Kunst & Kultur

>1000 Scores< – Ein Online-Performance-Projekt mit internationalen Künstler*innen lädt zum Selbstversuch

Das Wohnzimmer wird zur Bühne: die PACT-Koproduktion ›1000 Scores. Pieces for Here, Now & Later‹ ist ein Onlineprojekt, für das internationale Künstler*innen kurze Performance-Instruktionen, sogenannte Scores, kreiert haben. Zweimal wöchentlich erscheinen neue Scores. Initiiert wurde das Projekt von Helgard Haug , David Helbich und Cornelius Puschke. 

In Tradition von von Werksammlungen wie dem ›Fluxus Performance Workbook‹, Hans Ulrich Obrists ›do it‹ oder Miranda Julys and Harrell Fletchers ›Learning to Love You More‹ präsentiert das Trio Haug/Helbich/Puschke neue Instruktionswerke internationaler Künstler*innen der Performing Arts, die von je einer Person realisiert werden können. Dabei ist die Serie auch eine Reaktion auf die Gegenwart der Coronakrise – allen Werken ist gemeinsam, dass sie zu Hause realisiert werden können, benötigt werden keine oder nur haushaltsübliche Utensilien: so wird bei David Helbich ein gefülltes Weinglas zum Instrument, der Künstler Tim Etchells lässt Sätze, die aus Zeitungen und Alltag im Kopf kleben bleiben, zu einem dadaistisch-poetischen Mantra heranwachsen, während bei der Komponistin Ryoko Akama durch die Reflexion tagtäglicher Stimmungslagen eine eigene Tonleiter entsteht. Seit dem Auftakt des Projektes im Juni wächst die Sammlung kontinuierlich. Die Aufträge für neue Scores werden gemeinsam von dem künstlerischen Team mit Partnerinstitutionen und den Koproduzenten vergeben, zu denen neben PACT das Goethe-Institut, KANAL – Centre Pompidou (Brüssel) und Tanz im August (Berlin) zählen.

Als Auftragswerke von PACT erscheinen ab dem 04.08. Scores von Johannes Paul Raether, RYBN.ORG, Annie Dorsen, Tabita Rezaire und Trajal Harrell. Sämtliche Scores bleiben dauerhaft online abrufbar.

Johannes Paul Raether (DI 04.08.) zeigte zuletzt im Rahmen von ›Blue Skies – Bodies in Trouble‹ die Performance ›Transformalor – Transformella malor [4.4.6.13.]‹. Raether hat mit der ›Transformella‹-Lebenslinie künstliche Identitäten geschaffen, die mit neuartigen Reproduktions- wie Familienkonzepten auf eine Zeit reagieren, in der Diskrepanzen zwischen Technologie, Körperlichkeit und Gender zunehmend spürbar werden. Seine Arbeiten und Performances wurden u.a. auf der 9. Berlin Biennale, im Palais de Tokyo (Paris), im Fridericianum (Kassel), bei SAVVY Contemporary (Berlin) sowie im Rahmen einer Einzelausstellung zuletzt im Kunstverein Düsseldorf gezeigt. Aktuell ist Raether Fellow bei PACT Zollverein.

Das Künstler*innenkollektiv und die Plattform RYBN.ORG (FR 07.08.) recherchiert und forscht für seine international gezeigten Arbeiten zu algorithmischen und automatisierten Prozessen, der Ökonomisierung von Architektur, Sprache und Stadtentwicklung, Big Data, künstlicher Intelligenz und kognitiven Systemen. Im Rahmen von IMPACT16 sowie als Resident*innen war RYBN.ORG mehrfach bei PACT zu Gast, Werke und Performances zeigte das Kollektiv außerdem auf der transmediale (Berlin), dem Ars Electronica Festival (Linz), sowie im Centre Pompidou (Paris) und im ZKM – Zentrum für Kunst und Medien (Karlsruhe). 

Als Autorin und Regisseurin realisiert Annie Dorsen (DI 11.08.) Werke, die Algorithmen mit Live-Performance verbinden. Ihre Installationen und Performances waren u.a. auf der 14. Sharjah Biennale, im Performance Space New York, bei Le Festival d’Automne (Paris), dem Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel (Hamburg), beim Festival Steirischer Herbst (Graz) sowie dem Holland Festival (Amsterdam) zu sehen. Dorsens Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet – so erhielt sie u.a. 2019 ein MacArthur Fellowship, 2018 ein Guggenheim Fellowship, 2018 den Spalding Gray Award, 2016 den Grant to Artists Award der Foundation for Contemporary Arts sowie 2014 den den Herb Alpert Award for the Arts in der Kategorie Theater.

Tabita Rezaire (FR 14.08.) setzt in ihren künstlerischen Arbeiten Identität, Technologie und Spiritualität in Beziehung zueinander. Ihre Werke wurden u.a. gezeigt im New Museum (New York), auf der Performa 17 (New York), im V&A – Victoria and Albert Museum (London), SMK – Statens Museum for Kunst (Kopenhagen), auf der 9. Berlin Biennale, in der Tate Modern (London), im Musée d’art moderne de la Ville de Paris, im MoCADA (New York) und bei The Broad (Los Angeles). Bei PACT gab sie im Rahmen eines Artist Talks beim Festival ›Blue Skies – Bodies in Trouble‹ Einblick in ihre Rechercheschwerpunkte.

Der New Yorker Choreograph Trajal Harrell (DI 18.08.) feierte mit seinen Verknüpfungen von zeitgenössischem Tanz und Voguing-Elementen internationale Erfolge und zeigte 2017 im Rahmen der Ruhrtriennale ›Caen Amour‹ bei PACT. Weltweit waren seine Werke in renommierten Institutionen und Festivals der Performing Arts und Bildenden Künste zu sehen, darunter das Museum Ludwig (Köln), das MoMA und MoMA PS1 (New York), das Stedelijk Museum (Amsterdam), The Barbican Centre (London), das Centre Pompidou (Paris und Metz), das Walker Arts Center (Minneapolis), das Festival d’Automne (Paris), das Holland Festival (Amsterdam), das Festival d’Avignon und Impulstanz (Wien), Tanz im August (Berlin) sowie das Panorama Festival (Rio de Janeiro) und das Schauspielhaus Bochum.

Termine ­Haug / Helbich / Puschke
›1000 Scores. Pieces for Here, Now & Later‹
Performance / Online
www.1000scores.com
 
DI 04.08. Johannes Paul Raether
FR 07.08. RYBN.ORG
DI 11.08. Annie Dorsen
FR 14.08. Tabita Rezaire
DI 18.08. Trajal Harrell

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