Geballte Power für die Lübecker Bucht
Ganz langsam, nahezu sanft schwebt der riesige Motorblock durch die mehrere Stockwerke hohe Halle der Fassmer-Werft. Was so leicht aussieht, ist es nicht: Fast vier Tonnen Gewicht hängen am Haken unter der Decke. Kranführer Frank Ahrens weiß mit seinem Gerät umzugehen. Die Backbordmaschine wird exakt über der offenen Wartungsluke des Seenotrettungskreuzers positioniert. Sachte, Zentimeter für Zentimeter, senkt Ahrens die schwere Last mit dem Kran ab. Der Motor wiegt so viel wie ein Kleintransporter. Zusammen mit seinem Gegenstück auf der Steuerbordseite bringt er es auf fast 4.000 PS Leistung. So können die beiden Maschinen das Schiff auf bis zu 24 Knoten (ca. 45 km/h) beschleunigen.
Nach etwa zehn Minuten passiert der Backbord-Motor den Rand der Luke. Ohne Aggregate wirkt der Maschinenraum sehr geräumig. Doch der Platz ist knapp bemessen. Kranführer Frank Ahrens leistet Millimeterarbeit: Weder die Haltegurte des Hallenkrans noch die Maschine selbst dürfen irgendwo anecken. Gute zwanzig Minuten dauert es, bis der Motor endgültig an seiner Position angelangt ist. Ein spürbarer Ruck geht durch das Schiff, als die Maschine auf ihr Fundament abgesetzt wird.
Der Neubau ist der fünfte Seenotrettungskreuzer der 28-Meter-Klasse. Er wird wie alle Rettungseinheiten der DGzRS im bewährten Netzspantensystem vollständig aus Aluminium gebaut, ist als Selbstaufrichter konstruiert und wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert.
Kurze Zeit kann Frank Ahrens durchatmen. Dann geht es auch schon weiter. Die Steuerbord-Maschine folgt in gleicher Weise wie zuvor ihr Zwilling. Während Ahrens die schwebende Last steuert, warten seine Kollegen im Bauch des Schiffes. Sie nehmen den Motor an und drehen ihn, noch am Hallenkran hängend, von Hand in die richtige Position. Langsam lassen sie ihn auf das Fundament herunter. Dabei passen sie seine Lage immer wieder leicht an.
Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Operation geglückt – vorerst. Denn in den nächsten Tagen folgt die Feinarbeit. Die Maschinenbauer richten die beide Motoren exakt auf dem Getriebe und die folgende 6,5 Meter lange Welle bis zum Propeller aus. Erst danach verbinden sie beide Maschinen fest mit dem Fundament.
Die Stationierung von SK 41 ist für den Jahreswechsel 2020/2021 geplant.
Wie der Bau von SK 41 weitergeht und was bereits zuvor geschah, ist im Werft-Tagebuch der Seenotretter zu sehen: www.seenotretter.de/werfttagebuch.
Spende für den Neubau
Eine Spende für den neuen Seenotrettungskreuzer ist am einfachsten online möglich auf der Website www.spendemanöver.de. Darüber hinaus bieten die Seenotretter die Aktion „Name an Bord“ an: Ab 5.000 Euro Spende fährt der eigene Name, der eines Unternehmens oder eines Menschen, der besonders geehrt werden soll, auf einer Danktafel an Bord von SK 41 bei jedem Einsatz mit.
Die Eckdaten der neuen Klasse:
- Länge über Alles: 27,90 Meter
• Breite über Alles: 6,2 Meter
• Tiefgang: 2,00 Meter
• Geschwindigkeit: 24 Knoten (ca. 45 km/h)
• Besatzung: 9/4 Pers. (Stamm/Einsatz)
• Antrieb: zwei Propeller, je 1.440 kW/1.958 PS = 2.880 kW/3.916 PS
• Verdrängung: 120 Tonnen
Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 55 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. Jahr für Jahr fahren die Seenotretter mehr als 2.000 Einsätze, koordiniert von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre). Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen rund 85.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.
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