Crew-Wechsel: Situation für Seefahrer spitzt sich weiter zu
Mehr als 1,2 Millionen Seefahrer leisten auf etwa 55.000 Handelsschiffen weltweit Dienst. Jeden Monat wechseln normalerweise 200.000 von ihnen, da ihre Dienstzeit an Bord endet. Dieses System ist nun bereits seit einem Vierteljahr infolge der Corona-Pandemie außer Kraft. Denn für einen Crew-Wechsel muss ein Hafen erlauben, dass Seeleute von oder an Bord eines Schiffes gehen können. Zudem braucht es einen Flug in die Heimat der Seeleute von einem Flughafen in Hafen-Nähe, außerdem müssen die Seeleute in ihrem Heimatstaat einreisen dürfen. Umgekehrt muss zeitgleich ein Ersatz an Bord gelangen, damit das Schiff seine Reise fortsetzen kann. „In einigen Häfen, etwa in Europa, in Hongkong oder Singapur, ist das wieder möglich“, erläutert Hartmann. „Aber lassen wir uns nicht täuschen: nach wie vor sind geglückte Crew-Wechsel die Ausnahme, bei weitem nicht die Regel.“ Mittlerweile warten 200.000 Seeleute auf Schiffen auf Ablösung, weitere 200.000 an Land auf ihren Einsatz an Bord.
Nach Auffassung des VDR hat die Schifffahrt mit vereinten Kräften und auch gemeinsam mit den Gewerkschaften alles getan, was in ihrer Macht steht. „Mithilfe der IMO haben wir etwa allen Staaten weltweit schon vor Wochen ein detailliertes Verfahren an die Hand gegeben, durch das auch in Corona-Zeiten Crew-Wechsel sicher möglich sind. Diese Lösung kostet kein Geld und ist einfach umzusetzen“, sagte der VDR-Präsident und betonte: „Das Problem sind nicht die Reeder, sondern Regierungen, die diese Verfahren nicht umsetzen. Wir fordern sie auf, die Reisebeschränkungen endlich aufzuheben und Crew-Wechsel zu ermöglichen. Seeleute sind systemrelevant.“
Die Anliegen der Seefahrer hatten zuletzt viel Unterstützung erfahren. Papst Franziskus hatte in einer Videobotschaft für ihren Dienst und Opferbereitschaft gedankt, UN-Generalsekretär António Guterres hatte vor einer "zunehmenden humanitären Krise" gewarnt. Der deutsche Bundesaußenminister Heiko Maas sicherte den Seeleuten in einem Brief an den VDR seine Hilfe zu, sie über Deutschland hinaus als systemrelevant einzustufen: „Wir unterstützen ausdrücklich das Engagement der EU-Kommission und der IMO, die Arbeitsfähigkeit der Schiffe und ihrer Besatzungen zu gewährleisten.“ Deutschland habe seine Botschaften gebeten, „auf die Regierungen vor Ort zuzugehen, um für die Verbesserung der An- und Abreisebedingungen entsprechend den Empfehlungen der IMO zu werben“.
In Deutschland sind Crew-Wechsel bereits seit einigen Wochen prinzipiell möglich. Einer aktuellen Umfrage des VDR unter Mitgliedsunternehmen zufolge warten jedoch weltweit auf deutschen Handelsschiffen mehr als 5.000 Seeleute derzeit darauf, ihr Schiff verlassen zu können. VDR-Präsident Hartmann abschließend: „Seeleute leisten eine für uns alle unverzichtbare Arbeit, indem sie uns versorgt halten. Ihnen zu ermöglichen, zu ihren Familien heimzukehren, ist auch eine Frage der Wertschätzung dieser Menschen.“
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und internationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küstenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit rund 200 Mitgliedern vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de.
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