Prognose für die Silomaisernte
– Wie verlief die Blüte beim Mais, wie stellen sich die Bestände aktuell dar?
– Sind Trockenschäden oder andere Probleme festzustellen? – Wann rechnen Sie mit dem Beginn der Ernte und welche Ertragserwartungen haben Sie?
Regionale Unterschiede
Norbert Erhardt von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Münster, zeichnet für NRW folgendes Bild: „Die kühleren Temperaturen im Juli hatten eine ausgeprägt lange Blühphase zur Folge. Regional beobachten wir ein deutliches Niederschlagsgefälle von Südost nach Nordwest. So verzeichnete die Wetterstation Bad Lippspringe 350 mm von April bis Ende Juli, die in Kleve im gleichen Zeitraum dagegen 140 mm. Daraus folgen für die leichten Böden im nordwestlichen Münsterland und am Niederrhein massive Trockenschäden. Der Hauptfruchtmais hat hier noch Kolben gebildet, für Zweitfruchtmais sieht es dagegen katastrophal aus. Daher erwarten wir für die leichten Böden im Nordwesten deutliche Mindererträge. Für Ostwestfalen, die Hellwegregion, die besseren Standorte im Münsterland und auch Höhenlagen rechnen wir dagegen mit sehr guten Erträgen. Den Beginn der Silomaisernte schätzen wir für das Ende der ersten Septemberdekade.“
Unterdurchschnittlich bis mittel
Dr. Gert Barthelmes vom Brandenburger Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurordnung, Teltow, fasst die Entwicklung für sein Bundesland wie folgt zusammen: „Wie schon früh vermutet, sind die Unterschiede zwischen den Maisbeständen regional – zum Teil auch sehr kleinräumig – beträchtlich. Bis Mitte Juli beobachteten wir eine recht problemlose Maisentwicklung mit überwiegend normalen Bestandeshöhen dank der „normalen“ Wasserversorgung in der zweiten Maihälfte und im Juni. Die zweite Julihälfte war schon sehr trocken, die mit Ende Juli späte Blüte, verursacht durch den kühlen Mai, fiel genau in diese Phase. Das verursachte häufig Befruchtungsprobleme, also vorzeitiges Eintrocknen der Narbenfäden, schwächere Kolbenentwicklung und Einkörnung.
Ab Anfang August war es anhaltend trocken-heiß, die Folge waren vorzeitige Blattvertrocknung, kolbenarme oder -lose Bestände. Der Zweitfruchtmais war wieder besonders stark betroffen. Regionale bzw. lokale Niederschläge ab Mitte August führten dort auch zu besseren Beständen mit normaler Kolbenausbildung und Abreifegrad. Örtlich brachten Gewitter bis zu 40 mm Niederschlag in kurzer Zeit. Die Wiederbefeuchtung trockenheitsgeschädigter Bestände kann Schwierigkeiten mit dem TS-Gehalt für die Ernte/Silierung zur Folge haben, auch verstärkte Sickersaftbildung ist möglich.
Stark geschädigte Bestände werden seit Ende der zweiten Augustdekade gehäckselt, die Haupternte könnte zum Monatswechsel August/September beginnen.“ Die Ertragserwartung schätzt Barthelmes auf unterdurchschnittlich bis mittel.
„Wir werden zufrieden sein“
Dr. Joachim Eder, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, gibt die folgende Einschätzung: „Die Situation in Südbayern ist sehr gut. Wir hatten immer genug Wasser und Wärme zur Verfügung. Wir rechnen hier mit einer Rekordernte.
In den trockeneren nördlichen Regionen sieht es etwas anders aus. In Unterfranken ist mancherorts, bedingt durch die Trockenheit, die Siloreife bereits weit fortgeschritten. Es ist nicht so schlimm wie in den beiden vorangegangenen Jahren, aber wir rechnen doch regional mit erheblichen Ernteausfällen. Am Ende der ersten Septemberdekade werden wir mit der Ernte der Landessortenversuche beginnen. Im Süden ist die Entwicklung dank der guten Wasserversorgung natürlich deutlich verlangsamt.
Örtlich sind im Süden Probleme mit Drahtwurmbefall zu konstatieren. Auch einige Hagelschäden wurden gemeldet. Allgemein kann ich aber sagen: Wir werden zufrieden sein!“
„Ich bin eigentlich guter Dinge“
Karl Gerd Harms, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg, betont wie seine Kollegen in anderen Bundesländern die stark heterogene Entwicklung: „Der Zustand der Bestände ist stark von den regionalen Niederschlägen abhängig. Auf leichten Böden, wo der Regen fehlte, geht es auch in diesem Jahr bis zur Kolbenlosigkeit. Die früh gesäten Bestände, die früh geblüht haben, sind oft in gutem Zustand, der Zweitfruchtmais dagegen sieht auf leichten Böden oft schlecht aus. Ich hoffe aber, dass das nicht mehr als zehn Prozent der Fläche betrifft. Sonst sieht es eigentlich recht gut aus, die Bestände haben den kalten Mai gut überstanden, die Schauer kamen meist rechtzeitig und die Blüte war meist vor der großen Hitze beendet. Ist der Kolben einmal gesetzt, hilft jeder weitere Niederschlag. Ich erwarte keine Rekordernte, aber guten Durchschnitt, der Erntestart wird im üblichen Zeitfenster, ab etwa 20.9. bis in den Oktober, liegen. Eine gute Maisernte wäre besonders wichtig für die Regionen, wo das Grünland so schwer von Mäusen und Tipula geschädigt wurde, um dort die Futtergrundlage zu sichern.“
Nord-/Südgefälle in Baden-Württemberg
Wilhelm Wurth vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf berichtet auch aus seinem Bundesland über regionale Unterschiede: „Im Norden mit seinen trockeneren und leichten Standorten war schon die Blüte durch Wärme und Trockenheit beeinflusst. Da finden wir auch in diesem Jahr kolbenlose Bestände, die vermutlich jetzt bereits gehäckselt sind. Das ist zwar eher die Ausnahme, ich rechne aber im Norden mit reduzierten Erträgen und einigen Qualitätsproblemen durch mangelhafte Einkörnung. Im Süden dagegen verlief bisher alles recht normal. Wir haben stellenweise Bestände mit relativ kurzen Blütenständen beobachtet, es gibt aber keine Rückmeldungen, dass das zu Problemen geführt hätte. Die Bestände stehen überwiegend sehr gut, ich rechne mit einer durchschnittlichen bis knapp überdurchschnittlichen Ernte. Die Niederschläge kamen hier oft zur rechten Zeit, auch leicht beeinträchtigte Schläge haben sich sehr gut erholt. Den Beginn der Haupternte erwarte ich je nach weiterer Wetterentwicklung etwa Anfang/Mitte September, im Süden um den 20.9. herum. Das ist dort seit einiger Zeit der normale Zeitraum für den Erntebeginn.“
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