Aktuelle Umfrage belegt die zu Beginn der Coronakrise geäußerten Befürchtungen
Im April dieses Jahres befürchteten rund 75 Prozent der Unternehmen unter dem Eindruck des Lockdowns und ohne Perspektive auf dessen Ende Umsatzverluste fürs Gesamtjahr 2020, in großen Teilen wurde sogar von zweistelligen Rückgängen ausgegangen. „Dass jetzt 36 Prozent gleichbleibende oder sogar steigende Umsätze erwarten, ist nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Die bedeutende Mehrzahl unserer Unternehmen steht gewaltig unter Druck und muss die Kurzarbeiterregelungen in Anspruch nehmen, welche als wirksamstes Instrument der Unterstützung angesehen wird“, sagt Mathis Kuchejda. Der Vorsitzende des SPECTARIS-Fachverbandes Analysen-, Bio- und Labortechnik hofft auf eine baldige Verbesserung der Rahmenbedingungen für seine Mitgliedsunternehmen, unter anderem was die Beseitigung von Reisebeschränkungen und von nichttarifären Handelshemmnissen anbelangt.
Das schwache Auslandsgeschäft trägt bedeutend zur Sorge bei, die Erwartungen diesbezüglich haben sich bei den Unternehmen in den zurückliegenden Monaten nur geringfügig verändert. Im Durchschnitt erwartet die ABL-Branche nach der neusten Umfrage im Juni immer noch ein Minus von zehn Prozent für dieses Jahr (11 % im April). Die durchschnittliche Prognose für den Gesamtumsatz von „nur“ noch minus sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr (12 % im April) ist von denjenigen Unternehmen getrennt zu betrachten, die ein deutliches Wachstum erwarten und trotzdem in den negativen Durchschnitt einfließen. Jedes vierte Unternehmen plant derzeit ein Umsatzwachstum von bis zu zehn Prozent, vier Prozent hoffen gar auf eine Steigerung von bis zu 25 Prozent. „Darüber freuen wir uns natürlich, doch diese Unternehmen sind in der Regel Hersteller von Verbrauchsmaterialien beziehungsweise Geräten der Diagnostik, die derzeit im Zusammenhang mit der Covid 19-Pandemie besonders gefragt sind. So verzeichneten insbesondere die Hersteller von Verbrauchsgütern, die in den Krankenhäusern und Laboren in Zusammenhang mit Corona benötigt wurden und werden, deutliche Zuwächse. Gleiches gilt teilweise für die Anbieter von Systemen, die für die Erforschung oder Herstellung von Impfstoffen sowie von Medikamenten benötigt werden. Deren Zuversicht spiegelt jedoch nicht die durchschnittliche Lage der Branche wider“, erläutert Kuchejda abschließend.
Es sind andere Zahlen, die eine deutlich verschlechterte Geschäftsgrundlage für die Unternehmen dokumentieren. 54 Prozent beklagen eine geringere Nachfrage als vor der Coronakrise und 39 Prozent hatten auch im Juni noch Kurzarbeit angemeldet. Neben den logistischen Engpässen fällt auch die mangelnde Möglichkeit ins Gewicht, Investitionen tätigen zu können. Das macht die Forschung und Entwicklung schwieriger, dabei sah in der April-Umfrage die bedeutende Mehrheit der Unternehmen gerade die Innovationskraft der Brache als das entscheidende Mittel an, wettbewerbsfähig zu bleiben. 64 Prozent der Unternehmen planen mit angepassten Arbeitsweisen auf die neuen Verhältnisse zu reagieren und die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben. Beinahe ein Drittel (29 %) ist auf der Suche nach zusätzlichen, neuen Lieferanten für Vorprodukte und nicht weniger als 18 Prozent ändern gerade ihr bisheriges Geschäftsmodell oder haben das bereits getan, um so neue Märkte zu erschließen. „Ohne die Unterstützung der Politik auch im Bereich der steuerlichen Forschungsförderung ist diese Situation für die Branche nur schwer zu meistern, erst Recht nicht im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit“, resümiert Kuchejda die Umfrage-Ergebnisse nicht als Entspannung, sondern vielmehr als Beleg für die zu Beginn der Krise geäußerten Befürchtungen.
SPECTARIS ist der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik mit Sitz in Berlin. Der Verband vertritt 400 überwiegend mittelständisch geprägte deutsche Unternehmen. Die Branchen Consumer Optics (Augenoptik), Photonik, Medizintechnik sowie Analysen-, Bio- und Laborgeräte erzielten im Jahr 2019 einen Gesamtumsatz von über 73 Milliarden Euro und beschäftigten rund 328.0000 Menschen.
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