11. September 1570: Todestag des Reformators Johannes Brenz
Luthers Mann in Süddeutschland
Reformator, Berater des Herzogs und Architekt der evangelischen Landeskirche Württembergs: Johannes Brenz war eine der wichtigsten Personen in der württembergischen Geschichte. Die Klosterschule Maulbronn, die bis heute existiert und blüht, verdankt Brenz ihre Entstehung. Am 24. Juni 1499 wurde Johannes Brenz als Sohn des Beamten Martin Hess, Prentz genannt, in Weil der Stadt geboren. Mit 15 Jahren – einem damals durchaus üblichen Alter – begann er ein Studium an der Universität Heidelberg. Im April 1518, ein Jahr nach dem „Thesenanschlag“ und dem Beginn der Reformation, lernte Brenz den damals schon berühmten Reformator Martin Luther in Heidelberg kennen. Er fing Feuer für die neuen reformatorischen Lehren. Die revolutionären Ideen des Wittenberger Professors Luther sollten sein weiteres Leben, Denken und Handeln prägen: So sehr, dass Brenz als „Luthers Mann in Süddeutschland“ gilt.
Brenz als Reformator
1522 wurde Brenz Prediger in der Reichsstadt Schwäbisch Hall und setzte sich dort erfolgreich für die Reformation ein: 1527 entwarf er eine umfangreiche Kirchenordnung für Schwäbisch Hall. Die Reichsstadt war damit eine der ersten Städte, die ihre religiösen Verhältnisse grundlegend neu regelten. Die Ordnung legte unter anderem fest, wie Taufe und Abendmahl im reformatorischen Sinn verstanden und gehalten werden sollen. Zudem schrieb Brenz einen der wichtigsten Katechismen der Reformationszeit. Ein Katechismus ist ein christliches Lehrbuch, ganz pädagogisch angelegt in Fragen und Antworten. Nicht zuletzt war Brenz der Mitautor des Augsburger Bekenntnisses von 1530, der zentralen und bis heute noch gültigen Glaubensschrift der lutherischen Kirchen Deutschlands.
Architekt der Württembergischen Landeskirche
Durch seine umfangreichen Tätigkeiten hatte er auch Kontakt nach Württemberg. Zunehmend wurde er zum wichtigsten theologischen Ratgeber von Herzog Christoph von Württemberg. 1553 ernannte der Herzog Brenz zum Stiftspropst; das war das wichtigste kirchliche Amt des Herzogtums. Brenz war fortan für die Ordnung und Verwaltung der gesamten württembergischen Kirche zuständig. In dieser Funktion gab er der Reformation in Württemberg eine feste Form durch die „Große Württembergische Kirchenordnung“ von 1559 – ein wahrer Meilenstein. Die Große Kirchenordnung klärte die organisatorischen und theologischen Grundfragen innerhalb Württembergs. Die Schrift wurde zum Vorbild für zahlreiche lutherische Kirchenordnungen – sogar über Deutschland hinaus. So orientierte sich die schwedische Kirchenordnung von 1571 am württembergischen Vorbild. Johannes Brenz war da bereits tot: Er starb am 11. September 1570 in Stuttgart. In der Stuttgarter Stiftskirche befindet sich auch sein Epitaph, das Erinnerungsmal an das Grab des Reformators.
Maulbronn wird Klosterschule
Als Stiftspropst war Brenz für die Verwaltung der Klöster zuständig. Seit der Reformation gehörten sie dem württembergischen Staat. Was sollte mit ihnen geschehen? Durch die Reformation gab es keine Mönche mehr – der geistliche Stand war abgeschafft. Brenz fasste den Plan, dass aus den Klöstern Schulen für die zukünftigen evangelischen Pfarrer werden sollten. Zusammen mit Ambrosius Blarer, einem ehemaligen Mönch aus dem Schwarzwaldkloster Alpirsbach, brachte er im Jahr 1556 diese Neuordnung auf den Weg. Die Schüler sollten „in dem Studio der heiligen Göttlichen Schrifft erzogen“ werden, damit sie „darauff zuo dem offentlichen Kirchen und Predigtampt“ fähig wären. Die insgesamt 14 Klosterschulen wurden eine württembergische Erfolgsgeschichte. In den alten Mauern Maulbronns wurden die besten jungen Köpfe Württembergs unterrichtet. So wundert es nicht, dass der Astronom Johannes Kepler, der Dichter Friedrich Hölderlin oder der Schriftsteller Hermann Hesse Klosterschüler waren. Zugleich war es die Klosterschule, die dafür sorgte, dass das mittelalterliche Kloster Maulbronn weitgehend erhalten blieb: Für den Schulbetrieb waren die Gebäude gut geeignet und es brauchte nur wenige Umbauten. Die kontinuierliche Nutzung sorgte dafür, dass die alten Mauern instandgehalten wurden, über 450 Jahre.
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