Theodor-Wolff-Preis für Hans-Georg Gottfried Dittmann, Katja Füchsel, Tina Kaiser, Katrin Langhans und Julia Schaaf
In der Kategorie Meinung überregional geht der Preis an Julia Schaaf (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) für „Frauen: Lasst die Vollzeit! Und Männer: Ihr auch!“. Die Jury würdigt die „lebensnahe, kluge Betrachtung“ der Autorin, deren Thema mit Blick auf die Corona-Krise zusätzliche Aktualität erhalten habe. Schaaf klage nicht über die Verhältnisse, sondern suche nach Lösungen.
Die Würdigung in der Kategorie Meinung lokal geht an Hans-Georg Gottfried Dittmann (Mindener Tageblatt) für „Rückruf“. In einem der kürzesten Texte, die je für den TWP nominiert wurden, macht sich der Autor „als Intervention originell und auf den Punkt“ Gedanken über sein Heimatdorf und die Alten, die vereinsamt zurückbleiben, wenn die Jungen in die Stadt fortziehen.
In der Kategorie Reportage lokal zeichnet die Jury Katja Füchsel (Der Tagesspiegel, Berlin) für „Verdammt“ aus, einen „starken, relevanten, tief recherchierten“ Text über einen Berliner Sexualstraftäter, der nach mehreren Haftstrafen und Sicherungsverwahrung nun unter besonderer Beobachtung in Freiheit lebt.
Erfolgreich in der Kategorie Reportage überregional ist Tina Kaiser (Welt am Sonntag, Berlin) mit „Nahkampf“ über die Landtagswahl in Sachsen. Dies sei, hebt die Jury hervor, „eine klassische Reportage mit zwei erstklassig ausgewählten Protagonisten“, die pars pro toto „für sehr viel stehen, was in Deutschland gerade passiert“. Kaiser porträtiere ihre beiden Wahlkämpfer von CDU und AfD nüchtern und komme beiden Figuren doch sehr nah.
Der Preis beim Thema des Jahres „Klimawandel“ geht an Katrin Langhans (Süddeutsche Zeitung, München) für „Bis zum Umfallen“. Die Autorin geht das große Thema Klimaschutz/-wandel über die Nutztierindustrie an, die auch in Deutschland zu den größten Verursachern klimaschädlicher Gase zählt. Die Jury merkt an, dass Langhans „packend, aufrüttelnd, intensiv“ den achtlosen Umgang mit Kühen zur industriellen Verarbeitung schildere. Die Beobachtungen der Autorin seien „schmerzhaft zu lesen und doch nie dystopisch“.
Ein kurzes Video über die TWP-Preisträgerinnen und -Preisträger finden Sie hier.
An der Ausschreibung hatten sich 401 Journalistinnen und Journalisten beteiligt. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Preisträger und ihre Beiträge sowie die übrigen nominierten Autorinnen und Autoren werden auf der Website www.theodor-wolff-preis.de näher vorgestellt. Erstmals in der TWP-Geschichte tagte die Jury mit Rücksicht auf die Corona-Krise per Videokonferenz; aus diesem Grund musste auch die für den Abend geplante große Festveranstaltung mit rund 300 Gästen entfallen. Eine Preisverleihung im kleineren Kreis soll es auf Wunsch des TWP-Kuratoriums aber gleichwohl geben: Wenn die weitere Entwicklung des Corona-Virus es zulässt, werden die Preise am 9. September persönlich in Berlin überreicht.
Mitglieder der Jury sind: Nikolaus Blome (Autor und Publizist), Wolfgang Büscher (Ressortleiter Investigation/Reportagen Die Welt/Welt am Sonntag), Stefanie Gollasch (Chefredakteurin Wolfsburger Allgemeine Zeitung, Aller-Zeitung, Peiner Allgemeine Zeitung), Christian Lindner (Autor), Lorenz Maroldt, (Chefredakteur Der Tagesspiegel), Benjamin Piel (Chefredakteur Mindener Tageblatt), Annette Ramelsberger (Gerichtsreporterin, Süddeutsche Zeitung), Anja Reich (Chefreporterin Berliner Zeitung) und Cordula von Wysocki (Chefredakteurin Kölnische Rundschau). Vorsitzender des Kuratoriums ist Helmut Heinen, Herausgeber der „Kölnischen Rundschau“.
Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis wird vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ausgeschrieben und ist mit fünf gleichrangigen Preisen à 6.000 Euro dotiert. Er erinnert an den langjährigen Chefredakteur des legendären „Berliner Tageblatts“, Theodor Wolff (1868 – 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
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