Bei der Hälfte der Infizierten wurden keine Antikörper gefunden
Die im Mai durch das UKJ begonnene Neustadt-Studie leistet in der Antikörperforschung einen ganz besonderen Beitrag: Aufgrund eines Corona-Ausbruches in Neustadt im März wurde aus dem gesamten Ort jeder (!) Einwohner auf das Virus untersucht, und nicht, wie anderenorts, nur eine Stichprobe mit Abstrichen. Die ersten Ergebnisse der Studie belegten, dass das Virus nicht mehr in Neustadt zirkuliert.
Inzwischen liegen dem Wissenschaftlerteam um Prof. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ, weitere überraschende Erkenntnisse vor: Die Bewohner des Ortes wurden auch auf Antikörper getestet. „Wir waren überrascht, dass die Hälfte der Infizierten, bei denen das Virus 6 Wochen vorher nachgewiesen worden war, keine Antikörpertiter (Titer: Menge bestimmter Antikörper im Blut) aufwiesen, obwohl wir mit sechs verschiedenen Tests danach gesucht haben“, sagt Prof. Pletz. „Dieses überraschende Ergebnis wirft viele neue Fragen auf. Offenbar kann man auch bei einem negativen Antikörpertest nicht wirklich ausschließen, dass es vorher eine COVID-Infektion gab“, so der Infektiologe.
„Wir wissen bislang auch nicht, ob die fehlende Bildung von Antikörpern nach einer COVID-Infektion mit dem Fehlen einer Immunität gleichgesetzt werden kann.“ Hierzu soll nun bei den Studienteilnehmern, die trotz Infektion keine Antikörper gebildet haben, zusätzlich noch nach spezifischen Abwehrzellen gesucht werden. Diese langwierigen Analysen, die am UKJ im Institut für Immunologie unter Leitung von Prof. Dr. med. Thomas Kamradt, durchgeführt werden, sind umfangreich und dauern allerdings noch an.
Rückblick: Der knapp 1000-Einwohner-Ort im südlichen Ilmkreis stand ab 22. März 2020 für zwei Wochen unter Quarantäne. Am Ende dieser Quarantäne waren 49 Infektionen mit dem Corona-Virus bekannt, zwei davon verstarben. Mit einem zehnköpfigen Wissenschaftsteam war Pletz Mitte Mai in Neustadt, nahm von den Teilnehmern Blut- und Rachenspülwasserproben, befragte sie über Einzelheiten zur Symptomatik und möglichen Exposition mit dem Virus.
Ein zweiter Aufenthalt in Neustadt für weitere Untersuchungen ist für den kommenden Herbst geplant.
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