Staatskonzern fördert Fehlernährung: foodwatch fordert Stopp der Kooperation von Deutscher Bahn und Haribo
„Ein Süßwarenhersteller ist angesichts der grassierenden Adipositas-Epidemie und weitverbreiteten Fehlernährung als Partner für ein Staatsunternehmen inakzeptabel“, erklärte Luise Molling von foodwatch. „Seit Jahren kooperiert die Deutsche Bahn mit der Süßwarenindustrie und nimmt es in Kauf, dadurch den ohnehin viel zu hohen Zuckerkonsum insbesondere von Kindern noch weiter zu befördern. Dass Ernährungsministerin Klöckner und Verkehrsminister Scheuer das scheinbar achselzuckend hinnehmen, macht die erklärten Zuckerreduktionsziele dieser Bundesregierung einmal mehr unglaubwürdig.“
Zuckerreduktion und die Förderung gesunder Ernährung sind erklärte politische Ziele der Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag von 2018 heißt es: „Wir wollen vom Acker bis zum Teller einen gesundheitserhaltenden und nachhaltigen Lebensstil fördern, ernährungsmitbedingte Krankheiten bekämpfen und den gesundheitlichen Verbraucherschutz stärken.“ (S. 89) foodwatch kritisierte, dass dieses Vertragsziel durch die Aktion der Deutsche Bahn untergraben würde. Die Verbraucherorganisation forderte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Bundesernährungsministerin Julia Klöckner sowie die Vertreterinnen und Vertreter des Bundestages im Aufsichtsrat des Staatskonzerns auf, zu bewirken, dass Kooperationen mit der Süßwarenindustrie in Zukunft ausgeschlossen sind. Im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn sitzt neben Bundestagsabgeordneten und Staatssekretären auch der ehemalige Bundesernährungsminister Christian Schmidt.
Der Süßwarenhersteller Haribo wirbt noch bis zum 18. September auf vielen Aktionspackungen mit Gutscheincodes, durch die Bahntickets bis zu 15 Euro günstiger werden. In der Vergangenheit hatte die Bahn bereits ähnliche Werbepartnerschaften unter anderem mit Ferrero und Toffifee (Storck) abgeschlossen.
Kinder und Jugendliche in Deutschland essen 60 Prozent mehr Zucker als von Fachorganisationen wie etwa der Weltgesundheitsorganisation, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Deutschen Diabetes Gesellschaft empfohlen wird. 15 Prozent der Kinder sind übergewichtig, sechs Prozent sogar adipös, also fettleibig – ihnen drohen Krankheiten wie Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Bei den Erwachsenen sind zwei Drittel der Männer und über die Hälfe der Frauen übergewichtig. Jeder vierte Erwachsene gilt hierzulande als adipös. Etwa 7 Million Menschen leiden an Diabetes Typ 2.
Quellen und weiterführende Informationen:
– Aktionsseiten der Deutschen Bahn und Haribo:
bahn.haribo.de/
www.bahn.de/p/view/angebot/aktionsangebote/haribo.shtml
– Koalitionsvertrag der Deutschen Bundesregierung
www.cdu.de/system/tdf/media/dokumente/koalitionsvertrag_2018.pdf?file=1
– foodwatch-Pressemitteilung zum Kinderüberzuckerungstag
www.foodwatch.org/de/pressemitteilungen/2020/kinder-ueberzuckerungstag-kinder-haben-zucker-limit-fuer-gesamtes-jahr-erreicht/
– Robert-Koch-Institut: Übergewicht und Adipositas in Zahlen
www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html
– Deutsche Diabetes Hilfe: Diabetes in Zahlen
www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_in_zahlen
foodwatch e.V.
Brunnenstraße 181
10119 Berlin
Telefon: +49 (30) 240476-0
Telefax: +49 (30) 240476-26
http://www.foodwatch.de
Telefon: +49 (174) 37516-89
E-Mail: presse@foodwatch.de