Klimaschäden in den Niedersächsischen Landesforsten immer dramatischer -Wiederaufforstung rückt in den Fokus
Die auch in 2020 andauernde Dürre verlangt den Försterinnen und Förstern psychisch wie physisch alles ab: „Seit nunmehr drei Jahren kämpfen wir erbittert gegen den Borkenkäfer, müssen mit ansehen, wie alte Buchen in der Sommerdürre schlicht vertrocknen und wie Waldbilder, die wir Jahrzehnte lang entwickelt haben, sich binnen weniger Tage verändern“, beschreibt Dr. Merker die Lage. „Die Aufarbeitung der befallenen Bäume können wir nicht einstellen, weil mit jeder weiteren Borkenkäfer-Generation die Schadflächen exponentiell ansteigen. Das erinnert gerade sehr an die Ausbreitung des Corona-Virus“, so Merker. Auf immer größeren Waldflächen werden die Folgen des Klimawandels nun sichtbar.
Lichtblicke gibt es überall dort, wo die Landesforsten seit 30 Jahren das Waldumbauprogramm „LÖWE“ umsetzen „Dort, wo durch unseren Waldumbau unter den alten Bäumen bereits die nächste Waldgeneration wächst, bestätigt sich, dass LÖWE der richtige Weg ist“, so Merker. Gleiches gelte für viele der Flächen, die nach dem Orkan Kyrill 2007 wieder aufgeforstet worden seien und wo jetzt vitale Mischbestände mit verschiedenen Baumarten dem Klimawandel trotzen. „Diese Flächen sind jetzt unsere Leitbilder und für die Wiederbewaldung maßgeblich“, erläutert Dr. Klaus Merker.
Deshalb richtet sich der Fokus der Landesforsten zunehmend auf die Wiederbewaldung der geschädigten Flächen. Die entstandenen Freiflächen wollen die Landesforsten möglichst umgehend wieder aufforsten. Dies werde mehrere Jahre in Anspruch nehmen und ein teures Programm werden. „Anders als in den Vorjahren, in denen wir den Waldumbau wie auch die zahlreichen anderen Funktionen des Waldes mit den Erlösen aus dem Holzverkauf finanziert haben, ist dies derzeit wegen der kollabierten Holzmärkte nicht möglich. Ohne zusätzliche Unterstützung, z.B. durch das Land, wird es nicht gelingen“, so Dr. Merker weiter. Die großen zeitgleichen Anstrengungen zur Bewältigung der Schäden einerseits und die eingeleitete Wiederbewaldung andererseits bei in Folge des hohen Schadholzaufkommens zusammengebrochenem Holzmarkt führten in 2019 zu einem Defizit von 27 Mio. € im Forstbetrieb. Merker bezeichnet dies als Klimafolgekosten.
Um dennoch die Waldverjüngung in dem notwendigen Umfang stemmen zu können, haben die Landesforsten zusätzlich zur Landesunterstützung die „Klima-Aktion Wald“ gestartet. Im Rahmen der Aktion unter Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Stephan Weil kooperieren die Landesforsten mit verschiedenen Partnern und geben auch besorgten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, die Wiederbewaldung geschädigter Flächen zu unterstützen und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Gerade der Jahresabschluss 2019 zeige aber auch deutlich, dass der Wert des Waldes für die Gesellschaft über den des Rohstoffs Holz hinausgeht, erläutert Dr. Merker: „Ein Hektar Wald bindet pro Jahr ca. 10 Tonnen Kohlenstoffdioxid, die von der Volkswirtschaft anderswo ausgestoßen wurden. Würde diese Klimaschutzleistung der Wälder mit den im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung festgelegten Preisen honoriert, würden wir nicht über ein Defizit reden“, so Merker. Es sei daher an der Zeit, die Ökosystemleistungen der Wälder ihrem Wert entsprechend zu honorieren, damit die Waldbesitzer den Klimaschutz und andere Leistungen wie den Artenschutz und die Erholungsfunktion auch unter zukünftig geänderten Klimabedingungen weiterhin dauerhaft gewährleisten können.
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