Ein großes Herz für geflügelte Untermieter
Während die Pferde in ihren Boxen vom letzten Ausritt verschnaufen, herrscht über ihren Mähnen reger Flugverkehr. Mit gut 20 Nestern von Rauch- und Mehlschwalben ist der Reitverein ein außergewöhnlich geeigneter Lebensraum für die gefiederten Glücksbringer. Jetzt in der Brutsaison haben die Schwalbeneltern alle Flügel voll zu tun, ihren Nachwuchs satt zu bekommen. Fliegen, Mücken und andere Fluginsekten verschlingen die Küken, die gierig ihre gelben Schnäbelchen in die Höhe recken. "Wir freuen uns über jedes geschlüpfte Schwalbenküken. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, ihnen sichere Nistmöglichkeiten zu bieten. Auf unserem Vereinsgelände sind nicht nur Pferde willkommen", sagt Michaela Wilczek, 1. Vorsitzende des Reitclubs. und zeigt den Schwalbenexpert*innen vom NABU Berlin stolz die Schwalbennester in den Ställen und außen am Gebäude. Neben dem Platz zum Nisten haben die Vereinsmitglieder sogar Sitznägel angebracht, die gern genutzt werden. Für die Zukunft sind !
zusätzliche Lehmpfützen nur für die Schwalben und sogar Infoveranstaltungen zum Thema Schwalben geplant.
Imke Wardenburg vom NABU-Projekt "Artenschutz am Gebäude" ist begeistert: "Schwalben finden in der Großstadt Berlin immer weniger Lebens- und Nistmöglichkeiten. Das Engagement im Reitclub zeigt, wie man ihnen am Rande der Großstadt ein Zuhause schafft und in guter Nachbarschaft leben kann".
Direkt am Grunewaldsee zwischen dem Jagdschloss Grunewald und dem Forsthaus Paulsborn liegt die Reitanlage des Reitclubs Grunewald e.V. In den Stallungen des 1963 gegründeten gemeinnützigen Vereins leben rund 13 Privat- und 220 vereinseigene Schulpferde und -ponys. Rund 350 Mitglieder nutzen das idyllische Ausreitgebiet mit schönen Sandwegen bis zum Schlachtensee. Zur Anlage gehört eine Reithalle, ein Außenplatz und zwei großzügige Stallanlagen, in denen neben Warmblutpferden und deutschen Reitponys auch die Schwalben und viele Sperlinge zuhause sind.
Harte Zeiten für Berliner Schwalben
"Der Bestand der Mehlschwalbe ist in Berlin in den letzten 20 Jahren um circa ein Drittel zurückgegangen. Derzeit geht man von 3.000 bis 4.000 Brutpaaren aus. Die stärker ans Wasser gebundenen Rauchschwalben findet man in Berlin deutlich seltener und immer wieder werden ihre Niststätten zerstört. Es mangelt also hauptsächlich an Brutplätzen", erklärt Wardenburg.
Schwalben töpfern sich an Hauswänden ihre Niststätten selbst – Rauchschwalben nisten am liebsten geschützt in Gebäuden, Mehlschwalben an Außenwänden. Beide bauen kunstvolle Nester aus Lehm, die sie über Jahre immer wieder nutzen. Bei Fassadensanierungen werden jedoch viele Nester entfernt, manche Hausbesitzer*innen stört auch der Kot und sie schlagen die Nester einfach ab.
Dabei sind Schwalben besonders geschützt. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz dürfen auch ihre Fortpflanzungsstätten nicht aus der Natur entnommen, beschädigt oder zerstört werden, auch dann nicht, wenn sie gerade nicht genutzt werden.
Auch die zunehmende Bebauung von Brachen und Versiegelung im Stadtraum lässt die Vögel immer weniger nassen Lehm für ihren Nestbau finden. Der Rückgang von Insekten hat natürlich auch Auswirkungen. Schwalben ernähren sich ganz überwiegend von fliegenden Insekten. Fehlen diese, haben sie es immer schwerer, natürliche Nahrung zu finden.
Die NABU-Aktion "Schwalbenfreundliches Haus"
Mit der Aktion "Schwalbenfreundliches Haus" setzt sich der NABU für den Schutz der Schwalben ein und zeichnet Menschen aus, die die gefiederten Glücksbringer willkommen heißen und Brutplätze schaffen oder erhalten. Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Eine feucht gehaltene Lehmpfütze im Garten oder Innenhof hilft beim Nestbau. Rauputzstreifen oder Brettchen werden von den Schwalben gut angenommen, aber auch Kunstnester werden von ihnen bezogen. Wer nahe der Nester naturnah gärtnert – mit einheimischen Blumen und Sträuchern und ohne Pestizide – tut nicht nur den Insekten Gutes, sondern unterstützt so auch die Schwalben. Aber auch in einer Mietwohnung kann man Schwalben willkommen heißen.
Jede*r Schwalbenliebhaber*in kann seine/ihre Untermieter melden und sich um eine Plakette "Schwalbenfreundliches Haus" beim NABU Berlin bewerben.
Der NABU Berlin ist ein Mitgliederverband. Rund 18.000 Mitglieder unterstützen die Arbeit des NABU Berlin, viele von ihnen engagieren sich in Bezirks-, Fach- und Kindergruppen für den Erhalt der Natur und eine lebenswertere Umwelt. Weitere Informationen über den NABU Berlin finden Sie unter https://berlin.nabu.de.
NABU Berlin
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13187 Berlin
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Projekt "Artenschutz am Gebäude"
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E-Mail: iwardenburg@nabu-berlin.de
Pressereferentin
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