CARE nach der Explosion in Beirut: Kaum Schutz für tausende weibliche Geflüchtete und Migrantinnen
„Rund 20 Prozent der Bevölkerung im Libanon sind Geflüchtete, aktuell leben über 200.000 von ihnen in Beirut, die meisten kommen aus Syrien“, erklärt Bujar Hoxha, CARE-Länderdirektor im Libanon. „Bereits vor der Explosion litten Geflüchtete am meisten unter der schweren ökonomischen Krise, in der sich das Land befindet. Viele lebten in temporären Unterkünften. Ohne ein geregeltes Einkommen waren sie nicht mehr in der Lage, sich teurere Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs zu kaufen.“
Laut einer kürzlich von CARE veröffentlichten Studie ist die Armutsrate bei syrischen Haushalten im Libanon seit 2019 um 73 Prozent gestiegen. Viele Familien leiden unter Nahrungsmittelunsicherheit, den meisten von ihnen fehlt eine soziale Absicherung.
Im Libanon leben auch über 250.000 Arbeitsmigranten, eine große Zahl von ihnen arbeitet im Hafen von Beirut oder in umliegenden Fabrikgebäuden. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen dem Hafen und den Fabriken von Quarantina 47 syrische Arbeiter aufgrund der Explosion ums Leben kamen. Auch tausende Hausangestellte trifft die Katastrophe schwer. Die meisten von ihnen sind Frauen, die aus dem Ausland kommen und vollständig von der Willkür ihrer Arbeitgeber abhängig sind. Bereits vor der Explosion wurden viele ohne Absicherung auf die Straße gesetzt, weil ihre Arbeitgeber sie aufgrund der Inflation nicht mehr bezahlen konnten.
„Wir sorgen uns vor allem um weibliche Geflüchtete und Migrantinnen, die oft keine Rechtsberatung erhalten, weil ihr rechtlicher Status ungeklärt ist. Das macht sie anfälliger für Gewalt, die oft nicht gemeldet wird“, fügt Thomas Rottland, Referent für den Nahen Osten bei CARE Deutschland, hinzu. „Wir befürchten, dass sich die Situation, die durch den Ausbruch von COVID-19 ohnehin prekär war, wegen der Explosion weiter verschärfen wird.“
Seit der Explosion hat CARE bereits mehr als 1.850 Lebensmittelpakete und warme Mahlzeiten an die bedürftigsten Familien in Beirut verteilt. Bis heute Abend sollen insgesamt 6.000 Menschen mit Nothilfe erreicht werden.
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