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Raum für Akzeptanz: Café Anker im Jungbusch eröffnet

Mannheim hat jetzt einen Aufenthaltsraum für Menschen mit einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit: Heute haben der Caritasverband, der Drogenverein und die Stadt Mannheim das Café Anker im Jungbusch eröffnet. In dem sogenannten alkoholakzeptierenden Aufenthaltsort – umgangssprachlich oft als „Trinkertreff“ bezeichnet – ist der Konsum von Bier und Wein erlaubt. Neben dem Aufenthalt werden Beratungsgespräche und weitere Unterstützung angeboten.

„Ich freue mich sehr, dass wir mit der heutigen Eröffnung des Café Anker nun am Ende eines langen und durchaus von Kontroversen begleiteten Prozesses angekommen sind“, sagt Bürgermeister Dirk Grunert. „In der nun beginnenden zweijährigen Modellphase wollen wir für Menschen mit problematischem Alkohol- und Drogenkonsum im öffentlichen Raum einen direkten Zugang zum Suchthilfesystem schaffen und ihnen gleichzeitig einen Aufenthaltsort nach ihren Bedürfnissen bieten. Mit diesem Angebot gelingt es gleichermaßen, bedarfsorientierte Hilfsangebote zu machen als auch dem Bedürfnis von Kindern und Jugendlichen, Bürgerschaft, Gästen, aber auch den berechtigten Interessen von Einzelhandel und Wirtschaft nach gutem Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum Rechnung zu tragen.“ Die Stadt Mannheim fördert das Projekt mit 414.000 Euro jährlich.

Angebot schließt Versorgungslücke

Für den Betrieb des Cafés sind der Caritasverband Mannheim und der Drogenverein Mannheim gemeinsam verantwortlich. „Das Café Anker ist für Mannheim ein Schritt in die richtige Richtung. Es schließt die Versorgungslücke zwischen der Caritas-Tagesstätte für Wohnungslose, dem Kontaktladen des Drogenvereins und den Streetwork-Angeboten der beiden Träger“, sagt Regina Hertlein, Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands Mannheim.

„Für uns Träger stehen die Menschen im Fokus unseres Handelns. Menschen, denen wir würdevoll begegnen wollen und die aufgrund ihrer Abhängigkeit unsere Unterstützung benötigen“, ergänzt Günter Urbanczyk, Vorsitzender des Drogenvereins Mannheim. „Es geht nicht darum, sie von einer Drogen- oder Alkoholabstinenz zu überzeugen, sondern Schritt für Schritt in ihrem Lebensweg zu unterstützen. Im Café Anker sollen sie sich willkommen und akzeptiert fühlen.“

Aufenthalt, Beratung und Beschäftigung

Das Café Anker richtet sich besonders an Menschen mit einer starken Abhängigkeit, die nicht lange ohne Alkohol auskommen und deshalb bestehende Einrichtungen mit Alkoholverbot nicht nutzen können. Das neue Angebot entlastet sie auch von dem Druck, vor einem längeren Aufenthalt viel und schnell hochprozentigen Alkohol zu trinken.

Die Einrichtung besteht aus acht miteinander verbundenen Containern und bietet einen großen Aufenthaltsraum, in dem bis zu 50 Personen Platz finden. Außerdem gibt es zwei kleinere Räume für Gruppengespräche oder Einzelberatungen. Das Café ist aktuell montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 13 Uhr und 16 bis 19 Uhr geöffnet, mittwochs von 11 bis 13 Uhr und 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 15 Uhr. Nach dem Ende der Corona-bedingten Einschränkungen soll es unter der Woche durchgehend von 10 bis 19 Uhr offen sein. Der Konsum von mitgebrachtem Alkohol ist erlaubt, allerdings nicht von Hochprozentigem wie Schnaps. Auch illegale Drogen sind nicht gestattet. Alkoholfreie Getränke gibt es dort günstig zu kaufen.

Es ist jederzeit ein hauptamtlicher Mitarbeitender von Caritas oder Drogenverein vor Ort, der/die bei Fragen zum Thema Sucht und Alltagsproblemen weiterhilft. Auch Gesundheits- und Rechtsberatung sind geplant. Die bei Suchtkranken häufig vorkommende Antriebsschwäche und Resignation soll durch niedrigschwellige Beschäftigungsangebote durchbrochen werden. In erster Linie ist dabei an die Gestaltung des Cafés und die Bepflanzung der Außenfläche gedacht.

Lange Suche nach geeignetem Raum

Bereits 2016 hatte der Mannheimer Gemeinderat die Einrichtung eines Alkoholakzeptierenden Angebotes beschlossen, um einen alternativen Aufenthaltsort für die Menschen zu schaffen, die an öffentlichen Plätzen Alkohol konsumieren. Zuvor hatte es Beschwerden aus der Bevölkerung gegeben, insbesondere über die Gruppen am Paradeplatz. Die Suche nach einem geeigneten Raum gestaltete sich allerdings schwierig, so dass erst 2019 die Entscheidung für den jetzigen Standort in der Akademiestraße im Jungbusch fiel.

Baulich war dort nur eine Containerlösung möglich. Als Dienstleister hat die GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft im Auftrag der Stadt das Gebäude an der Akademiestraße erstellt. Es ist in modularer Bauweise innerhalb von wenigen Monaten auf einem Betonplattenfundament entstanden. Baubeginn war im Februar 2020, Anfang Juli 2020 wurde der Komplex fertig übergeben. Die Einrichtung verfügt über 125 Quadratmeter Fläche im Innenraum und 18 Quadratmeter Außenbereich mit einer überdachten Aufenthaltsfläche.

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