Ursache der Misere beseitigen
Ausbau nach kapazitätsorientiertem ‚Deutschlandtakt‘
Zwar sind im „Masterplan Schienenverkehr“ gute Ansätze vorhanden. „Die Probleme der DB werden damit aber nicht gleich beseitigt“, so Weselsky. Der Engpass in der Schieneninfrastruktur werde dabei viel zu wenig berücksichtigt: denn seit Jahrzehnten wurden Gleise stillgelegt, Bahnhöfe und Güterverkehrsstellen geschlossen und die Brücken sind marode. Außerdem arbeite die DB Netz AG
weitgehend mit einer Leit- und Sicherungstechnik der 1950er Jahre. Anstatt viel Geld in Leuchtturmprojekte wie die automatische S-Bahn in Hamburg und Milliarden für Höchstgeschwindigkeitsstrecken zu versenken, fordert die GDL den konsequenten Ausbau des Schienennetzes für den Güter- und den Personenverkehr nach dem kapazitätsorientierten ‚Deutschlandtakt‘. Weselsky: „Der Fokus muss auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit liegen und nicht auf der kürzesten Fahrzeit, denn dadurch wird der Taktfahrplan anfälliger für Störungen.“
Rückgrat des Schienengüterverkehrs
Schon seit Jahren macht die DB Cargo AG Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. 2019 hat er sich sogar um 43 Prozent auf 488 Milliarden Euro erhöht. Klar hat Corona auch dem Schienengüterverkehr zugesetzt. Hauptursache für das Defizit ist aber seit Jahren der Einzelwagenverkehr – das Rückgrat des Schienengüterverkehrs – mit seinen hohen Anlagennutzungsentgelten. „Das Kuppeln der Wagen mit der Hand offenbart dabei den gravierenden Mangel“, so der Bundesvorsitzende. Jede Tonne, die auf der Schiene transportiert wird, spart im Vergleich zum Lkw rund 80 Prozent Kohlendioxid. Ein Güterzug ersetzt bis zu 52 Lkw. Weselsky: „Die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene ist notwendiger denn je. Sie wird ohne bessere Bedingungen für den Einzelwagenverkehr nicht funktionieren.“
GDL: Profitzwang für die Infrastruktur abschaffen
Ein weiteres Kernelement zur Verkehrsverlagerung muss nach Auffassung der GDL die Abschaffung des Profitzwangs für die Infrastruktur sein. Dazu müssten DB Netz, DB Energie und DB Station & Service zu einer gemeinnützigen Gesellschaft zusammengefasst werden – eine echte Bahnreform II. Weselsky: „Mit der Bahnreform II könnten die Trassenpreise und die Anlagennutzungsentgelte günstiger werden und die Schiene hätte mehr Chance auf einen fairen Wettbewerb, denn so lange der Schienengüterverkehr langsamer und sogar teurer ist als der Transport auf der Straße, bleibt der Verkehr auf der Straße.“
Überhaupt fordert die GDL eine Anpassung der im Vergleich zum Straßenverkehr immer noch zu teuren Trassenpreise.
Rückzug aus ausländischen Aktivitäten
Eine Baustelle sind auch die zahlreichen ausländischen Beteiligungen. An 700 Töchtern ist die DB mittlerweile beteiligt. Sie erwirtschaftet mehr als 40 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Weselsky: „Geld wird mit den wenigsten verdient.“ Vielmehr werde wie aktuell bei Arriva massiv Geld verbrannt. Gerade wurde eine Wertberichtigung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro vorgenommen. „Eisenbahn in Deutschland ist das Herzstück des DB-Konzerns und darauf muss der Fokus gerichtet werden“, forderte Weselsky.
Keine Abstriche beim Zugpersonal
Die GDL hat übrigens im Gegensatz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) das „Bündnis für unsere Bahn“ mit dem Ziel der Einsparung der Personalkosten von zwei Milliarden Euro nicht unterzeichnet. DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz verkündete in der heutigen Pressekonferenz, dass man mit der EVG auf gutem Wege bei der Umsetzung sei. Bei der GDL sieht das anders aus. „Mit uns wird beim Zugpersonal nicht gespart. Unsere Kolleginnen und Kollegen halten nicht nur in Corona-Zeiten oft unter widrigen Umständen den Zugverkehr rund um die Uhr sicher und zuverlässig am Laufen. Im Gegenteil: Es gibt noch viele Stellschrauben, an denen gedreht werden muss, damit die Entgelt- und Arbeitsbedingungen verbessert werden, denn ohne Lokomotivführer und Zugbegleiter geht noch sehr lange nichts auf der Schiene.“
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)
Baumweg 45
60316 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (69) 405709-0
Telefax: +49 (69) 405709-129
http://www.gdl.de
Pressesprecherin
Telefon: +49 (69) 405709-111
Fax: +49 (69) 405709-37
E-Mail: presse@gdl.de