Digitale Wirtschaftskonferenz Nordschwarzwald „NUR MUT“: Experten aus Politik und Wirtschaft zeigen Wege aus der Corona Krise
Experten aus Wirtschaft und Politik setzten sich im engen Dialog mit Unternehmen und Akteuren aus der Region intensiv mit den aktuellen Fragestellungen auseinander, zeigten Chancen in der Krise auf und gaben Handlungsempfehlungen. Bei der rund zweistündigen Online-Konferenz hatten sich rund 60 Teilnehmer vom eigenen Schreibtisch aus eingewählt. Nach einer kurzen Begrüßung durch Hans-Ulrich Wetzel, Geschäftsführer und Verleger der Elser Gruppe Mühlacker, stellte Staatssekretärin Katrin Schütz aus dem Wirtschaftsministerium eine Analyse der Krise vor und gab eine detaillierte Übersicht über die von Land und Bund bereitgestellten Hilfen. Das finanzielle Hilfsprogramm mit einem Gesamtvolumen von 130 Milliarden Euro sei einmalig in der Geschichte Baden-Württembergs und Deutschlands, betonte sie, fügte aber hinzu: „Die gesundheitspolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen sind sehr ernst. Es gibt noch keine Entwarnung“.
Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG), wies auf die starke Betroffenheit der wichtigsten Branchen der Region Nordschwarzwald hin: „Die 10 Top Branchen der Region sind mit den meisten Arbeitsplätzen gerade in den Branchen tätig, in denen die Auswirkungen von Corona am stärksten spürbar sind“.
„Wir haben eine Mischung aus Virus-, Struktur- und Konjunkturkrise“, brachte Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Pforzheim-Nagold, die wirtschaftliche Lage treffend auf den Punkt. Für 45 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sei Kurzarbeit angemeldet worden. Immerhin sei der Ausbildungsmarkt vergleichsweise stabil und biete gute Möglichkeiten.
Ergänzt wurde die Konferenz von anschaulichen Praxisbeiträgen, in denen die Akteure die jeweiligen Maßnahmen und Aktivitäten schilderten, die sie während der Krise in Angriff genommen haben. So erklärte Jürgen Steinbeck, Geschäftsführer der Richard Wolf GmbH aus Knittlingen, dass eingeführte Homeoffice-Regelungen auch nach Ende der Krise beibehalten würden, sofern sie sich als effizient erwiesen hätten. Bei Geschäftsreisen sowie Produktpräsentationen plane sein Betrieb weniger Teilnahmen an Veranstaltungen wie Messen und Kongressen, dafür mehr Videoübertragungen und Webcasts.
Christina Lennhof, Geschäftsführerin des Kraichgau-Stromberg Tourismus, präsentierte zehn Thesen über die Bedeutung der Krise für „eine der am härtesten betroffenen Branchen“ und konnte viel Ermutigendes für die Region aufzeigen: Was zuvor als Geheimtipp galt, liege nun im Trend – ländliche Destinationen sind für den Urlaub im eigenen Land sehr gefragt.
Matthias Fleig von der Zimmerei Heinzelmann GmbH & Co KG aus Mühlacker berichtet, dass die gute Nachfrage im Handwerk in der Krise eher noch zugenommen habe. Allerdings musste das Unternehmen massive Rückgänge im Messebau verzeichnen. Insgesamt habe sich die breite Aufstellung und Ausrichtung auf verschiedene Ebenen aber gelohnt.
Am Ende blieben viele positive Ansätze im Gedächtnis, die Hans-Ulrich Wetzel zum Fazit führten: „Wir haben das tiefste Tal durchschritten. Die Menschen und Betriebe hier in der Region sollen und dürfen uns Mut machen.“ Und Jochen Protzer von der WFG ergänzt: „Die Situation ist schwierig und es braucht Zuversicht, denn Wirtschaft hat bekanntlich viel mit Psychologie zu tun. Wir sehen den großen und bedrohlichen Schatten über der Wirtschaft, aber auch schon einiges an Licht. Was wir auf allen Ebenen brauchen, sind realistische Optimisten und bei allen ein große Portion Mut.“
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