Auf Stippvisite in Alsfeld
Schwerpunkt des Besuchs aus der hessischen Staatskanzlei waren die Projekte vor Ort – anzuschauen, wohin EU-Mittel fließen, wie die Praxis in Städten und Gemeinden aussieht „und wie Vorhaben angegangen werden. Denn hier im ländlichen Raum können Menschen vor Ort sehen, was mit den EU-Mitteln passiert“, sagt Staatssekretär Weinmeister. Es sei wichtig, mit den Akteuren vor Ort ins Gespräch zu kommen, um wichtige Impulse für kommende Förderperioden mitzunehmen und in die Programmgestaltung einfließen zu lassen. Diesen Punkt greift der Erste Kreisbeigeordnete und Vorsitzender des Trägervereins LEADER-Region Vogelsberg Dr. Jens Mischak (CDU) gerne auf: „Seit Jahrzehnten ist der Vogelsbergkreis LEADER-Region. Viele Finanzierungen und Projekte sind seither mit den Mitteln gefördert worden.“ Auch bei Städten und Gemeinden seien die Möglichkeiten wohlbekannt, die die LEADER-Förderung für Maßnahmen vor Ort biete, fügt der Regionalmanager der LEADER-Region, Thomas Schaumberg, an.
Die LEADER-Region Vogelsberg kann auf fast 30 Jahre Erfahrung zurückblicken, denn schon 1991 war der Vogelsberg eine der ersten LEADER-Regionen in der Bundesrepublik. „Förderschwerpunkte sind bei uns meist Kleinstbetriebe aus dem Handwerk, aber auch kulturelle Vorhaben sowie Erweiterungs- und Investitionsprojekte von Unternehmen und touristische Initiativen“, führt Dr. Mischak aus. Bei den Förderverfahren sei immer wieder deutlich geworden, dass es Lücken im Fördergefüge für ländliche Regionen gebe. „Das Förderinstrument ‚Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung Agrarstruktur und Küstenschutz‘ (GAK) des Bundes schließt nicht alle kleineren Unternehmen ein – LEADER-Förderung können allerdings nur Betriebe bis zehn Mitarbeiter beantragen, diese Lücke gilt es zu schließen“, sagt Dr. Mischak.
Die Abstimmungen und Entscheidungen darüber, welche Projekte den Förderzuschlag in der LEADER-Region erhalten, funktionieren im Vogelsberg sehr gut, bekräftigen Dr. Mischak und Schaumberg. „Offene Diskussionen und geheime Abstimmungen haben sich ebenso bewährt, wie die Tatsache, dass die LEADER-Region Vogelsbergkreis ausschließlich das Kreisgebiet umfasst“, sagt Schaumberg. Damit könne der Vogelsbergkreis als geschlossene Region antreten. „Die Anfragen für Förderung sind da – wir könnten noch mehr machen“, fügt er an.
Wie in der kommenden Förderperiode die Mittel dazu zur Verfügung gestellt werden können, ist noch nicht abzusehen – eine weniger gute Nachricht, die Europastaatssekretär Mark Weinmeister aus Wiesbaden mitbringt. Noch sei nicht abzusehen, wie sich die Corona-Pandemie auf die LEADER-Förderung auswirke, allerdings stünden Kürzungen im Raum.
Teil der kleinen LEADER-Sommertour des Staatssekretärs sind drei Projekte in Alsfeld, die durch Fördermittel unterstützt, verwirklicht wurden.
Erste Station ist die Musikschule in Alsfeld, die seit Frühjahr 2020 in ihren eigenen Räumlichkeiten unterrichten kann. Musikschulleiter Walter Windisch-Laube sowie Artur Seelbach, 1. Vorsitzender der Kulturgemeinde Alsfeld, stellen stolz den neuen Sitz der Musikschule vor, berichten von renovierten Unterrichtsräumen, Schallschutzwänden, doppelten Türen und perfekter Lage und Erreichbarkeit für die Musikschüler. Insgesamt haben Musikschule und unterstützende Vereine knapp 360.000 Euro aufgebracht, um das Gebäude zu erwerben. Jeweils 40.000 Euro der Gesamtinvestitionssumme wurden aus LEADER-Mitteln und von der Stadt Alsfeld beigesteuert.
Zweite Station ist der Buchladen „Lesenswert“ direkt am Alsfelder Rathaus. Barbara Möser und Johanna Mildner nahmen sich, unterstützt durch LEADER-Mittel, der Aufgabe an, den Buchladen „Buch 2000“ von Helmar Bünnecke zu übernehmen, zu renovieren und neu zu eröffnen. Ihre Idee: ausgezeichnete Bücher und ein Ort zum Treffen und Austauschen. Das ist gelungen – mit, wie Barbara Möser und Johanna Mildner sagen, bester Unterstützung durch die Mitarbeiter vom Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum, konnten etwa 6.000 Euro Förderung für die Renovierung eingeplant werden.
Der Weltladen Alsfeld am Markt 15 ist die dritte Station. Hildegard Maaß, Vorsitzende des Vereins Weltladen Alsfeld, berichtet, dass der Umzug des Weltladens gefördert wurde. Seit 17 Jahren ist der Verein in Alsfeld aktiv – der Wechsel vom Geschäft in der Untergasse 5 in die beste Lage am Marktplatz geht einher mit mehr Verkaufsfläche, größerem Sortiment und einem barrierefreien Zugang. Insgesamt konnte die Arbeit des Vereins mit etwa 12.000 Euro unterstützt werden.
„Seit Jahrzehnten kommen LEADER-Mittel im Vogelsbergkreis vielen Projekten zugute. Gerade im ländlichen Raum profitieren Menschen von der Förderung und können eigene Projekte in die Tat umsetzen“, resümiert Dr. Mischak und bedankt sich bei Staatssekretär Weinmeister für die Stippvisite und das Engagement im Vogelsbergkreis.
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