Kunst & Kultur

Geboren am 2. Juli 1478: Ludwig V., Kurfürst und Bauherr

Am 2. Juli 1478, heute vor 542 Jahren, wurde Kurfürst Ludwig V. geboren: Er war es, der die Residenz zu einer mächtigen Anlage ausbaute. Im Schlossensemble trat er als prägender Bauherr in Erscheinung. Ohne die unter ihm errichteten Gebäude auf der östlichen Seite des Schlosshofes wäre ein Leben im Schloss Heidelberg undenkbar gewesen. Hinter den schmucklosen Mauern wurde gebacken, gekocht – und gewohnt. Zudem befanden sich hier wichtige Lagerräume: für Lebensmittel, aber auch für Munition.

Ludwig der Friedfertige

Ludwig V., geboren am 2. Juli 1478, Sohn von Kurfürst Philipp dem Aufrichtigen und Margarete von Bayern-Landshut, trat 1508 die Nachfolge seines Vaters an. Seine Regierungszeit – er starb am 16. März 1544 – ist geprägt vom großflächigen Ausbau der kleinen mittelalterlichen Anlage zur mächtigen Festung und zur repräsentativen Residenz. Ludwig V. war zwar der Bauherr der gewaltigen Festungsmauern, er wurde aber auch „der Friedfertige“ genannt. Er schuf mit einer betont friedlichen Politik nicht nur die Basis für die Aussöhnung mit dem deutschen Kaiser, sondern auch mit den Häusern Württemberg, Hessen, Bayern und Böhmen. In jeder Hinsicht betrieb er in der ausgesprochen instabilen Zeit der Reformation eine ausgleichende Politik. Als Renaissancefürst mit humanistischer Bildung interessierte er sich für die wissenschaftlichen Neuerungen und geistigen Strömungen seiner Zeit. Dem Reformator Martin Luther gewährte er sicheres Geleit, als sich dieser 1518 nach Heidelberg zur Disputation in die Artistenfakultät der Universität begab.

Ludwig V. als Bauherr

Mit Ludwig V. setzte eine neue und prägende Phase in der Baugeschichte des Schlosses ein. Eng verbunden ist diese Zeit mit der Verpflichtung von Lorenz Lechler, der noch unter Ludwigs Vater, Kurfürst Philipp, als „buchsenmeister und bawmeister“ auf Lebenszeit eingestellt worden war. Ludwig gestaltete mit seinem Architekten und dessen Sohn, Moritz Lechler, einen Festungs- und Repräsentationskomlex im großen Stil. Sein Bauvolumen war enorm. Zunächst ließ er um 1515 an der nordwestlichen Hofseite den Frauenzimmerbauerrichten. Im großen Saal im Erdgeschoss fanden Festlichkeiten statt, in den ursprünglich drei Obergeschossen lagen die Räume der Kurfürstin und deren Hofstaat. Zwischen dem Ruprechts- und dem Frauenzimmerbau – aber über dem Zwinger, also nach Westen herausgerückt – entstand um 1520 der Bibliotheksbau. Das im spätgotischen Stil errichtete Gebäude verfügte über heizbare Räume und war vermutlich reich ausgestattet. In ihm befanden sich die Schlossbibliothek, das kurfürstliche Archiv, die Schatzkammer sowie die Münzstätte.

Ein eigener Wohnbau und Ökonomiegebäude

Der nach seinem Erbauer benannte Ludwigsbau wurde im Jahr 1524 errichtet. Der schmucklose, massive, dreistöckige Bau entstand auf den Mauern eines älteren Bauwerks aus dem frühen 14. Jahrhundert und diente als Wohngebäude. Die Wirtschaftsbauten ließ Ludwig im Südosten der Anlage erbauen. Hier sammelte sich das Wasser vom Berg – ein Brunnen dafür wurde am Soldatenbau gebaut. Überdacht wird er von einer nach drei Seiten offenen Hoflaube mit Spitzbogenarkaden, deren Säulen aus der Kaiserpfalz Karls des Großen stammen sollen. Der Ökonomiebau erhielt als reiner Zweckbau, in dem die Küche, die Bäckerei, die Vorratsräume sowie die Schneiderei untergebracht waren, keine besondere Ausgestaltung.

Verstärkung der Festung

Neben dem Neubau von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden widmete sich Kurfürst Ludwig der Verstärkung der Wehranlagen. Er ließ den Glockenturm, der durch das neu gebaute vorgelagerte Zeughaus gedeckt wurde, aufstocken. Die Südbefestigung erweiterte er durch den Bau des Torturms mit Brücke und Brückenhaus. Im Westen entstand eine riesige Ausweitung der Schlossanlage durch den künstlich aufgeschütteten Stückgarten, einem Artilleriewall, mit dem Dicken Turm an dessen Nordseite. Der zwischen der Westbefestigung und dem Zwinger entstandene tiefe Graben, der Hirschgraben, wurde im 17. Jahrhundert als Gehege für Hirsche genutzt. Zur Neckarseite hin wurde die Wehranlage mit dem Nordwall abgeschlossen, der als Plattform für die Kanonen diente. Der Dicke Turm verband beide Wälle und ist mit seiner Höhe von 30 Metern ein wahrer Koloss.

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