Studie: Börsenindex-Aufsteiger ziehen Frauenquote nach unten
Die Deutsche Lufthansa mit einem Frauenanteil von 17% wird heute im Dax ersetzt von Deutsche Wohnen ohne eine Frau im Vorstand. Auch beim letzten Indexwechsel stieg mit MTU Aero Engines ein Unternehmen ohne weiblichen Vorstand vom M-Dax in den Dax auf (für Thyssen-Krupp). Die letzten vier Aufsteiger in den Dax (Deutsche Wohnen, MTU, Wirecard, Covestro) kommen im Schnitt mit einer Frauenquote von lediglich 13% auf eine halb so hohe Frauenquote wie die Unternehmen, die sie verdrängt haben. Lufthansa, Commerzbank, ProSiebenSat1, Thyssen-Krupp haben eine durchschnittlich doppelt so hohe Frauenquote im Vorstand (26%).
Neu in den M-Dax kommt heute (neben der Lufthansa) das Unternehmen Ströer (für Deutsche Pfandbriefbank), ebenfalls ohne eine Frau im Vorstand. Das ist für einen Aufsteiger in den M-Dax nichts Ungewöhnliches: von den 29 Aufsteigern der letzten beiden Jahre in den zweitwichtigsten deutschen Börsenindex haben 25 kein weibliches Vorstandsmitglied (86%). Die Frauenquote der 29 Aufsteiger beträgt im Schnitt 5%.
Die Auswertung zeigt, dass neue Mitglieder sowohl im Dax als auch im M-Dax die durchschnittliche Frauenquote nach unten ziehen. Bei den 60 M-Dax-Unternehmen ist der Frauenanteil in den vergangenen Jahren zwar gewachsen, von 4,3% im Jahr 2017 auf aktuell 10,1%, doch haben 40 der 60 M-Dax-Unternehmen (zwei Drittel) weiterhin nicht einmal eine Frau im Vorstand.
International liegen der Dax und M-Dax beim Frauenanteil auf Vorstandsebene weit hinten. In Norwegen ist der Anteil fast doppelt so hoch wie im Dax und annähernd dreimal so hoch wie im M-Dax. Auch in Schweden, Großbritannien, den USA, Finnland, Frankreich, Dänemark, Spanien und den Niederlanden liegt die Quote höher als beim Dax. Der M-Dax liegt zusätzlich noch hinter Italien und der Schweiz.
„Aufsteiger schaffen den Sprung in Dax und M-Dax bis heute zumeist mit einem unterdurchschnittlichen Frauenanteil in der Unternehmensführung, der einer positiven Entwicklung bei Börsenumsätzen und Marktkapitalisierung offenbar nicht im Wege steht", so Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board & CEO Praxisgruppe bei Russell Reynolds Associates. "Oft handelt es sich bei Aufsteigern um relativ junge Unternehmen mit kleinen Vorständen, in denen die Gründer nicht selten eine tragende Rolle spielen. Hier könnte eine Diversifizierung in Bezug auf Gender, Internationalität und Erfahrung den nächsten Entwicklungsschritt wesentlich begünstigen."
Große Unterschiede beim Frauenanteil zwischen den Unternehmen
Sowohl unter den Dax- als auch unter den M-Dax-Unternehmen gibt es beim Frauenanteil auf Vorstandsebene große Unterschiede. Im Dax haben sechs (von 30) Unternehmen einen Frauenanteil im Vorstand von 25%, im M-Dax sind es zwölf (von 60). Während sieben Dax-Unternehmen keine einzige Frau im Vorstand haben, sind es im M-Dax 40.
Dax deutlich internationaler besetzt als M-Dax
Beim Grad der Internationalisierung fällt ein großer Geschlechterunterschied zwischen den Indizes auf: Im Dax kommen 44% der Frauen im Vorstand und 31% der Männer aus dem Ausland, im M-Dax sind es nur 17% der Frauen und 26% der Männer. Die Internationalisierung der Dax- und M-Dax-Vorstände insgesamt hat zuletzt stark zugenommen. So wurden in den letzten drei Jahren mehr Ausländer als Deutsche zu Dax-Vorständen ernannt, im M-Dax hielten sich die Ernennungen von Deutschen und Ausländern die Waage. Im Dax kommen insgesamt zwei Drittel aller Vorstände aus Deutschland, beim M-Dax sind es drei Viertel.
Im M-Dax weniger Chancen auf Aufstieg im gleichen Unternehmen
Wer sich bis nach ganz oben hocharbeiten will, hat es in einem Dax-Unternehmen besser: Fast 70% der Dax-Vorstände sind aus dem Unternehmen heraus in die Rolle gewachsen, im M-Dax sind es weniger als die Hälfte (46%). 23% der M-Dax-Unternehmen haben gar kein ‘Eigengewächs’ im Vorstand. Bei den Vorstandsvorsitzenden ist der Unterschied noch größer: 70% der CEOs im Dax wurden intern auf die Rolle vorbereitet, im M-Dax sind es nur 22%.
M-Dax: zehn Vorstände bei Ernennung 30 Jahre oder jünger
Wer gerne spätestens mit 31 Jahren Vorstand sein will, hat hierzu im M-Dax die besseren Chancen. Hier gibt es momentan zehn Vorstände, die zum Zeitpunkt der Ernennung zum Vorstand zwischen 25 und 31 Jahre alt waren. Im Dax schaffte das niemand.
"Unsere Auswertungen lassen für M-Dax und Dax unterschiedliche Karrierepfade erkennen. Junge Kandidaten und Kandidaten von außen haben in M-Dax-Unternehmen bessere Chancen auf einen Top-Job. Die Mehrheit der M-Dax-CEOs kommt von extern, beim Dax ist es weniger als ein Fünftel. Mit besonders erfolgreichen Unternehmen haben sie zudem noch die Chance auf einen schnellen Aufstieg in den Dax, ohne die für den Dax typische interne Karriereleiter hinaufsteigen zu müssen. Die Ausnahme sind internationale weibliche Top-Managerinnen, die bei Dax-Unternehmen direkt ganz oben einsteigen können", sagt Dr. Thomas Tomkos, Leiter der deutschen Board & CEO Praxisgruppe bei Russell Reynolds Associates.
Russell Reynolds Associates ist eine der weltweit führenden Personalberatungen bei der Besetzung von Spitzenpositionen. 1969 in New York gegründet, verfügt Russell Reynolds Associates heute mit insgesamt 46 Büros und mehr als 425 Beratern über ein globales Netzwerk. In Deutschland ist Russell Reynolds Associates seit 1985 etabliert und in Frankfurt am Main, Hamburg und München mit Büros präsent. Das Unternehmen ist vollständig im Besitz der im Unternehmen tätigen Partner. Neben dieser Unabhängigkeit sind es vor allem die weltweit agierenden Spezialistenteams für einzelne Branchen, mit denen sich Russell Reynolds Associates vom Wettbewerb abhebt. Über die hohe Loyalität der Klienten und großen Erfolg bei der Gewinnung von Mandaten wächst Russell Reynolds Associates über viele Jahre deutlich zweistellig. Mehr unter www.russellreynolds.com und bei Twitter @RRAonLeadership
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