Corona-Stiftung fördert zwei junge Schlaganfallforscher mit jeweils einer Million Euro
Beide Forschungsprojekte zielen darauf ab, Früherkennung, Vorbeugung und Behandlung von Schlaganfällen zu verbessern – angesichts von jährlich 270.000 Neuerkrankungen in Deutschland und einer Sterblichkeit von 20 bis 30 Prozent ein wissenschaftlich und gesellschaftlich hoch relevantes Thema.
Steffen Tiedt und sein Forschungsprojekt PROMISE
Die Behandlung des ischämischen Schlaganfalls bzw. Hirninfarkts ist eine große Herausforderung. Bei 40 Prozent der Patienten bleibt seine Ursache unbestimmt. Zudem kann bis heute das Ausmaß der neuronalen Schäden weder in der Prähospitalphase noch seriell in der Akutphase sicher bestimmt werden. Im Blut zirkulierende Proteine (Proteom) und Stoffwechselprodukte (Metabolom) sind in der Lage, pathophysiologische Vorgänge abzubilden und bieten damit einen vielversprechenden Ansatz, die bestehenden diagnostischen Lücken zu schließen. Eine detaillierte Erfassung des Proteoms und Metaboloms wird ermöglicht durch innovative Omics-Technologien, moderne Hochdurchsatz-Methoden, die in kurzer Zeit molekulare Profile von Zellen und Geweben erstellen. Im seinem Projekt PROMISE nutzt Steffen Tiedt diese Omics-Analysen, um die charakteristischen, molekularen Signaturen beim Schlaganfall zu identifizieren und perspektivisch als diagnostische Instrumente und für personalisierte Therapien zu nutzen. Dazu wird PROMISE u.a. die klinischen Daten von 1.000 Schlaganfallpatienten mit Laboruntersuchungen verknüpfen.
Steffen Tiedt, Jahrgang 1986, studierte Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und in Havard und absolvierte seine medizinische Doktorarbeit am Institut für Physiologie der LMU. 2018 wurde er mit dem Young Investigator Award der European Stroke Organisation (ESO) ausgezeichnet.
Ana Isabel Casas Guijarro und ihr Forschungsprojekt NEURONET
Die Medizin ist in Diagnostik und Therapie vor allem auf einzelne Organe ausgerichtet. Netzwerkpharmakologie zielt darauf ab, diese Einteilung zu Gunsten einer neuen, systemmedizinischen Betrachtung abzulösen – hier steht vor allem die Vernetzung und das Zusammenspiel von verschiedenen Organen im Mittelpunkt. Krankheiten werden in diesem Modell zu Erkrankungsclustern zusammengefasst. Medikamente, die zur Behandlung einer Krankheit eines Clusters eingesetzt werden, können auch für die Therapie der anderen Erkrankungen des Clusters verwendet werden. Um die postulierten organübergreifenden Muster aufzuspüren und Erkrankungscluster zu erkennen, hilft Big Data. Auf der Grundlage großer medizinischer Datenbanken entwickelt Ana Isabel Casas Guijarrao einen alternativen Zugang im Verständnis der Krankheitsmechanismen beim Schlaganfall und bestehender Korrelationen zu anderen Erkrankungen. Mit ihrem netzwerkpharmakologischen Ansatz im Projekt NEURONET sollen potenzielle Bio- und Entzündungsmarker bei akutem Schlaganfall identifiziert werden, um daraus neue Ansätze für Früherkennung und Therapie zu gewinnen.
Ana Isabel Casas Guijarro, Jahrgang 1991, studierte Biotechnologie an der Universität Pablo de Olavide in Sevilla und Neuropsychopharmakologie an der Universität Madrid. Ihre Promotion schloss sie 2018 an der Universität Maastricht ab. Sie wird auf eine Juniorprofessur an der Universität Duisburg-Essen berufen.
Corona-Stiftung
Die Corona-Stiftung wurde 2008 unter dem Dach des Stifterverbandes errichtet. Sie fördert Wissenschaft und Forschung, vor allem auf dem Gebiet der Durchblutungsstörungen. Dafür hat sie ein Programm zur Förderung von Nachwuchsforschungsgruppen ins Leben gerufen. Pro Jahr unterstützt die Stiftung zwei wissenschaftlich exzellente, innovative und strukturell wegweisende Forschungsvorhaben von jungen Wissenschaftlern im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen, die sich an der Schnittstelle von präklinischer und klinischer Forschung befinden. Die Vorhaben sind in enger Kooperation mit Partnern aus der Klinik mit Forschungserfahrung und -verständnis zu konzipieren. Je Forschungsvorhaben stellt die Corona-Stiftung über einen Zeitraum von fünf Jahren Fördermittel in Höhe von bis zu einer Million Euro zur Verfügung. Die jungen Wissenschaftler leiten die Forschungsgruppen eigenverantwortlich und schaffen während des Förderzeitraumes die Voraussetzungen für eine Berufung als Hochschullehrer.
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