staat“, der für die Transformation aktiv Prioritäten setzt, gleichzeitig erweiterte Partizipationsmöglichkeiten für seine Individuen und die Zivilgesellschaften bietet und der Wirtschaft und Wissenschaft Handlungsoptionen für Nachhaltigkeit eröffnet. So könnten alle gemeinsam eine kollektive Verantwortung für die Eindämmung des Klimawandels und für die Abwendung anderer Gefährdungen der Menschheit als Teil des Erdsystems übernehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte der „Transformationsfonds Thüringen“ demokratisch legitimiert und kontrolliert den anstehenden Transformationsprozess unterstützen und steuern. Im „Transformationsfonds“ sollten die umfangreichen Mittel und Anstrengungen des Landes der kommenden Jahre für die zwingend gebotenen Anpassungen im Land im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung genutzt und gebündelt werden.
„Konkret bedeutet das“, so Hoffmann weiter, „beispielsweise den Windkraftausbau im Freistaat nach der aktuellen Entscheidung der Bundesregierung wieder voranzutreiben. Wir brauchen dringend eine solare Baupflicht und der Ausbau eines flächendeckenden Öffentlichen Nahverkehrs muss stärker gefördert werden. Ein Klimaschutzfahrplan mit jährlich verbindlichen Reduktionszielen für Treibhausgase muss heute schon Wege in eine klimaneutrale Gesellschaft von morgen aufzeigen.“
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